«Wir sind schon langsam am Anschlag»
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Koller im «BLICK Kick»:«Wir sind schon langsam am Anschlag»

Neue Aufblähung – 225 statt 125 Spiele – Final in New York
Riesenzoff um die neue Champions League!

Noch grösser, noch mehr Spiele, noch mehr Kohle: Die Uefa will die Champions League massiv ausbauen und den Final in New York spielen. Die kleinen und mittelgrossen Ligen wie die Schweiz laufen Sturm gegen die Aufblähung. Man hat Angst um Cup und Nati.
Publiziert: 01.03.2021 um 14:01 Uhr
|
Aktualisiert: 15.03.2021 um 19:20 Uhr
Gibts bald noch mehr Ronaldo in der Champions League?
Foto: Getty Images
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Andreas Böni

Der europäische Fussball steht vor einer Revolution, denn die Champions League wird ab 2024 grundlegend reformiert - und das für gleich neun Jahre bis 2033. Und wen wunderts: Für die Uefa geht um eine neue Aufblähung der Geldmaschine. Doch es regt sich Widerstand.

Als «Swiss Model», als Schweizer Modell, werden die neuen Pläne bezeichnet. Und darum gehts im Detail:

  • Neu sollen 225 statt wie bisher 125 Partien stattfinden.
  • Jede Mannschaft soll allein schon in der Vorrunde 10 statt wie bisher 6 Spiele austragen - gegen 10 verschiedene Gegner.
  • Allein in der Vorrunde soll es vier neue exklusive Spieltage für die Champions League geben.
  • 36 statt 32 Mannschaften sollen teilnehmen.
  • Drei der vier zusätzlichen Plätze sollen an Spitzenteams gehen, die sich nicht qualifiziert haben. Zum Beispiel an Arsenal, derzeit 11. in der Premier League, aber in der 10-Jahres-Wertung der Uefa wegen vieler internationaler Auftritte in der Vergangenheit gut platziert.
  • Der vierte Platz soll an das Land auf Platz 5 der Fünf-Jahres-Wertung gehen - derzeit wäre dies die Ligue 1.
  • Alle 36 Teams kommen in der Vorrunde in eine einzige Tabelle. Die ersten acht erreichen die Achtelfinals, die nächsten 16 spielen zwei Playoff-Spiele um den Achtelfinal-Einzug.
  • Ab dem Achtelfinal spielt man normal mit Hin- und Rückspiel.
  • Der Final könnte laut «The Sun» in New York stattfinden. Präsident Aleksander Ceferin wird zitiert: «Von Portugal nach Aserbaidschan zu gehen, ist zum Beispiel fast dasselbe, wie wenn man nach New York geht. Für die Fans ist das kein Problem.»

Doch es knallt im Hintergrund. Weil die nationalen Ligen Angst um ihre Existenz haben. So auch die Schweizer Super League. «Das Format ist attraktiv», sagt Liga-CEO Claudius Schäfer. «Aber noch mehr Spiele und noch mehr Termine im eh schon überfüllten Spielplan gehen nicht.»

Schäfer versucht dies zu verhindern. Er sitzt im Vorstand der europäischen Profi-Ligen und vertritt mit seinen Kollegen die Interessen der mittelgrossen Länder im Kampf mit der Uefa und den ganz grossen Klubs.

Es geht um die Existenzen der Klubs

Und für Schäfer und Co ist klar, dass es bei diesem Zoff um die Reform der Champions League um die Existenz der Klubs geht. Die Angst: Dass die nationalen Cup-Wettbewerbe kaputtgehen könnten, dass es weniger Termine für die Nationalmannschaften geben könnte, dass die Schere zwischen klein und gross noch extremer wird.

Darum versuchen Schäfer und Co, die nationalen Verbände ins Boot zu holen - um so ein Gegengewicht zu den Klubs wie Real Madrid, Juventus Turin oder Bayern München zu schaffen.

Robert Breiter, Generalsekretär des Schweizerischen Fussball-Verbandes, sagt dazu: «Wir unterstützen die Bemühungen von Claudius Schäfer und seinen Kollegen. Denn so oder so ist klar: Der Cup droht zwischen den ganzen verschiedenen Wettbewerben aufgerieben zu werden. Nicht nur bei uns, sondern auch in Deutschland, Italien und England.»

