«Ich hatte Bedenken»
So irre ist Bernhard Russis Corona-Reise nach China

Nein, es ist keine Reise zum Mond. Auch wenn sich Bernhard Russi so fühlt. Es ist eine Inspektionsreise für die Olympischen Winterspiele nach Peking.
Publiziert: 11.11.2020 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2020 um 09:48 Uhr
Felix Bingesser

Das Reisen ist in diesen Zeiten zu einem grossen Abenteuer geworden. Das erfährt jetzt auch Bernhard Russi am eigenen Leib. Seit dem letzten Januar war er in seiner Funktion als Pistenbauer der Olympischen Winterspiele Peking nie mehr in China.

Zwischenzeitlich gab es im neu gebauten Alpinzentrum ausserhalb von Peking einen Erdrutsch, der zu Mehrarbeiten geführt hat. Und um die letzten Arbeiten an der Piste zu kontrollieren, war nun eine Inspektionsreise von Pistenbauer Russi rund 14 Monate vor der Eröffnung der Winterspiele zwingend nötig.

Corona-Tests und mehrmaliges Fiebermessen

Aber eine Reise von Andermatt nach Peking kommt in diesen Corona-Zeiten einem ziemlichen Abenteuer gleich. Vor dem Abflug in Zürich musste sich Russi einem Corona-Test unterziehen. Dann Fiebermessen vor dem Flug nach Frankfurt. Dann bei der Zwischenlandung in Frankfurt sofort ein weiterer Test und abgeschirmt auf direktem Weg in die Quarantäne in ein Hotelzimmer.

Die Corona-Schutzmassnahmen machen Russis Reise nach China zum Abenteuer.
Foto: zVg
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Am nächsten Morgen der Charterflug mit anderen Sportfunktionären nach China. Wieder Fiebermessen, nur ein Passagier in jeder Reihe. «Und die Flugbegleiterinnen trugen alle Schutzanzüge», sagt Russi. Nach der Landung in Peking wider Fiebermessen, ein weiterer Test und dann drei Stunden in einem Isolationszimmer auf das Ergebnis warten.

Chinesen beeindrucken Russi

Danach folgt der Transport ins Hotel. Je fünf Personen in einem Bus mit 50 Plätzen. «Es ist beeindruckend, wie strikt und professionell die Chinesen die Schutzmassnamen umsetzen. Ich hatte auch ein wenig Bedenken vor diesem Trip. Aber ich bin wohl nirgends so sicher wie hier», sagt Russi.

Das Essen wird aufs Hotelzimmer geliefert und die Besprechungen finden per Videokonferenz statt. Am Dienstagmorgen geht es dann auf die Piste und die Besichtigung vor Ort. «Jeder hat ein Funkgerät. Man kommt keinem anderen Menschen näher als drei Meter», so Russi. Auch vor Ort wird jeden Tag zweimal Fieber gemessen.

«Menschen sind hier zuversichtlich»

Corona, das steht jetzt schon fest, wird auch die Winterspiele 2022 massiv prägen. «Die Menschen hier sind zuversichtlich, es wird schon jetzt an ausgeklügelten Schutzkonzepten gearbeitet», sagt Russi. Und ergänzt: «Wenn das jemand perfekt machen kann, dann sind das die Chinesen.»

Im letzten Februar waren eigentlich Weltcuprennen der Männer als Hauptprobe für die Piste geplant. Die sind abgesagt worden. Jetzt soll der Weltcup der Frauen im Februar in Peking gastieren. Anlässlich dieser Rennen sollen dann die Piste und auch die Schutzkonzepte einem Praxistest unterzogen werden.

Eine Woche dauert die ganze Inspektionsreise. Was klar ist: Auch die Rückreise wird zum surrealen Abenteuer.

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