«Hoffe, ihr seid so heiss auf die neue Saison wie ich»
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HCD-Ambühl zählt die Sekunden:«Hoffe, ihr seid so heiss auf die neue Saison wie ich»

Die Druck-Rangliste der National League
So hoch sind die Erwartungen an meinen Klub

14 Teams – aber nur einer kann Meister werden. Sind alle anderen Verlierer? Die Crux liegt bei den Erwartungen. Was ist von deinem Klub gefragt?
Publiziert: 13.09.2023 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2023 um 17:22 Uhr
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Enttäuscht wird, wer zu viel erwartet. Eine alte Binsenweisheit und ein schwacher Trost, wenn der geliebte Klub alles in den Sand setzt. Allerdings liegt die Messlatte nicht überall gleich hoch: Wer wie Servette den Titel verteidigt, darf auch den Meister-Blues-Joker ziehen. Alle anderen müssen gewinnen. Oder besser gesagt: fast alle.

Wir haben ein Ranking erstellt, das deinen Klub auf den Prüfstand stellt – allerdings mit leichtem Augenzwinkern.

Verteilt werden jeweils dreimal maximal 10 Punkte für die sportliche Erwartungshaltung, für die Zeitdauer, die seit dem letzten Titelgewinn verstrichen ist (falls) und für den Zustand des Kaders (Verfalldatum erreicht?).

Aus im Halbfinal gegen Biel im letzten Frühling: Die ZSC Lions stehen jetzt unter Hochdruck.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
1/6

Wer die meisten Punkte sammelt, hat den grössten Druck. Viel Vergnügen.  

14

Ajoie: 3/30

  • Erwartungs-Faktor: 1/10. Wenn man Letzter werden darf, ohne dass jemand rummosert, bedeutet das: kein Druck weit und breit.
  • Dürre-Faktor: 1/10. Ajoie holte sich im Frühling 2020 den Schweizer Cup – ein Wettbewerb, den es nicht mehr gibt.
  • Verfalldatum-Faktor: 1/10. Ob die Mannschaft den Zenit erreicht hat oder nicht, ist egal. Die können tun, was sie wollen.
Im vergangenen Frühling konnte Ajoie den Verbleib in der National League erst in der Liga-Quali sichern.
Foto: keystone-sda.ch
13

Kloten: 10/30

  • Erwartungs-Faktor: 4/10. Der zurückhaltende Kurs passt zum neuen Bild des Klubs, bloss nichts daran ändern. Selbst ein Saisonende ohne Playoffs wäre kein Fiasko.
  • Dürre-Faktor: 1/10. Der letzte Titel (1996) war das Ende einer Ära – aber nach einem Abstieg werden die Zähler auf null gestellt.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Im Defensivbereich tummeln sich ein paar ältere Semester. Momentan punktet da aber noch die Erfahrung.
Kloten fährt einen zurückhaltenden Kurs.
Foto: freshfocus
12

Servette: 11/30

  • Erwartungs-Faktor: 1/10. Der erste welsche Meister seit 1973 muss gar nichts. Der Meister-Blues kann ausgekostet werden.
  • Dürre-Faktor: 1/10. Das ist der Titelverteidiger.
  • Verfalldatum-Faktor: 9/10. Ein Fall für die Geriatrieabteilung des Universitätsspitals Genf.
Servettes Top-Stürmer Valtteri Filppula war massgeblich am Titel beteiligt. Der Finne ist allerdings bereits 39 Jahre alt.
Foto: keystone-sda.ch
11

SCL Tigers 12/30

  • Erwartungs-Faktor: 5/10. Ein Blick auf die Kaderliste verhindert die reflexartige Forderung nach einer Playoff-Teilnahme.
  • Dürre-Faktor: 2/10. Der einzige Titel? 1976. Seither ist der Klub allerdings ein paar Mal abgestiegen.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Die neue Crew hat erst kürzlich begonnen, die Altlasten abzutragen. Da ist Geduld angebracht.
Druck? Trainer Paterlini hat die Tigers in seiner ersten Saison schon auf Kurs gebracht.
Foto: Pius Koller
10

Ambri: 14/30

  • Erwartungs-Faktor: 7/10. Der Erfolg beim Spengler Cup hat offenbar einigen die Sicht vernebelt: Die fordern jetzt tatsächlich die Playoff-Teilnahme, womöglich gar auf direktem Weg.
  • Dürre-Faktor: 2/10. Ambri war 1999 mal im Final, mehr ist nicht. In der Kurve weht allerdings Che Guevara, und ein Titelgewinn würde das penibel gepflegte Revoluzzer-Image infrage stellen.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Inti Pestoni ist bereits 32 Jahre alt? Unglaublich.
Zählt Ambri mit Goalie Juvonen tatsächlich zu den Playoff-Aspiranten?
Foto: Marusca Rezzonico/freshfocus
9

EV Zug: 15/30

  • Erwartungs-Faktor: 7/10. Zwei Titel in drei Jahren – das ist eine Hausnummer. Aber man (Dan Tangnes) will unbedingt zurück auf den Thron.
  • Dürre-Faktor: 3/10. Nur Servette wartet noch weniger lang. Allerdings sind die aus der Westschweiz, und da hat man grundsätzlich mehr Zeit.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Leonardo Genoni ist gemäss Ausweis 36 Jahre alt, was allerdings nur eine Propagandalüge sein kann: Der wirkt 10 Jahre jünger.
36 Jahre alt? Glaubt keiner. Leonardo Genoni wirkt jugendlich und frisch. Da liegen vielleicht noch ein paar Saisons drin.
Foto: Pius Koller
8