Mehr Geld für die Champions League – weniger für die Ligen?

Eine bedeutende Rolle spielt dabei der TV-Markt. Man befürchtet eine Kannibalisierung. Bisher wurden für die Rechte an der Champions League 3,5 Milliarden Franken bezahlt. Neu hofft die Uefa 5,5 Milliarden damit einzunehmen.

Die Angst: Müssen die TV-Stationen über 50 Prozent mehr für die Champions-League-Rechte ausgeben, fehlt ihnen das Geld, auch im heimischen Markt zu investieren.

Und es liegt auf der Hand, dass die ganze Reform der Champions League unter dem Druck der grossen Klubs vonstattengeht. Die Drohung, sich von der Uefa abkapseln und eine eigene «Super League» zu gründen, steht seit Jahren im Raum. Man setzt der Uefa quasi die Pistole auf die Brust: Entweder, wir bekommen mehr Geld, oder wir sind weg. Die Interessen der kleinen Ligen sind dabei kein Thema.

Das kassieren die Schweizer Vereine

Das sieht man auch an der Geldverteilung. Diese ist bisher völlig undurchsichtig. Bisher war es so, dass kleine Schweizer Klubs mehr Solidaritätszahlungen bekamen, wenn sich YB oder Basel qualifizierten. Thun bekam zum Beispiel 500 000 Franken - wenn ein Schweizer Klub dabei war. Sonst waren es 100 000. Dieser Betrag soll deutlich erhöht werden, wenn es nach dem Wunsch von Schäfer und Co. geht. Ihre Sicht: Das Geld sei eine Kompensation, weil man zu Champions-League-Uhrzeiten nicht spielen darf. Zudem müssen diese Solidaritätsgelder zweckgebunden für Nachwuchsarbeit eingesetzt werden, was sehr sinnvoll ist.

Wie sieht man international die Reform? Ein gewichtiger Mann sieht es kritisch. Trainer-Legende Arsène Wenger, heute in Diensten der Fifa, sagt: «Ich mag das neue Modell nicht. Die Klubs wollen immer mehr Geld. Um noch mehr Geld zu machen, will man mehr fixe Spiele. Aber die Fans wollen Partien, die Sinn ergeben. Man muss einen Kompromiss machen zwischen dem, was die Klubs wollen und dem, was die Fans wollen.»

Absegnung durch die Hintertür?

Doch ist der Uefa-Vorschlag überhaupt zu stoppen? Der Gegenvorschlag der mittelgrossen Klubs sieht vor, dass die vier zusätzlichen Startplätze durch drei Meister-Mannschaften der kleineren Ligen besetzt wird - und so die «Lex Arsenal» fällt.

Im März wird es die nächsten Gespräche geben. Ob die Uefa kompromissbereit ist? Man wagt es zu bezweifeln. Und sie hat entschieden, dass das kleinere Exekutiv-Komitee entscheidet, nicht der Kongress mit allen Verbänden. Scheint fast so, als ob man es auf dem kleinen Dienstweg durchwinken will.

Im Würgegriff

Ein Kommentar von Andreas Böni, stv. Sportchef

Der 23. November 2016 steht für einen Tag, wie ihn die Uefa möglichst nicht mehr sehen will. Der FC Basel spielte in der Champions League gegen Ludogorets Rasgrad. Zum vierten Mal in der zwei Jahren gab es dieses Duell in der Königsklasse - und das 0:0 im Spätherbst dürfte ausserhalb der Schweiz und Bulgarien kaum einen interessiert haben.

Gerade der asiatische Markt dürstet nach Spielen wie Real Madrid gegen Manchester United. Nach Barcelona gegen Bayern München. Am liebsten fünf Mal pro Saison. Dass die sportliche Relevanz damit verloren geht? Vernachlässigbar für die Uefa. Hauptsache, der Rubel rollt.

Unter diesem Aspekt ist auch zu sehen, dass man mit einem Trick versucht, inzwischen national langjährig erfolglose Klubs wie Arsenal in die Champions League zu hieven. Der Londoner Klub ist weltweit einer der beliebtesten und begehrtesten, so zeigt es praktisch jede weltumspannende Umfrage.

