Der tägliche Überlebenskampf hat zurzeit Priorität
Schweizer Hockey-Umsturz in der Schwebe!

Während die National League versucht, die laufende Saison irgendwie über die Runden zu bringen, muss sie auch entscheiden, wie es 2021/22 weitergeht.
Publiziert: 05.11.2020 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2020 um 19:00 Uhr
Stephan Roth

Vor einigen Tagen gab die amerikanische Sängerin Tracy Chapman ihren Hit aus dem Jahr 1988 «Talkin' 'bout a Revolution» nach vielen Jahren wieder einmal live zum Besten. Auch im Schweizer Eishockey redete man im Frühling über eine Revolution. Es war weit mehr als ein Flüstern.

Nach der Absage der Playoffs wollte man die Zeit nutzen, um über Veränderung zu diskutieren und sich zu überlegen, was mögliche wäre, wenn man das Schweizer Hockey der Zukunft auf einem weissen Papier neu zeichnen könnte.

Im Vordergrund standen die Themen Lohnbeschränkung, Öffnung des Ausländermarktes, Schliessung der Liga und Neustrukturierung der National League. Was ist von dieser Revolution, die noch vor Corona angerissen wurde, übrig geblieben?

Derzeit sind keine Fans, sondern nur Stofftiere auf den Tribünen der National League.
Foto: freshfocus
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Der tägliche Überlebenskampf hat Priorität

Inzwischen hat die National League eine eigene Gesellschaft mit Matthias Berner als VR-Präsident gegründet, um TV- und Marketing-Rechte selbst verkaufen zu können – und die Hand am Geldhahn zu haben und dem Verband nur noch so viel zu geben, wie man es für richtig hält. Und auch die Swiss League arbeitet nun an eigenständigen Konzepten für eine Neu-Positionierung.

Ansonsten hat die Corona-Krise, die das Hockey auch acht Monate nach dem Playoff-K.o. brutal hart trifft, den Revolutionsgeist etwas gezähmt. Der tägliche Überlebenskampf hat Priorität, Visionen müssen warten.

Entscheidungen müssen dennoch getroffen werden. Schliesslich müssen die Sportchefs die Kader – was angesichts der Ungewissheit rund um Corona schon schwierig genug ist – für die kommende Saison planen. Wie viele Ausländer dürfen nächste Saison eingesetzt werden? Derzeit deutet alles darauf hin, dass es beim aktuellen Format bleibt und jedes Team vier Ausländer pro Spiel einsetzen kann. Davor war die Idee aufgekommen, ausländische Spieler mit Schweizer Lizenz Ausländern gleichzustellen und die Anzahl der Schweizer Spieler auf dem Matchblatt (zum Beispiel 12) festzuschreiben.

2021/22 könnte die NL 14 Teams umfassen

In Zeiten, in denen man den Spielern (mehrheitlich Schweizer) Lohnverzichte abverlangt, kann man wohl nicht gleichzeitig ihre Jobs mit mehr Ausländern bedrohen.

Auch die für diese Corona-Saison eingeführte Regelung, den Abstieg auszusetzen und dem Swiss-League-Meister den Aufstieg zu ermöglichen, wenn er die wirtschaftlichen und strukturellen Voraussetzungen erfüllt, dürfte für 2020/21 ausgedehnt werden. Zum wirtschaftlichen Überlebenskampf soll nicht auch noch der sportliche kommen, zumal dieser in der Regel kostspielig ist. So ist es theoretisch möglich, dass die National League 2021/22 bis zu 14 Teams umfasst.

Lohnbegrenzung bleibt für 2022 ein Thema

Ohne die Liga-Qualifikation ist der aktuelle Modus mit den Pre-Playoffs für die Plätze 7 bis 10 sinnvoll, um auch in den Tiefen der Tabelle für Spannung zu sorgen. Nachdem man den Cup geopfert hat, sind nächste Saison 54 Quali-Runden geplant, wenn die Liga 12 Teams umfasst.

Die für November angesetzte Ligaversammlung wurde nach dem Veranstaltungsverbot aufgrund der vielen Unklarheiten auf Dezember oder Januar verschoben.

An den Details einer Lohnbeschränkung im Hinblick auf die Saison 2022/23 wird weiter gearbeitet. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag von HCD-Präsident Gaudenz Domenig eines «Financial Fairplays», einer Lohn-Ober- und Untergrenze mit Luxussteuer für jene Klubs, die mehr ausgeben wollen.

In der Hockey-Szene ist man sich durchaus bewusst, dass die Einnahmen tendenziell sinken werden. Der TV-Vertrag und jener mit Hauptsponsonsor PostFinance laufen 2022 aus. Und die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft dürften sich dazu auch im Sport ihre Spuren hinterlassen. Dazu werden die Klubs die Löhne über 150'000 Franken pro Jahr bis zu 20 Prozent reduzieren müssen, wenn sie die zinslosen Darlehen des Bundes nicht innerhalb von drei Jahren zurückzahlen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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