Trauer um Aycan Oelemezler
Zürcher Amateur-Kicker (†32) stirbt nach Fussball-Unfall

Der Zürcher Aycan Oelemezler (†32) fällt bei einem Firmensport-Fussballmatch auf den Kopf und erleidet Hirnblutungen. Sechs Tage später ist er tot.
Publiziert: 06.09.2021 um 12:34 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2021 um 19:54 Uhr
Der Zürcher Aycan Oelemezler (†32) fällt Mitte August bei einem Firmensport-Fussballmatch auf den Kopf. Er erleidet Hirnblutungen.
Foto: Facebook
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Nicolas Lurati

Hasan Oelemezler (55) aus Zürich trauert um seinen Sohn. Iskender Aycan Oelemezler (†32), den alle nur «Aycan» nannten, starb an den Folgen eines Sportunfalls. Das Unglück geschah nicht etwa beim Ausüben einer klassischen Risikosportart – es passierte beim Fussball.

Firmensport, ein Montag Mitte August, FC Siemens gegen FC Kuma. Auf Kunstrasen. Es ist die Saisonvorbereitung auf der Sportanlage Juchhof in Schlieren ZH. Vater Hasan, Wirt vom Saatlen Pub in Zürich-Schwamendingen, steht an diesem Abend nicht am Spielfeldrand. Die schrecklichen Ereignisse werden ihm von Anwesenden geschildert.

Vater des Verunfallten stellt klar: «Es war kein Foul»

Es läuft die Schlussphase des Spiels. Aycan Oelemezler, Stürmer des FC Kuma, bekommt einen Pass von seinem Mitspieler. Aycan und ein Siemens-Akteur rennen zum Ball. Der Gegenspieler ist schneller als Aycan und klärt zum Corner. «Es kam zu keiner Berührung zwischen meinem Sohn und dem Gegner. Es war kein Foul», macht Vater Hasan klar. Aycan stoppt. «Gleichzeitig rutschte er wohl aus.»

Der 32-Jährige fällt mit Schwung nach hinten auf die rechte Seite des Kopfes. «Auf eine sehr empfindliche Stelle, wie mir der Arzt später sagte», so Hasan Oelemezler. Sein Sohn bleibt liegen, das Spiel wird abgebrochen. «Er musste zweimal erbrechen. Und lag stets am Boden.» Ein paar Worte spricht Aycan noch. Dann kommt nichts mehr.

Aycans Gehirn ist schwer geschädigt

Im Zürcher Unispital (USZ) wird der türkisch-schweizerische Doppelbürger sofort operiert. «Er hatte Hirnblutungen», sagt sein Vater. Röntgen-Aufnahmen am Tag darauf zeigen: Aycans Gehirn ist schwer geschädigt. Die Ärzte konfrontieren Hasan Oelemezler mit der schlimmen Wahrheit: «Sie sagten, wenn er denn überleben sollte, würde er für immer liegenbleiben.»

Diese düstere Prognose ist dem Vater in diesem Moment egal: «Hauptsache, er lebt. Er ist mein Sohn.» Doch Aycans Zustand verbessert sich nicht. Im Gegenteil: «Am Freitagnachmittag sagten mir die Ärzte, dass Aycan noch höchstens 12 Stunden zu Leben habe. Sein Hirn sei zu 99 Prozent tot.»

Aycan ist an Maschinen angeschlossen. Am Sonntagmittag bekommt Hasan Oelemezlers jüngerer Sohn Hulisi (29) den Anruf von der Station. «Sie sagten, dass Aycan jetzt tot sei», erzählt der Vater. Sechs Tage nach dem verhängnisvollen Match. «Er verstarb an mehrfachen Hirnblutungen. Ich bin zusammengebrochen.»

200 Menschen an Aycans Beerdigung

Der Zürcher betont, dass die Maschinen nie abgestellt worden seien. «Das war mein Wunsch. Aycan ist von selbst gestorben.»

An der Beerdigung von Aycan Oelemezler auf dem Friedhof Schwamendingen nehmen rund 200 Menschen teil. «Das zeigt, wie beliebt er war», so der Vater. Sein Sohn bleibe ihm auch als «diszipliniert» und «zielorientiert» in Erinnerung. «Er sagte immer ‹Wenn ich motiviert bin, steht es schon 1:0 für mich›. Er war ein wunderbarer Mensch und ein wunderbarer Sohn.»

Hasan Oelemezler sei «unfassbar Stolz» auf Aycan gewesen. Der Vater hatte allen Grund dazu: Sein Sohn beherrschte sieben Sprachen, war verlobt, rauchte nicht, trank keinen Alkohol und hatte einen guten Job beim Staatssekretariat für Migration.

«Die Ärzte haben ihr Bestes gegeben»

Dem Gegenspieler vom FC Siemens, der den Zweikampf vor dem Unfall hatte, macht Oelemezler keinen Vorwurf. «Ich habe ihn getroffen, er war bei mir zu Hause. Es geht ihm sehr schlecht.» Der Vater streicht auch die Betreuung am USZ heraus: «Die Ärzte haben ihr Bestes gegeben.»

Dennoch habe er den Wunsch, dass Amateurfussballer aus diesem tödlichen Unfall ihre Lehren ziehen: «Ich hoffe, dass künftig mit mehr Lockerheit gespielt wird. Spass und Bewegung sollten im Vordergrund stehen.»

Er sei schon öfter zu den Spielen von Aycan gegangen. «Die meisten sind übermotiviert», findet der Vater. «Ich habe damals schon mehrmals zu meinem Sohn gesagt, er selbst solle auch ein paar Gänge zurückschalten. Oder ganz mit dem Vereinsfussball aufhören.»

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