Hockey-Bosse schlagen Kohle-Alarm
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Berner Corona-Massnahmen:So reagieren Biel-Villard und SCB-Lüthi

Dramatische Corona-Lage
Hockey-Bosse schlagen Kohle-Alarm

Die Existenz der Profi-Klubs steht auf dem Spiel. Der Staat soll nun nicht nur mit zinslosen Darlehen, sondern mit Geldern, die nicht zurückbezahlt werden müssen, helfen.
Publiziert: 20.10.2020 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2021 um 13:03 Uhr
Stephan Roth, Angelo Rocchinotti und Alain Kunz

Der Schock sass tief, nachdem die Berner Kantonsregierung am Sonntag mitteilte, dass aufgrund der steigenden Infektionszahlen ab sofort wieder nur noch maximal 1000 Fans in die Stadien dürfen.

Auch einen Tag später ist der Zorn bei den Klubs noch nicht verraucht. YB und der SCB pub­li­zierten gemeinsam einen ­offenen Brief an die Kantons­regierung. «Für den Sport ist Euer Entscheid ein Frontalangriff. Für die Menschen, die sich für Sport inter­essieren und in die Stadien ­kommen möchten, ist dies ein verordneter Entzug, den sie nicht verstehen und nachvollziehen können», heisst es im Brief.

Schon vor dem sonntäglichen Schock war klar gewesen, dass die Vereine aufgrund der Corona-Krise und der verringerten Kapazität auf zwei Drittel der Sitzplätze in dieser Saison heftige Verluste einfahren würden. So stellte der SCB ein Spar-Budget mit einem Minus von 4,5 Millionen Franken auf. Einmalig kann der Klub das verkraften, da er dank Gewinnen während 20 Jahren Reserven anlegen konnte.

Diät-Hockey: Im Kanton Bern sind nur noch 1000 Fans bei Spielen erlaubt. Bisher durften die Sitzplätze in den Stadien wie in der Berner PostFinance-Arena zu zwei Dritteln gefüllt werden.
Foto: keystone-sda.ch
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Zinslose Darlehen können nicht die Lösung sein

Doch mit nur maximal 1000 Fans ist der Schaden nicht mehr zu verkraften. Längst waren alle Spiele durch Saisonkarten bei ­einer Corona-Kapazität von nur 6750 Plätzen (sonst 17'031) ausverkauft. Dazu schrumpfen die Gastro-Einnahmen.

«Wenn es länger geht, müssen wir über Gelder vom Staat diskutieren», sagt SCB-Geschäftsführer Marc Lüthi. «Sonst muss man sagen: Der Profi-Sport ist nicht relevant.» Und zinslose Darlehen, wie sie die Räte verabschiedet haben (die Verordnung lässt noch auf sich warten), könnten nicht die «definitive Lösung» sein, so Lüthi. «Es müsste in Richtung A-fonds-perdu-Beiträge gehen.» Der Profi-Sport im Kanton Bern generiere jährlich einen Umsatz von einer Viertel-Milliarde, rechnet Lüthi vor.

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In die gleiche Kerbe wie der Berner CEO schlägt Liga-Direktor Denis Vaucher: «Wenn wir durch behördliche Massnahmen dazu verpflichtet werden, 1000 Zuschauer oder weniger zu empfangen, benötigen wir Staatshilfe in Form von A-fonds-perdu-Beiträgen, wie dies bei der Kultur der Fall ist.»

«Bei uns hat es nun zwölf geschlagen»

Echte Alternativen dazu sieht Vaucher nicht. Gegen einen ­Unterbruch der Meisterschaft spreche, dass man nicht wisse, wie es in einem oder zwei Monaten aussieht. Und der Abbruch der Meisterschaft? «Das darf ­eigentlich keine Option sein. Wir müssen irgendwie versuchen, diese Saison durchzuseuchen. Wir haben Verpflichtungen gegenüber unseren Fans, Sponsoren, TV-Partnern und Medien.» Er warnt: «Bundespräsidentin Sommaruga sprach davon, dass es fünf vor zwölf sei. Bei uns hat es nun zwölf geschlagen.»

