HCD ist zurück im Siegermodus
Eine Wutrede vor Weihnachten leitete die Wende ein

Der HC Davos hatte unter seinem neuen Trainer Josh Holden grosse Mühe, Schwung aufzunehmen. Eine Kabinenansprache änderte dies.
Publiziert: 30.12.2023 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2023 um 08:48 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

In der Meisterschaft ist es dem HC Davos in dieser Saison noch nie gelungen, mehr als zwei Siege in Folge aneinanderzureihen. Die Tabellensituation fernab der Top 6 entspricht nicht den Ansprüchen. Noch weniger, dass man gegen die Kellerkinder Ajoie und Kloten total schon 11 Punkte liegen gelassen hat. Richtig heikel wurde es für den Rekordmeister dann in der Woche vor Weihnachten. Gerade noch zum richtigen Zeitpunkt ist es Trainer Josh Holden (45) und seiner Mannschaft gelungen, auf die richtigen Knöpfe zu drücken. Seither hat sie einen Lauf und gewinnt nur noch.

Der HCD startete in die besagte Woche vor Weihnachten mit einer 4:5-Heimniederlage nach Verlängerung gegen Ambri am 19. Dezember. Zwei Tage später befanden sich die Bündner auch im Heimspiel gegen Biel auf Abwegen und sahen sich mit einem 1:3-Rückstand konfrontiert. Es drohte just vor dem Spengler Cup eine Pleiten-Serie, die den Druck für das Heimturnier, wo der HCD jeweils im Fokus der ganzen Schweiz steht, enorm erhöht hätte. Und wohl auch Fragen zur Trainerwahl nach sich gezogen hätte.

Stransky lässt es in der Kabine rumpeln

In der zweiten Drittelspause des Spiels gegen Biel rumpelte es dann in der HCD-Kabine. Stürmerstar Matej Stransky (30) ergriff das Wort, wurde laut und sagte mitunter, dass er diesen Schwachsinn, den man da ständig zusammenspiele, satthabe. «Matejs Aktion hat viel bewirkt», sagt Sportchef Jan Alston (54). Danach kehren die Davoser aufs Eis zurück, drehen die Partie gegen Biel mit einem 4:3-Sieg nach Penaltyschiessen, fegen zwei Tage später die SCRJ Lakers mit einem 5:1 aus deren Stadion und besiegen am Spengler Cup nacheinander Frölunda (4:1), das Team Canada (4:3), im Halbfinal nochmals Frölunda (4:3 n. V.) und stehen erstmals seit 2012 am Heimturnier wieder im Final. Am Sonntagmittag greifen die Bündner gegen Pardubice nach ihrem 16. Spengler-Cup-Sieg – dem ersten seit 2011.

Der HCD feiert mit seinen Fans den Einzug in den Spengler-Cup-Final.
Foto: keystone-sda.ch
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Man kann in Davos sprechen, mit wem man will. Man erhält von allen die fast identischen Aussagen. Dass man schon vor diesen mittlerweile fünf Siegen in Folge vieles richtig gemacht, aber die Konstanz im neuen System nicht gefunden habe. «Es fehlte noch das letzte Puzzleteilchen. Ich bin froh, dass es jetzt allmählich zu fruchten beginnt. Das Ziel ist, dass wir es so weiterziehen können bis Ende Saison», sagt etwa Goalie Sandro Aeschlimann (29).

Nie Zweifel an Holden

Zweifel an Josh Holden und seiner Philosophie, die er in den HCD hereingetragen hat, sind intern ohnehin nie aufgekommen. Im Gegenteil – mit seinen Ideen, seiner Art, seiner Sozialkompetenz ist er im Klub durchs Band für alle der genau richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt. Noch selten wurde ein Trainer, der eigentlich noch nichts erreicht hat, so über den grünen Klee gelobt wie Josh Holden. Aber wie jeder andere Trainer braucht auch er Siege, damit irgendwann nicht doch Unruhe an den aktuell wie eine geschützte Werkstatt wirkenden HCD herangetragen wird.

«Ich bin froh, dass die Jungs jetzt für ihre harte Arbeit belohnt werden. Denn wenn dies auf Dauer nicht geschieht, besteht die Gefahr, dass Frust aufkommt – und solchen wollen wir von uns fernhalten», sagt Holden zum Umschwung. Im Prozess der Entwicklung des HCD hat sich im Team auch die Gruppe der Leader verändert. «Es sind nicht mehr immer nur Andres Ambühl und Marc Wieser, die etwas sagen müssen, sondern andere dazugekommen», sagt Alston. Wie eben Stransky. Oder Joakim Nordström (31), der immer mehr in die Rolle hineinwächst, die früher über Jahre Magnus Nygren (33) als charakterstarkes Alphatier innehatte.

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