Das Problem ist: Es wird kaum zu verhindern sein. Bei dieser Champions-League-Reform wird vieles unter Druck entschieden. Die Uefa ist im Würgegriff der grossen Vereine rund um die europäische Klubvereinigung ECA. Deren Vorstellung ist klar: Die gleichen Klubs sollen möglichst immer in der Champions League dabei sein, damit sie auch in sportlich mageren Saisons mit den fetten Einnahmen planen können. Die Uefa ihrerseits muss sich so in diesen Verhandlungen dann dem Diktat der grossen Klubs aus Deutschland, Italien, England, Spanien und Frankreich beugen - und 50 ihrer 55 Mitgliedsstaaten ein Stück weit vernachlässigen und mit Wettbewerben wie der Conference League abspeisen.

Wegen dieser Macht der Top-Klubs werden auch die Bemühungen von Liga-CEO Claudius Schäfer und seiner mittelgrossen Klubs leider nur kleine Chancen auf Erfolg haben.

Denn längst ist klar: Basel oder Rasgrad in der Champions League? Die stören nur.

BLICK-Fussballchef Andreas Böni

Ein Kommentar von Andreas Böni, stv. Sportchef

Der 23. November 2016 steht für einen Tag, wie ihn die Uefa möglichst nicht mehr sehen will. Der FC Basel spielte in der Champions League gegen Ludogorets Rasgrad. Zum vierten Mal in der zwei Jahren gab es dieses Duell in der Königsklasse - und das 0:0 im Spätherbst dürfte ausserhalb der Schweiz und Bulgarien kaum einen interessiert haben.

Gerade der asiatische Markt dürstet nach Spielen wie Real Madrid gegen Manchester United. Nach Barcelona gegen Bayern München. Am liebsten fünf Mal pro Saison. Dass die sportliche Relevanz damit verloren geht? Vernachlässigbar für die Uefa. Hauptsache, der Rubel rollt.

Unter diesem Aspekt ist auch zu sehen, dass man mit einem Trick versucht, inzwischen national langjährig erfolglose Klubs wie Arsenal in die Champions League zu hieven. Der Londoner Klub ist weltweit einer der beliebtesten und begehrtesten, so zeigt es praktisch jede weltumspannende Umfrage.

Das Problem ist: Es wird kaum zu verhindern sein. Bei dieser Champions-League-Reform wird vieles unter Druck entschieden. Die Uefa ist im Würgegriff der grossen Vereine rund um die europäische Klubvereinigung ECA. Deren Vorstellung ist klar: Die gleichen Klubs sollen möglichst immer in der Champions League dabei sein, damit sie auch in sportlich mageren Saisons mit den fetten Einnahmen planen können. Die Uefa ihrerseits muss sich so in diesen Verhandlungen dann dem Diktat der grossen Klubs aus Deutschland, Italien, England, Spanien und Frankreich beugen - und 50 ihrer 55 Mitgliedsstaaten ein Stück weit vernachlässigen und mit Wettbewerben wie der Conference League abspeisen.

Wegen dieser Macht der Top-Klubs werden auch die Bemühungen von Liga-CEO Claudius Schäfer und seiner mittelgrossen Klubs leider nur kleine Chancen auf Erfolg haben.

Denn längst ist klar: Basel oder Rasgrad in der Champions League? Die stören nur.

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Stade Brestois 29
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SL Benfica
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Bayer Leverkusen
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Liverpool FC
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Aston Villa
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Juventus Turin
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Manchester City
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Inter Mailand
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AC Sparta Prag
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Atalanta BC
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Sporting Lissabon
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Arsenal FC
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AS Monaco
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Bayern München
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FC Barcelona
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Real Madrid
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OSC Lille
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Paris Saint-Germain
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Celtic Glasgow
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FC Brügge
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Feyenoord Rotterdam
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Atlético Madrid
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Bologna FC
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FC Shakhtar Donetsk
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GNK Dinamo Zagreb
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RB Leipzig
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FK Roter Stern Belgrad
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