Timo Meier entkam gerade noch
Der epochale Absturz der San Jose Sharks

Zwei zweistellige Niederlagen in Serie, elf Niederlagen in elf Spielen. Die San Jose Sharks sind zur Lachnummer der NHL geworden.
Publiziert: 07.11.2023 um 18:05 Uhr
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Die San Jose Sharks geben ein jämmerliches Bild ab. Zuletzt kassierten sie zweimal ein «Stängeli» – 1:10 gegen die Vancouver Canucks mit Torschütze Pius Suter und 2:10 gegen die Pittsburgh Penguins. Die Bilanz nach den ersten elf Saisonspielen? Elf Niederlagen, ein Punkt und eine Tordifferenz von -43.

So befassen sich bereits die Historiker der Liga mit der Frage, welches das schlechteste NHL-Team der Geschichte war und suchen das Pendant zu Tasmania Berlin (zwei Siege in 34 Spielen 1965/66) in der Fussball-Bundesliga oder Derby County (ein Sieg in 38 Spielen 2007/08) in der Premier League.

Dabei stiessen sie auf die Washington Capitals, die in ihrer ersten Saison 1974/75 in 80 Spielen nur achtmal gewannen. Coach Jim Anderson musste damals zurücktreten. Nicht nur wegen Erfolglosigkeit, sondern weil er ein Magengeschwür hatte, das seine Ursache im Stress gehabt haben dürfte.

Schiessbude San Jose Sharks: Goalie Magnus Chrona und Verteidiger Kyle Burroughs müssen beim 2:10-Debakel gegen die Pittsburgh Penguins ein Tor von Matt Nieto zur Kenntnis nehmen.
Foto: keystone-sda.ch
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Die Rangers starteten 1943 mit 15 Pleiten

Den miesesten Start hatten die New York Rangers, welche die Saison 1943/44 mit 15 Niederlagen begannen – wobei es damals noch nicht die Möglichkeit gab, sich einen Erfolg im Penaltyschiessen zu ergattern. Am Ende kamen sie auf sechs Siege (in 50 Spielen).

Dass die Sharks schlecht sein würden, war zu erwarten, gewissermassen Programm. Denn die Kalifornier hatten sich zu einem harten «Rebuild» (Neuaufbau) entschieden. Sie haben die Franchise mit der Abrissbirne zerlegt und ihre Stars verscherbelt und versuchen, mit den Draftrechten und Talenten, die sie dafür erhalten haben, wieder ein konkurrenzfähiges Team zu bilden. Dieser Weg wird noch mit vielen Niederlagen gepflastert sein, was das Draftsystem – je schlechter man ist, desto früher darf man Junioren wählen – mit weiteren Talenten belohnt.

Zu den wegtransferierten Stars gehört auch Timo Meier (27). Der Appenzeller Goalgetter wurde letzte Saison an die New Jersey Devils abgegeben, als klar wurde, dass er seinen Vertrag nicht langfristig verlängern würde.

Der letzte Star, den man veräusserte, war Erik Karlsson (33), der nach einer Saison mit 101 Skorerpunkten und der Norris-Trophy (bester Verteidiger der Liga) im Sommer in Pittsburgh landete.

Das Schlamassel begann mit der Karlsson-Verpflichtung

Dabei hatte der Schlamassel für die Sharks mit dem Schweden begonnen. Zu Zeiten, als die Haie ihre Gegner noch frassen, holten sie den Offensivverteidiger 2018 aus Ottawa. Dabei gaben sie nicht nur den Erstrunden-Draftpick, mit dem die Senators Tim Stützle zogen, und Spieler wie den jetzigen ZSC-Stürmer Rudolfs Balcers her, sondern wirbelten ihre Teamchemie und ihr Gehaltsgefüge durcheinander.

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Sie qualifizierten sich damals noch einmal für die Playoffs. Der Schaden war aber nicht mehr zu beheben.

Bis die Sharks wieder konkurrenzfähig sind, dürfte es noch lange dauern. Und während sie regelmässig die Hütte voll bekommen, leert sich ihr Stadion. 

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