Systematischer Betrug – es droht der Zwangsabstieg
Gehts YB-Gegner Manchester City jetzt an den Kragen?

Die Glitzer- und Glamourwelt von YB-Gegner Manchester City. Haaland und Grealish. Champions-League-Trophäe. Abu Dhabi. Alles nur Fassade? Es droht der Zwangsabstieg.
Publiziert: 06.11.2023 um 08:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2023 um 14:57 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

YB-Gegner Manchester City eilt von Erfolg zu Erfolg. Sieben Meistertitel in den letzten zwölf Jahren. Drei Cupsiege. Und 2022 endlich der Olymp: der erste Champions-League-Sieg in der 143-jährigen Klubgeschichte!

Alles erschwindelt und erlogen? Wenn es nach der Premier League geht, ist die Antwort ein klares, fettes Ja! Auch die Uefa hatte ausgemacht, dass bei den Citizens nicht alles mit rechten Dingen zu- und hergeht, seit der Klub 2008 für rund 200 Millionen Franken vom ehemaligen thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra an die von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan eigens für die Übernahme gegründete City Football Group verkauft wurde. Die Mehrheit an dieser Gruppe hält die Abu Dhabi United Group über die Abu Dhabi United Group Investment and Development Limited. Mansour ist Mitglied der königlichen Familie von Abu Dhabi und Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Nahyan-Familie wird seit 2022 als vermögendste der Welt geführt, als sie die Waltons (Walmart) von Platz eins verdrängten. Vermögen: 300 Milliarden Dollar.

So viel zum besseren Verständnis der Dimensionen.

City-Trainer Pep Guardiola mit Klubbesitzer Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan.
Foto: Instagram
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City gibt viel mehr aus, als es offiziell einnimmt

Ungeachtet dieser obszönen Summe: Lust, sich an die in Europa geltenden Regeln zu halten, insbesondere an die Financial-Fairplay-Vorschriften der Uefa, haben die Scheichs nicht. Diese sahen vor, dass bei Vereinen über eine Zeitspanne von drei Saisons gemessen die relevanten Ausgaben die relevanten Einnahmen nicht massiv übersteigen dürfen. Das Regelwerk ist 2022 durch die neuen Vorschriften der Financial Sustainability ersetzt worden. Der wichtigste Grundsatz ist aber derselbe geblieben: Man darf nicht wesentlich mehr ausgeben als einnehmen.

2020 kam die Uefa zum Schluss, dass City sich nicht an die damals geltenden Regeln gehalten habe. Konkret: dass der englische Meister zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet und damit bewusst getäuscht habe. Die Verstösse seien «schwerwiegend». Die Strafe: zwei Jahre Ausschluss von allen europäischen Wettbewerben. Der Klub ging flugs vors CAS, den europäischen Sportgerichtshof in Lausanne, der das Urteil aufhob. Mit der Begründung, die Beweise seien unzureichend und die Taten teils verjährt. Der Aufschrei von Liverpool-Coach Jürgen Klopp («Das war kein guter Tag für den Fussball») bis José Mourinho («Das ist eine skandalöse Entscheidung») war riesig!

115 Anklagepunkte!

Drei Jahre sind seither ins Land gezogen – City ist noch stärker geworden – und es wird weiter untersucht. Durch die englische Premier League, die für die Nachforschungen eine unabhängige Kommission einberufen hat, die seit vier Jahren (!) «in charge» ist. Um festzustellen, ob der Meister gegen ihre eigenen Finanzvorschriften verstossen habe. Weil die Antwort das erwähnte fette Ja war, wurde im Februar 2023 Anklage erhoben. Es geht um 115 Anklagepunkte in der Zeit zwischen 2009 und 2018. 115! Diese Zahl mutet fast so obszön an wie der Reichtum der Herrscherfamilie von Abu Dhabi.

Die Verfehlungen sollen praktisch immer dieselben gewesen sein: Bei einem Grossteil der Sponsoring-Einnahmen soll es sich um versteckte Eigenkapital-Finanzierungen gehandelt haben. Sponsoring-Gelder sind vital, um eine Chance zu haben, die Einnahmen auf dem Niveau der (horrenden) Ausgaben zu halten. Es geht zum Beispiel um Zuwendungen von Etisalat, dem staatlichen saudischen Telekommunikationsunternehmen, die in Tat und Wahrheit von der Abu Dhabi United Group gekommen sein sollen. Anderes Beispiel: Die Sponsorenbeiträge der staatlichen Fluggesellschaft Etihad wurden mit 35 Millionen in die Bücher geschrieben. Tatsächlich bezahlte Etihad nur 8. Die Differenz kam von der Abu Dhabi Group selber …

Insgesamt hat City seit der Übernahme rund zwei Milliarden Franken für Transfers getätigt.

Es geht um «Betrug und Unehrlichkeit», nichts anderes

Die Vorwürfe, so ist man sich in England einig, seien perfekt belegt sowie hieb- und stichfest. «Sie sind derart massiv, dass es kaum ein anderes Urteil als die Zwangsrelegation wird geben können», sagt zum Beispiel «The Sun»-Starreporter Charlie Wyett. Und es gehe nicht um finanzielles Fairplay, sondern um «Betrug und Unehrlichkeit», nichts anderes, schrieb der «Independent».

Diesmal wird es für City keinen Ausweg über ein Sportgericht geben. Denn die Premier League sieht keine Rekursinstanz ausserhalb der Liga vor. Es besteht einzig die Möglichkeit, ein Liga-Rekursgericht anzugehen. Zweitens kann der beschuldigte Klub keinen Richter selber stellen wie beim CAS, wo die beiden Parteien je einen (von dreien) wählen können. Derweil das CAS den Vorsitzenden bestimmt. Dieser war in diesem Fall der Portugiese Rui Botica Santos, der von City empfohlen worden war ... Und drittens sieht die Liga eine Verjährung nicht vor.

Alle sind sich einig: Manchester City werden entweder massiv Punkte abgezogen oder der Zwangsabstieg wird direkt verhängt, weil der Klub sich die Lizenz ertrogen hat! Diese Strafe erwarten übrigens laut Sky Sports alle anderen englischen Topklubs.

Weil City seit der Übernahme durch die Scheichs systematisch betrogen hat! Das Urteil könnte nächstes Jahr ergehen.

Pep geht, wenn sie ihn angelogen haben

Und was sagt Trainer Pep Guardiola, die Lichtgestalt in all der Finsternis? «Ich bin vollkommen überzeugt, dass wir unschuldig sind», so der Spanier. Allerdings habe er den Verantwortlichen gesagt: «Wenn ihr mich anlügt, bin ich draussen.» City kann sich irgendwann 2024 wohl einen neuen Trainer suchen …

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