Man traut seinen Augen kaum. Kurz vor Spielmitte wird hinter dem kanadischen Tor an der Bande mit Haken und Ösen gekämpft. Lange und intensiv. Und dann tickt der Kanadier Joe Veleno aus. Der 23-jährige Stürmer der Detroit Red Wings tritt mit dem Schlittschuh auf das Bein von Nati-Captain Nino Niederreiter. Nicht versehentlich, sondern ganz bewusst, wie die TV-Wiederholungen zeigen.
Danach geraten der 30-jährige Churer und der Kanadier vor dem Tor aneinander, Niederreiter erwischt seinen Gegner mit dem Ellbogen am Kopf. Darauf lässt der Erstrunden-Draft von 2018, der in der NHL noch keine Stricke verrissen hat, auch noch theatralisch seinen Kopf nach hinten schnellen und sinkt nieder.
Während Veleno für seine gefährliche Unsportlichkeit, die als Tätlichkeit zu werten ist und eine Matchstrafe hätte nach sich ziehen müssen, unbestraft bleibt, muss Niederreiter für 2 Minuten in die Kühlbox, was die Kanadier zum 1:0 ausnutzen.
«Das ist etwas, was man nicht machen sollte»
Die Schweizer lassen sich allerdings nicht schocken und drehen das Spiel, gewinnen 3:2 und fahren den fünften Sieg im fünften Spiel ein.
Nach dem Triumph sagt der Nati-Captain zu Blick: «Ich bin einer, der selten wirklich aggressiv wird. Aber bei Sachen, wie bei dem Einen, der versucht, mich zu verletzen … Solche Sachen gehören einfach nicht in den Sport. Mit solchen Sachen habe ich extrem Mühe.» Er habe aus einem Reflex heraus versucht, den Schlittschuh noch irgendwie wegzuziehen.
Wenn der internationale Verband IIHF seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren will, muss Velenos unsportliche Aktion Konsequenzen in Form einer längeren Sperre haben.
In der NHL wurde Chris Simon (New York Islanders) 2007 für einen Tritt mit dem Schlittschuh gegen den auf dem Eis liegenden Jarkko Ruutu (Pittsburgh Penguins) für 30 Spiele aus dem Verkehr gezogen. «Ich hoffe schwer, dass die IIHF etwas dagegen macht», sagt Niederreiter. «Das gehört nicht in unseren Sport. Das ist ein Gentleman-Sport, wo sehr hart, aber doch fair gespielt wird.»
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