Verrückte Challenge League: Fünf von zehn Teams haben Super-League-Chancen
Er kennt sie alle: Frontino macht den Aufstiegs-Check

Mit Winterthur, Aarau, Schaffhausen, Vaduz und Thun ist die halbe Liga involviert im Aufstiegsrennen – und das sieben Runden vor Schluss. Gianluca Frontino hat für vier der fünf Klubs gespielt und verrät seine Favoriten für den Direktaufstieg und den Barrageplatz.
Publiziert: 16.04.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2022 um 09:33 Uhr
Sebastian Wendel

Zu 99 Prozent wird der FC Zürich Meister, zu 99 Prozent steigt Lausanne direkt ab: Während in der Super League die wichtigsten Entscheidungen bereits gefallen zu sein scheinen, herrscht eine Liga weiter unten Hochspannung. Sieben Runden vor Schluss belegen Winterthur, Aarau, Schaffhausen und Vaduz innerhalb von fünf Punkten die Ränge 1 bis 4 - und auch Thun auf Rang 5 hat mit neun Punkten Rückstand auf Leader Winti noch berechtigte Hoffnungen zumindest auf den Barrageplatz.

Bei der Aufstiegsfrage käme der beste Hellseher an seine Grenzen. Keines der Spitzenteams macht bisher einen sattelfesten Eindruck. Beispiel: Nach fünf Siegen im Februar und zwischenzeitlich fünf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze verlor der FC Aarau von den letzten fünf Spielen deren vier und musste die Leaderposition an Winterthur abtreten.

Es gibt da aber jemanden, dessen Einschätzung als Basis für eine Prognose taugen müsste: Gianluca Frontino (32). Für vier Klubs stand er zwischen 2009 und 2019 als offensiver Mittelfeldspieler (264 Einsätze) auf dem Platz, alle vier sind Teil des verrückten Aufstiegsrennens: Aarau, Winterthur, Schaffhausen und Thun. Einzig für Vaduz hat Frontino nie gespielt, kennt die Liechtensteiner aber aus etlichen Direktduellen ebenfalls gut.

Gianluca Frontino hat für vier der fünf Aufstiegskandidaten gespielt: Hier im Dress des FC Aarau, von 2017 bis 2019 seine letzte Profistation.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Für Blick macht Frontino den Aufstiegscheck - und wagt eine Voraussage, wer am Ende direkt aufsteigt und wer die Barrage gegen den Super-League-Neunten bestreitet.

1. Winterthur

«Endlich! Endlich spürt man in Winterthur die Ambitionen. Auch wenn die Akteure verbal auf Understatement machen: Intern wird mit Sicherheit das Maximalziel angepeilt. Zu meiner Zeit auf der Schützenwiese herrschte noch der Groove, dass Mitmachen wichtiger ist als Gewinnen, das hat mich ein bisschen gestört. Mit Alex Frei ist nun ein Trainer am Werk, der ja der Inbegriff von Ehrgeiz ist. Ein weiterer Vorteil für Winterthur: Die Mannschaft ist sehr routiniert und kann mit Druck umgehen - das hat sie zuletzt beim 3:0 in Aarau eindrücklich bewiesen.»

2. Aarau

«Der FCA gehört in die Super League. Mich beeindruckt die Ruhe im Verein: Vor Saisonbeginn wurde der Aufstieg als Ziel ausgegeben, doch in schwierigen Phasen blieb es immer ruhig - auch jetzt wieder trotz vier Niederlagen in fünf Spielen. Trainer Stephan Keller hat der Mannschaft seine Spielprinzipien richtiggehend eingeimpft. Jeder weiss genau, was er zu tun hat. Das kann im Schlussspurt, in dem es für alle Teams Rückschläge geben wird, ein entscheidender Vorteil sein.»

3. Schaffhausen

«Überraschungsteam? Nein! Schaffhausen mischt zurecht vorne mit. Ich kenne viele Spieler und weiss, dass der Teamgeist sensationell ist. Jeder erledigt auf dem Platz gerne Drecksarbeit für die Kollegen. Das Problem ist, dass sich die Mannschaft mit unerklärlichen Blackouts zu oft selber im Weg steht: Gegen Absteiger Kriens haben sie drei Mal Punkte abgegeben - unglaublich! Ich traue dem FCS trotzdem sehr viel zu, weil die Mannschaft den Kunstrasen-Vorteil am besten ausnutzt.»

4. Vaduz

«Der Abgang von Trainer Mario Frick zu Luzern in der Winterpause hat die Mannschaft schwer getroffen, mittlerweile aber hat sie sich unter Alessandro Mangiarratti stabilisiert. Für Vaduz spricht, dass das Gerüst des Teams bereits in der Aufstiegssaison 2019/20 dabei war: Sie wissen, wie's geht!»

5. Thun

«Die Thuner darf man nie abschreiben: Was sich viele Jahre in der Super League immer wieder aufs Neue bewahrheitet hat, gilt auch jetzt. Nach schwachem Start in die Rückrunde haben sie vier der letzten fünf Spiele gewonnen. Trotzdem denke ich, dass die Wende zu spät kommt.»

Frontinos Aufstiegsprognose:

Und wer steigt nun am Ende auf? Wer qualifiziert sich für die Barrage? Frontino: «Der Kopf sagt: Aarau findet zur alten Stärke zurück und wird Erster, der FC Winterthur Zweiter. Als Fan wünsche ich mir einen Direktaufstieg des FC Aarau - dahinter gönne ich allen Teams die Barrage. Und in dieser muss sich der Super-League-Klub definitiv warm anziehen.»


Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
-2
8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
5
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