Neuanfang und neue Hoffnung in der Challenge League
Die Sion-Fans haben sich mit dem Klub versöhnt

Zum ersten Mal seit 17 Jahren hat der FC Sion ein Spiel der Challenge League im Tourbillon ausgetragen. Blick war vor Ort und hat die Stimmung eingefangen.
Publiziert: 29.07.2023 um 12:41 Uhr
|
Aktualisiert: 29.07.2023 um 17:38 Uhr
Blick_Matthias_Davet.png
Matthias Davet

Erinnern wir uns an den letzten Sommer, als die Aufregung im Tourbillon gross war. Der FC Sion hatte gerade Mario Balotelli unter Vertrag genommen. Im Wallis sah man sich bereits auf Europas Bühnen und träumte gross.

Heute ist der vermeintliche Wunderstürmer Balotelli bloss noch ein Geist, der in den Rängen des Stadions von Sion herumspukt. Abseits der Mannschaft bringt sich Balotelli wieder in Form. «Ob für Sion oder einen anderen Klub, es ist wichtig, ihn wieder auf höchstem Niveau zu sehen», sagt Sions Sportdirektor Barthélémy Constantin.

Die mit «Balotelli 45» bedruckten Trikots, die sich bei seiner Ankunft noch wie warme Semmeln verkauften, sind auf der Tribüne selten geworden. Im Fan-Shop des FC Sion erklärt man uns jedoch, dass – abgesehen vom ausbleibenden Balotelli-Boom – der Verkauf der Trikots gut läuft.

Grosser Fan-Aufmarsch beim Spiel gegen den FC Aarau.
Foto: keystone-sda.ch

Grosser Fan-Aufmarsch gegen Aarau

Die Begeisterung für den FC Sion ist trotz Abstieg offensichtlich immer noch da. Am Freitagabend, als Aarau zu Gast war, waren 9253 Zuschauer gekommen. Das sind bloss 2547 weniger als beim ersten Auftritt von Mario Balotelli im Trikot des FC Sion gegen Basel. Natürlich haben die Gratis-Tickets die Leute dazu gebracht, sich auf den Weg zu machen, aber die sind nicht der einzige Grund.

Baptiste, der Fan aus Fully, hat jetzt sogar noch mehr Lust, seinem Herzensverein zu folgen. «Ich glaube, der Fussball in der Challenge League ist näher an den Fans.»

Baptiste, der Fan aus Fully, hat in der Challenge League sogar noch mehr Lust, seinem Herzensverein zu folgen.
Foto: DR

An die Saison 2005/06 – die letzte des FC Sion in der zweithöchsten Liga – kann sich der junge Mann nicht erinnern. «Ich war damals erst sieben Jahre alt», sagt er lachend. Genauso wie Stephanie und Frederic, die den FC Sion seit etwa zehn Jahren unterstützen.

«Balotelli war kein Teamplayer»

«Das ist eine grosse Katastrophe», wettert Frederic über den Absturz seines Klubs. «Letztes Jahr hatten wir immer noch Hoffnung …». Seine Lebensgefährtin Stephanie schliesst sich ihm an. «Ja, aber wir haben während sechs Jahren gegen den Abstieg gekämpft. Vielleicht ist es jetzt besser so.»

Frederic und Stephanie sind hin- und hergerissen: «Wir haben während sechs Jahren gegen den Abstieg gekämpft. Vielleicht ist es jetzt besser so.»
Foto: DR

Das deutschsprachige Paar ist jedoch beruhigt, dass Didier Tholot jetzt da ist, der beim FC Sion seine Autorität einbringen soll. Bevor sie ihre Plätze auf der Tribüne einnehmen, sprechen Frederic und Stephanie von einem Neuanfang für den Verein. «Balotelli war kein Teamplayer … jetzt geben wir den Jungen ihre Chancen.» Und plötzlich ist die Hoffnung bei beiden wieder da. Man sieht sie in ihren Augen.

In einer anderen Ecke des Stadions machen wir die Bekanntschaft von Narcisse. In Sion zu Hause ist er ein grosser Fan des FC. «Und das seit 25 Jahren, seit mein Sohn bei den Junioren angefangen hat zu spielen.» An die zweitklassige Saison 200/06 erinnert er sich – wie viele Walliser – vor allem an das Gute: «Wir haben den Cup gewonnen.»

Narcisse freut sich nicht über den Abstieg seines Vereins. «Es ist nie gut, abzusteigen», sagt er. Aber man muss einen Neuanfang machen – vielleicht hat das Übel auch ein Gutes.»

«Wir brauchen Constantin»

Auffallend ist, dass kein Fan etwas Negatives über Präsidenten Christian Constantin sagt. Narcisse erklärt: «Es ist zu einfach, die Führung zu kritisieren. Ich gebe nie denjenigen die Schuld, die sich engagieren. Vielmehr muss man den Hut ziehen und nachsichtig sein. Jeder macht Fehler.»

Narcisse (ganz links) ist mit seinen Freunden zum Spiel gekommen. «Man muss den Hut ziehen vor der Klubfühung».
Foto: DR

Für ihn bleibt ist CC wichtig: «Wenn wir keinen Mäzen wie Herrn Constantin hätten, würde es schwierig.» So denkt auch Frederic: «Der FC Sion braucht Christian Constantin.»

Auf den Tribünen wurden die Anti-CC-Banner, die letzte Saison noch zu sehen waren, von einem neuen mit der Aufschrift «Allez Sion» verdrängt. Im Tourbillon wollen die Fans jetzt nach vorne schauen. Und der Sieg am Abend gegen den FC Aarau (1:0) – der erste seit 286 Tagen bei einem Heimspiel – hat das Walliser Publikum zweifellos noch ein wenig mehr versöhnt mit ihrem Klub. Es könnte der Anfang einer schönen neuen Reise sein.

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
-2
8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
5
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?