Die Hockey-Liga hat beschlossen, dass man grundsätzlich bis zur Nati-Pause, also bis zum 1. November, spielen werde. «Wir wollen diese Woche abwarten, alle Informationen sammeln, vor allem was in den übrigen Kantonen geschieht, nach der Situationsanalyse eine Lagebeurteilung vornehmen und nicht jetzt vor­eilig aus den Emotionen heraus Entscheide treffen.»

Nicht ausschliessen kann man nach dem Berner Vorpreschen, dass andere Kantone nachziehen. Die Zürcher Gesundheits­direktorin Natalie Rickli, wie ihr Berner Amtskollege Pierre Alain Schnegg von der SVP, hat sich schon dahingehend geäussert, stösst aber auf Widerstand, zumal die Schutzkonzepte bisher keinen Anlass zur Kritik gaben.

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Kanton Bern will Lage «fortlaufend» beurteilen

Für wie lange die Massnahme im Kanton Bern gilt, ist offen. ­«Unser Ziel ist sicher nicht, Fussball- und Hockeyspiele mit viel Publikum für ein halbes Jahr zu verbieten. Wir evaluieren die Lage fortlaufend», sagt Schnegg gegenüber «Watson». Besteht die Hoffnung, dass sich die Berner Regierung zu einem Rückzieher bewegen lässt? «Sicher nicht heute oder morgen», sagt Lüthi. «Wir wollen klare Vorgaben und wissen, bei welcher Anzahl von Infektionen wieder mehr Zuschauer in die Stadien dürfen.»

Bei YB will man mal die nächsten beiden Spiele abwarten und dann über die Bücher gehen. Man geht davon aus, dass, sollte sich die Situation wieder bessern, der kantonale Entscheid ebenso brüsk umgestossen würde, wie er von Pierre Alain Schnegg und seinem Stab getroffen wurde.

YB hat den längsten Atem

Schon am Donnerstag spielt YB in der Europa League gegen den italienischen Topklub AS Roma. Da erlaubte die Uefa eine Belegung von 30 Prozent der Stadionkapazität. Das sind 9500 Fans. YB brachte 8500 Tickets ­unter den Abonnenten in Umlauf, von denen 8200 verkauft wurden. Jetzt steht man vor dem Scherbenhaufen, bloss 600 ins Stadion lassen zu dürfen. Die eine Hälfte wird VIP-Gästen vorbehalten sein, die andere wird unter den 8200 verlost. Die nun ungültig gewordenen Tickets werden rückerstattet.

YB ist der Verein, der den längsten Schnauf aller Schweizer Profiklubs hat. Und mit der Qualifikation für die Europa League kommen weitere fünf, sechs Millionen Franken dazu. Doch auch bei Gelb-Schwarz kommt irgendwann der Moment, an welchem es kritisch wird. Wahrscheinlicher ist aber das skurrile Szenario, dass YB die Gegner ausgehen, wenn einer nach dem anderen Konkurs geht.

Beschwerde beim Verwaltungsgericht?

Vielleicht öffnet sich für die Klubs ein politisches Hintertürchen. Nämlich jenes, dass der formelle Entscheid, Grossveranstaltungen mit über 1000 Zuschauern zuzulassen, von den Berner Regierungs-Statthaltern getroffen wurde. Deshalb müssen ­diese die Bewilligungen nach dem Entscheid der Gesundheitsdirektion auch wieder entziehen.

Und diese Entscheide sind anfechtbar. «Gegen diese kann vor dem Verwaltungsgericht Beschwerde eingelegt werden», sagt Martin Kräuchi, der Informationsbeauftragte des Kantons gegenüber SDA. Grundsätzlich kommt einer solchen Beschwerde aufschiebende Wirkung zu.

Ob das für YB eine Option sei, wollte man beim Serienmeister offen lassen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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