Papa Baltisberger hatte Herzstillstand
«Wir haben gesehen, wie er ums Leben kämpft»

Ein enorm intensiver Monat endet für Chris und Phil Baltisberger mit einem Happy End. Sie haben in ihren wohl letzten gemeinsamen Playoffs den Titel mit den ZSC Lions gekrallt und ihrem Vater gehts wieder besser.
Publiziert: 02.05.2024 um 21:36 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2024 um 21:54 Uhr
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Am Dienstagabend konnten die Brüder Chris (32) und Phil Baltisberger (28) ihren wohl letzten gemeinsamen Meistertitel mit den ZSC Lions feiern. Die Emotionen sind besonders intensiv. Auf dem Weg dahin mussten sie schwierige Momente überstehen: Vater Baltisberger (68) erlitt mitten in den Playoffs einen Herzstillstand, wie sie bei einem Auftritt bei «TalkTäglich» auf Tele Züri erzählten.

«Unser Papi hatte mega Glück. Es geht ihm gut», sagt Chris Baltisberger zu Blick. Der Familienvater sollte sich nach bevorstehenden Operationen und Regeneration wieder ganz erholen. So konnte sich der langjährige ZSC-Fan, der seine Söhne schon früher ins Hallenstadion mitnahm und am Tag des Vorfalls ein ZSC-Jäckchen trug, auch die Finalissima zu Hause am Fernsehen ansehen.

«So etwas relativiert alles. Es kann alles so schnell gehen», sagt der nun vierfache Meisterstürmer. «Da sieht man, dass es Wichtigeres im Leben gibt.»

Zum zweiten Mal konnten die Brüder Phil und Chris Baltisberger am Dienstag zusammen einen Meistertitel feiern.
Foto: Pius Koller
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«Wir wussten nicht, ob er es überlebt»

Es ist der 6. April, als sich die Ereignisse überstürzen. Am Abend steht das Spiel 3 des Halbfinals gegen Zug an. Beide Brüder haben sich zum obligaten Mittagsschlaf hingelegt, als sie um 15 Uhr von ihren Frauen Sabrina und Stephanie mit der Nachricht geweckt werden, dass ihr Vater einen Herzstillstand hatte und im Spital im künstlichen Koma liegt.

Chris und Phil eilen ins Spital. «Am Anfang ist man da noch gefasst. Aber dann ist es schon emotional.» Die Brüder informieren die Coaches vorab. Später entscheiden die, dass sie in der Ungewissheit um ihren Vater, der um sein Leben kämpft, nicht zum Spiel fahren. «Wir wussten nicht, ob er es überlebt und wie es ihm gehen wird.» Sie orientieren die Spieler, die an ihrer Stelle gegen Zug zum Einsatz kommen, damit sie sich aufs Spiel vorbereiten können.

«Wir sind zum Glück eine grosse Familie und wir sind noch näher zusammengerückt», erzählt Chris, der wie Phil zwei kleine Kinder hat. Mit ihren Schwestern, Mutter Baltisberger und ihren Frauen halten sie in dieser schwierigen Zeit zusammen. Und auch der Klub und die Teamkollegen stehen ihnen bei. «Als ich endlich zum Papi durfte, habe ich für ihn gebetet und ihm zugeredet», sagt Chris. Das Spiel, das die Lions 5:2 gewinnen, verfolgen Chris und Phil dann nur halbwegs.

Am nächsten Tag gehen die beiden Baltisbergers wieder ins Training. «In dieser Stunde, in der wir auf dem Eis waren, war es wirklich schön», erzählt Phil bei «TalkTäglich», «weil ich mal nicht an meinen Papi und an die Sorgen, die man hat, denken musste.»

«Eine intensive, schöne Zeit»

Als klar ist, dass es ihrem Vater wieder bessergehen sollte, und die nächsten Schritte im Spital eingeleitet werden können, entscheidet sich das Brüder-Paar, zwei Tage nach dem Familienereignis wieder zu spielen. Davor besuchen sie ihren Vater, der sie wahrnehmen kann, noch im Spital. Am Abend macht der ZSC den Finaleinzug mit einem 2:0-Sieg in Zug klar. «Wir haben gehofft, dass alles gut geht, und wollten dem Team helfen», sagt Chris, der von der Betreuung der Intensivstation schwärmt.

Es sei eine sehr anspruchsvolle, sehr herausfordernde Zeit gewesen, voller emotionaler, extremer Gegensätze. «Eine intensive, schöne Zeit, weil man sich unterstützt hat.»

Wichtig sei es gewesen, eine positive Einstellung zu behalten. «Wir haben unseren Vater gesehen, wie er ums Leben kämpft. Da sind die Playoffs im Vergleich nichts dagegen – auch wenn sie für uns auch wichtig sind.»

Alles endet für die Baltisberger-Familie aus Oberengstringen ZH mit einem Happy End. Bevor Phil nun zu den SCL Tigers wechselt, holt er seinen zweiten Titel nach 2018 mit seinem Bruder, der schon zum vierten Mal den Meisterpokal im Dress seines Herzensklubs hochstemmen kann.

«Als Familie war das ein sehr prägendes Ereignis. Wir haben mega viel erlebt. Wir werden das nie vergessen, mit der ganzen Palette an Emotionen», sagt Chris. «Wir hätten diesen Titel gerne auch zusammen mit unseren Eltern gefeiert.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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