Lakers: 16/30

  • Erwartungs-Faktor: 8/10. Enttäuscht kann nur sein, wer etwas erwartet. Die Lakers haben diesbezüglich Vorarbeit geleistet. Alles andere als ein Top-6-Platz wäre fast schon enttäuschend.
  • Dürre-Faktor: 2/10. Die waren zwar noch nie Meister – aber die gehören ja auch erst seit kurzer Zeit (Wiederaufstieg) zum erweiterten sportlichen Establishment.
  • Verfalldatum-Faktor: 6/10. Roman Cervenka ist zwar schon 37, futtert allerdings permanent Datteln. Die sollen gegen alles Mögliche helfen.
Mag gerne Datteln: Lakers-Star Roman Cervenka.
Foto: Pius Koller
7

Fribourg: 20/30

  • Erwartungs-Faktor: 5/10. Dubé müsste jetzt eigentlich bald mal einen Coup landen oder mindestens direkt die Playoffs erreichen. Geht das nicht, sollte er öfters mal wie der Grinch kostümiert auftreten.
  • Dürre-Faktor: 10/10. Wer noch keinen Titel hat, wartet seit einer Ewigkeit plus 10 Tage. Man kann Fribourg allerdings auch ohne Titel gut leiden.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Selbst Killian Mottet ist schon 32 Jahre alt.
Ein Mann mit Stil und Humor: Christian Dubé im Grinch-Kostüm.
Foto: keystone-sda.ch
6

HC Davos 21/30

  • Erwartungs-Faktor: 8/10. Christian Wohlwend hat den Klub sportlich auf Kurs gebracht, aber jetzt muss der nächste Schritt kommen: Zurück nach ganz oben.
  • Dürre-Faktor: 7/10. Der letzte Titelgewinn des Rekordmeisters datiert von 2015. Tradition verpflichtet.
  • Verfalldatum-Faktor: 6/10. Andres Ambühl wird am Donnerstag 40 Jahre alt. Alle anderen sind deutlich jünger.
Büeli-National feiert am 14. September seinen 40. Geburtstag.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
5

Lugano: 22/30

  • Erwartungs-Faktor: 9/10. Man wartet seit einer gefühlten Ewigkeit auf eine durchs Band starke Saison, von A bis Z und ohne Trainerdebatte.
  • Dürre-Faktor: 8/10. Lugano gewann 2006 zuletzt einen Titel. Andere warten zwar schon länger, aber andere haben seither auch nicht die Kohle ausgegeben wie besoffene Matrosen.
  • Verfalldatum-Faktor: 5/10. Einige angegraute Routiniers trüben das Gesamtbild nicht: Die Mischung stimmt.
Ein Weilchen her: Harold Kreis als Meister-Trainer beim HC Lugano. Das war 2006.
Foto: TOTO MARTI
4

Lausanne: 25/30

  • Erwartungs-Faktor: 10/10. Die letzte wirklich starke Saison? Hatten die Waadtländer unter Heinz Ehlers. Der trainiert jetzt übrigens Visp.
  • Dürre-Faktor: 8/10. Ausser dem Vizemeistertitel 1950 hat Lausanne nichts zu bieten. Aber wer so massiv investiert, profitiert nicht vom Bonus einiger Abstiege.
  • Verfalldatum-Faktor: 7/10. Vor allem der Sportchef John Fust läuft auf dünnem Eis Schlittschuh. Er hat seit 2018 verschiedene Funktionen inne, allerdings ohne jemals zu überzeugen.
Sportchef Fust und Trainer Geoff Ward: In Lausanne müssen die Resultate sofort stimmen.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
3

Biel: 26/30

  • Erwartungs-Faktor: 10/10. Für einen Runner-up muss wohl der Titel her. Ist das gerecht? Nein. Aber das ist die Realität in der Zeit der Quartalszahlen-Tyrannen.
  • Dürre-Faktor: 8/10. Kein Playoff-Titel, zuletzt 1983 Meister. Das sind 40 Jahre.
  • Verfalldatum-Faktor: 8/10. Ein paar ältere Herren, die man gerne (erstmals oder wieder) als Meister sehen würde: Damien Brunner (37), Beat Forster (40), Luca Cunti (34).
Und nun der Titel? In der letzten Saison schaffte es der EHC Biel bis in den Final.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
2

SCB: 27/30

  • Erwartungs-Faktor: 10/10. Das ist der SC Bern.
  • Dürre-Faktor: 9/10. Jeder erinnert sich noch an die jüngste Titelflut: 2016, 2017, 2019. Aber: Das ist der SC Bern.
  • Verfalldatum-Faktor: 8/10. Viele der Schweizer Leistungsträger sind über 30 – wie lange können die noch, wenn jetzt wieder rustikaler gespielt werden soll?
Nach dem Titel ist vor dem Titel: Das ist der SC Bern.
Foto: KEYSTONE
1

ZSC Lions: 28/30

  • Erwartungs-Faktor: 10/10. Stars, Stars, Stars.
  • Dürre-Faktor: 9/10. Der letzte Titel (2018) liegt nicht übermässig lange zurück, allerdings wollte man mit einem Titel ins neue Stadion ziehen oder dann im ersten Jahr in Altstetten gleich einen feiern. Ging gründlich in die Hose, diese Vorgabe. Und: Stars, Stars, Stars.
  • Verfalldatum-Faktor: 9/10. Neun Stammkräfte mit Schweizer Pass sind 30 oder älter.
Frisch aus der NHL: Mit Superstar Denis Malgin wächst die Erwartungshaltung bei den ZSC Lions zusätzlich.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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