Experte über gefährlichen Drogenkonsum bei Jugendlichen
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Zwei Tote in Zollikerberg:Gefährlicher Drogenkonsum bei Jugendlichen

Zwei tote Teenager in Zollikerberg ZH – Drogenexperte erklärt
Mit diesen Drogen dröhnt sich die Hip-Hop-Szene zu

Am Sonntag sind zwei 15-Jährige in Zollikerberg ZH gestorben. Vermutlich waren Drogen im Spiel. Ein Experte nimmt zum Drogenkonsum von Jugendlichen Stellung.
Publiziert: 19.08.2020 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2021 um 11:37 Uhr
Suchtexperte Dominique Schori erklärt gegenüber BLICK die Gefahren des Drogenkonsums bei Jugendlichen.
Foto: Fabio Giger
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Marsel Szopinski

Dario* (†15) und seine Kollegin Kim* (†15) starben am Sonntag in Zollikerberg ZH. Starben sie im Drogenrausch? Sein Stiefvater und Rapper ZH Beats (35) sowie die Mutter vermuten eine Überdosis Xanax oder gestrecktes Gras. Auch der Verdacht auf übermässigen Konsum von codeinhaltigen Hustensirups wird im Umfeld laut.

Dominique Schori, Suchtexperte und Teamleiter der Drogenberatungsstelle Saferparty Streetwork, ordnet den Drogenkonsum bei Jugendlichen ein. Und er sagt, was in der Hip-Hop-Szene beliebt ist – auch der verstorbene Dario rappte mit Vorliebe übers High-Werden.

Wann wird Cannabis gefährlich?

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge unter den Jugendlichen, gefolgt von MDMA. Eigentlich ist der Konsum der Hanfpflanze selten lebensgefährlich. Doch seit einiger Zeit macht den Experten ein unheilvoller Trend grosse Sorgen. «Synthetisches Cannabis ist hingegen zurzeit eine der gefährlichsten Substanzen im Umlauf», sagt Schori. «Die Konsumenten erwarten den gewohnten Effekt der Substanz, dann entwickeln sich aber unerwartete Wirkungen.» Betroffene berichten von Horrortrips, Herzrasen und Atembeschwerden. «Es gibt bei uns eine deutliche Zunahme an Anfragen zu synthetischem Cannabis.»

Wie wird aus Hustensirup eine Droge?

Bestimmte Hustensirups werden wegen des Codeins, welches zu den Opiaten zählt, zur Partydroge. In der Hip-Hop-Szene wird Hustensirup beispielsweise mit Limonade und zerkrümelten Bonbons zu «Purple Drank» gemischt. «Der Konsum wird auch in vielen Songtexten verherrlicht», sagt Schori.

Codein wirkt sich dabei auf das zentrale Nervensystem aus: Atemzentrum und Herz werden dabei runtergefahren. Das kann bei übermässigem Konsum zu Atem- und Herzstillstand führen – also auch zum Tod. «Vor allem der Mischkonsum mit anderen dämpfenden Substanzen ist gefährlich.» Seit 2019 sind codeinhaltige Sirups rezeptpflichtig. «Trotzdem können sie illegal im Darknet beschafft werden», sagt Schori.

Was ist Xanax?

Auch Xanax wird oft in Rap-Songs thematisiert. Das Mittel, auch als Alprazolam bekannt, ist ein Medikament und wird unter anderem zur Behandlung von Angst- und Panikstörungen verwendet. Benzodiazepine (umgangssprachlich «Benzos») wirken auch dämpfend wie Codein. «Auf Basis der Erfahrungen aus unserem Beratungszentrum lässt sich allerdings kein Trend hin zu vermehrtem Konsum von Xanax feststellen», sagt Schori.

Was tun, wenn mein Kind Drogen konsumiert?

Schori rät Eltern zum offenen Gespräch mit ihren Kindern. «Moralisierende Botschaften wirken dabei meistens schlecht», so der Experte. Man soll Sorgen ansprechen, wachsam bleiben und Unterstützung von externen Fachpersonen einholen. «In den allermeisten Fällen hat Drogenkonsum keine fatalen Folgen.»

«Jugendliche sollten keine illegalen Substanzen konsumieren», sagt Schori. Dass das aber nicht immer vermieden werden kann, ist dem Experten klar. Am wichtigsten sei es deshalb, Mischkonsum zu vermeiden. «Über Wirkungen und Nebenwirkungen sollte man sich vorab gut informieren.» Saferparty bietet auch ein Drug-Checking an, bei dem die Substanzen, verbunden mit einem obligatorischen Gespräch mit einer Fachperson, getestet werden.

* Namen geändert

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