HCD-Star Matej Stransky
«Ich habe mich in Davos verliebt»

Am Spengler Cup wurde Matej Stransky (30) einst durch den ehemaligen HCD-Trainer entdeckt. Nun hat der Stürmerstar am Silvestermittag die Möglichkeit, diesen in seinem zweiten Final auch endlich zu gewinnen.
Publiziert: 31.12.2023 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2023 um 10:21 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

2019 war Matej Stransky erstmals am Spengler Cup, mit seinem damaligen Team Trinec. Dabei fiel er dem damaligen Davos-Trainer Christian Wohlwend auf. «Ich wollte ihn unbedingt haben», erinnert sich der heutige Coach von Ajoie zurück. Doch der damalige Sportchef Raeto Raffainer teilte seinen Enthusiasmus für den tschechischen Stürmer nicht, empfand ihn als zu langsam für unsere Tempo-Liga und so sah man beim HCD von einer Offerte ab. 

Ein Jahr später hatte Raffainer beim SC Bern angeheuert und so wurde Wohlwend kurz später im «Fall Stransky» bei der neuen Sportkommission nochmals vorstellig. Dieses Mal mit Erfolg – der Tscheche wurde für die Saison 2021/22 unter Vertrag genommen. «Ich habe meine Beharrlichkeit nie bereut, Matej ist ein sensationeller Spieler und daneben auch ein hervorragender Mensch», schwärmt Wohlwend noch heute.

Final gegen seine Landsleute

Stransky fiel es einfach, das Davoser Angebot anzunehmen: «Ich habe mich damals am Spengler Cup in Davos verliebt und war überglücklich, als ich den Vertrag unterschreiben konnte.» Aus dieser Verliebtheit ist inzwischen wahre Liebe geworden. Im September hat er seinen Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert. «Wir sind sehr glücklich hier, die Organisation ist grossartig zu uns, wir haben Freunde gefunden und die Kinder sind happy, was für mich das Wichtigste ist.»

Matej Stransky ist beim HC Davos und in Davos glücklich geworden.
Foto: keystone-sda.ch
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Als er damals mit Trinec am Spengler Cup teilnahm, schaffte er es auf Anhieb in den Final. Verlor diesen jedoch gegen das Team Canada mit 0:4. «Nun erhalte ich eine neue Chance und hoffe, dass wir so weiterfahren können, wie bis anhin in dieser Woche. Der Spengler Cup ist eines unserer grossen Ziele in dieser Saison», so Stransky vor dem Final am Sonntag (ab 12.10 Uhr, im Blick-Liveticker) – ausgerechnet gegen seine tschechischen Landsleute aus Pardubice.

Das 42. Pflichtspiel diese Saison

Für ihn ist dieser Höhepunkt auch der Jahresabschluss nach enorm intensiven letzten Wochen und Monaten. Es wird bereits sein 42. Pflichtspiel in dieser Saison: 32 mit dem HCD in der Meisterschaft, vier am Spengler Cup und sechs mit der tschechischen Nationalmannschaft. «Besonders der Dezember war schon sehr streng für mich», gesteht der HCD-Topskorer, der jeweils sehr viel Eiszeit zu bewältigen hat, da er sowohl in Überzahl, als auch in Unterzahl eingesetzt wird. «Mein Energielevel geht schon etwas nach unten, aber da muss ich mich jetzt durchkämpfen und trotzdem alles tun, damit ich dem Team helfen kann.»

Stransky stammt aus Ostrava und spielte dort für Vitkovice, zog aber als 17-Jähriger nach Nordamerika aus. Er schloss sich den Saskatoon Blades in der Junioren-Liga WHL an, wurde 2011 von den Dallas Stars gedraftet, spielte von 2013 bis 2017 für die Texas Stars in der AHL und gewann mit diesen 2014 mit dem Calder Cup das Championat. Eine Chance in der NHL erhielt er trotzdem nie. 

Kein NHL-Spiel, aber kochen gelernt

«Ich habe alles gegeben, aber es hat nicht funktioniert. Doch deswegen bin ich keineswegs zu Tode betrübt, sondern mit mir völlig im Reinen», sagt Stransky über seine Nordamerika-Erfahrung. Er sei froh, dass er es versucht habe, und es sei für ihn auch abseits des Eishockeys eine grossartige Erfahrung gewesen, die ihn schon in jungen Jahren viel gelehrt habe: «Ich musste selbst kochen, lernen, mich um meine Rechnungen zu kümmern und vieles mehr.»

Via weiteren Stationen in der KHL (Cherepovets), Schweden (Mora) und seiner Heimat (Trinec) ist er dann in Davos gelandet und gehört zu den besten Ausländern der Liga. «Ich konnte mich hier nochmals weiterentwickeln», sagt der Goalgetter. Sportchef Jan Alston lobt auch, dass Stransky ein wichtiger Leader in der Garderobe geworden sei. Der Tscheche war es auch, der nach dem 1:3-Rückstand im zweitletzten Meisterschaftsspiel vor Weihnachten gegen Biel in der Drittelspause in der Kabine aufstand und laut wurde. Die Partie wurde anschliessend noch gedreht und seither gewinnt der HCD nur noch.

Zu ruhig mag er nicht

Er selbst will seinen verbalen Ausbruch so nicht bestätigen, sagt mit einem verschmitzten Lächeln lediglich: «Kein Kommentar!» Es seien da in der Kabine keine schönen Worte gewesen, die gefallen seien, aber sie wären nötig gewesen. «Es war wichtig, auf diese Weise als Gruppe zusammenzukommen. Vorher waren wir eine Spur zu ruhig.» Dieser Matej Stransky kann noch viel mehr, als wir von ihm Spiel für Spiel auf dem Eis zu sehen bekommen. 

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