Nach Blackfacing-Skandal beim Sechseläuten
Zürcher Zünfter müssen in Rassismus-Nachhilfekurs

Ein schwarz angemalter Mann sorgte beim Zürcher Sechseläuten für einen Skandal. Nun müssen die Zünfter in die Anti-Rassismus-Nachhilfe.
Publiziert: 19.05.2023 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 18:03 Uhr
Am «Ball beim Böögg» verkleidete sich ein Zünfter als schwarze Person.
Foto: Screenshot tagesanzeiger.ch
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Der Blackfacing-Skandal vom Zürcher Sechseläuten hat Konsequenzen. Die Zürcher Zünfter müssen in die Anti-Rassismus-Nachhilfe. Das berichtet das «SRF Regionaljournal» am Freitagabend.

«Wir haben entschieden, einen Runden Tisch mit der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus zu lancieren», sagt Christoph Nater, Vorsitzender der Zürcher Zünfte. Man wolle sich nun zum Thema Rassismus beraten lassen. Nater betont gegenüber SRF auch: «Die Zunftmeister distanzieren sich von jeglicher Form von Rassismus.» Er sei überzeugt, so Nater, «dass wir da einiges lernen können, unabhängig von den Vorfällen an diesem privaten Anlass.»

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Die Zunftmeister distanzieren sich von jeglicher Form von Rassismus.
Christoph Nater, Vorsitzender ZZZ
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Laut der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus wolle man sich jetzt ein erstes Mal im kleinen Rahmen zusammensetzen. «Da wollen wir zusammen schauen, was genau die Problematik ist und wie man diese angehen kann.» Klar sei, dass ein solcher Vorfall nicht mehr vorkommen dürfe.

Was ist passiert? Am Wochenende vor dem traditionellen Sechseläuten trifft sich ein ausgewählter Kreis der Zürcher Elite jeweils im Restaurant Terrasse am Bellevue zum «Ball beim Böögg». Ein exklusiver Anlass für ein noch exklusiveres Publikum. Dieses Jahr kam es allerdings zu einem Eklat: Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte ein Video, das ein fragwürdiges Sittengemälde dieser Gesellschaft zeigt.

Keine Zensur als Grund

Demnach habe während eines dreiviertelstündigen Showblocks ein Mann mit Kraushaarperücke und schwarz angemaltem Gesicht die Bühne betreten. Zudem habe er einen Bastrock getragen und hielt einen grossen Knochen in der Hand.

Damit wurde an diesem Auftritt sogenanntes Blackfacing betrieben. In der Fachsprache ist von dieser Praxis die Rede, wenn sich weisse Menschen das Gesicht schwarz anmalen. Kritisiert wird, dass sich privilegierte Personen dabei über eine Gruppe lustig machen, die in der Gesellschaft Diskriminierung erfahren hat und noch erfährt.

Neben dem geschminkten Mann sind auf den Aufnahmen auch ein als Frau verkleideter Mann mit blonder Perücke und eine Frau, die Federschmuck trägt, zu sehen. Wie die Zeitung weiter schreibt, laute die Botschaft der Showeinlage, dass man sich von niemandem zensieren lassen wolle.

Wie das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» mitteilte, habe der «Ball beim Böögg» nichts mit der Organisation des Sechseläutens zu tun. Die Veranstalter des «Balls beim Böögg» haben auf eine Stellungnahme zur Produktion am Zunftball verzichtet. (zis)

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