Der grosse Direktvergleich
Nur im Sturm kann die Nati nicht mit England mithalten

Wo die Schweiz gegenüber England die Nase vorne hat. Und wo sich die Nati den Three Lions geschlagen geben muss. Der EM-Viertelfinal im Positions-Check.
Publiziert: 05.07.2024 um 21:36 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2024 um 14:19 Uhr

Auf dem Papier ist der EM-Viertelfinal zwischen der Schweiz und England eine klare Sache. Geschätzte 1,5 Milliarden Franken beträgt der Marktwert der englischen Superstar-Truppe. Die Nati kommt gerade mal auf rund 280 Millionen. Das Glück aus Schweizer Sicht: Auch England kann nur elf Spieler aufstellen. Und mit unserer Startelf können wir den Three Lions durchaus Paroli bieten, wie der Positionsvergleich zeigt.

Goalie

Während Jordan Pickford (30) mit Everton Jahr für Jahr gegen den Abstieg kämpft, hat Yann Sommer (35) nach dem Meistertitel mit Bayern München auch gleich mit Inter den Scudetto geholt. Auch in der Nati ist Sommer seit Jahren eine sichere Bank, auch wenn seine Leistungen in der letzten EM-Quali nicht mehr ganz so überragend gewesen sind. An der EM spielt Sommer bislang ein gutes Turnier, wenn man über seinen folgenlosen Patzer gegen Deutschland hinwegsieht. Das gilt auch für Pickford, der nach einem Jahrzehnte andauernden englischen Goalie-Problem seit 2018 die unumstrittene Nummer eins ist. Dank ihm gewann England 2018 in Russland gegen Kolumbien an einer Endrunde endlich wieder einmal ein Penaltyschiessen.

Tendenz: ausgeglichen. 

Yann Sommer wird gegen England sein 93. Länderspiel bestreiten.
Foto: TOTO MARTI
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Verteidigung

Manuel Akanji (28) spielt bislang eine überragende EM. Und an der Seite des Nati-Abwehrchefs spielen auch Fabian Schär (32) und Ricardo Rodriguez (31) gross auf. Seit der Umstellung auf eine Dreierkette wirkt die Nati-Abwehr deutlich stabiler, nur vier Gegentore in acht Länderspielen 2024 ist der Beleg dafür. Bei den Engländern ist die Abwehr dagegen eine Baustelle. Neben Akanjis ManCity-Kumpels John Stones (30) und Kyle Walker (34) dürfte gegen die Schweiz Ezri Konsa (26) für den gesperrten Marc Guéhi (23) auflaufen. Der Verteidiger von Aston Villa hat allerdings erst fünf Länderspiele auf dem Konto. An der EM kam er bislang gerade mal eine Viertelstunde zum Einsatz.

Tendenz: Vorteil Schweiz! 

Mittelfeld

Kein anderes Team verfügt im zentralen Mittelfeld über eine derartige Qualität wie England. Mit Jude Bellingham (21) können die «Three Lions» auf den vielleicht besten Spieler auf diesem Planeten zählen. Hinzu kommen ManUnited-Juwel Kobbie Mainoo (19) und Declan Rice (25), der im vergangenen Sommer bei Arsenal die Nachfolge von Granit Xhaka angetreten hat. Der Nati-Captain präsentiert sich bei dieser EM wie schon die ganze Saison mit Leverkusen in absoluter Topform. Womöglich ist Xhaka gar der beste Spieler des bisherigen Turniers. Und im Duo mit Remo Freuler (32) wirkt das Schweizer Mittelfeld deutlich eingespielter als jenes der Engländer. Ein weiteres Plus der Nati: Freuler und Aebischer trugen schon fünf Skorerpunkte zu den bislang sieben Turniertreffern bei.

Tendenz: ausgeglichen. 

Sturm

Nach 213 Premier-League-Treffern für Tottenham hat Harry Kane (30) auch bei Bayern München sofort eingeschlagen. 36 Tore in 32 Bundesliga-Spielen, dazu acht Assists, die Zahlen des Mittelstürmers lesen sich eindrücklich. Der EM hat der englische Rekordtorschütze seinen Stempel aber bislang noch nicht so richtig aufgedrückt. Mit zwei Treffern in vier Spielen liegt er unter seiner Nationalmannschaftsquote. Und kann Kane ausgerechnet an der EM seinen Titelfluch abstreifen? Auch bei den Schweizern hapert es noch etwas im Sturm. Mit seiner Physis ist Breel Embolo (27) ein wichtiges Element im Schweizer Angriff, Knipserqualitäten hat er bislang aber nur gegen Ungarn beweisen. Immerhin: Auch Embolo-Ersatz Kwadwo Duah (27) hat schon getroffen. Ebenso Vargas (25) und Ndoye (23).

Tendenz: Vorteil England. 

Trainer

Sein goldenes Händchen hat Murat Yakin (49) an dieser EM schon mehrfach bewiesen. Immer wieder bastelt der Nati-Trainer an seiner Startelf herum, jedes Mal ist das bislang aufgegangen. Ob Aebischer und Duah gegen Ungarn, Shaqiri gegen Schottland, Rieder gegen Deutschland oder Vargas gegen Italien – Yakins neue Trümpfe stachen alle. Das genaue Gegenteil ist Gareth Southgate (53). Dieser hat trotz der englischen Grusel-Auftritte bislang auf grössere Veränderungen in seinem System verzichtet. In der Heimat steht er deswegen heftig in der Kritik – ähnlich wie es Yakin im Herbst ergangen war. Am Sonntag könnte Southgates 100. Länderspiel als England-Trainer sein Letztes werden – falls bei Southgate der Swiss-Gate eintrifft.

Tendenz: Vorteil Schweiz! 

Die Nati muss sich also nirgends vor den Engländern verstecken. Sollte Abwehrchef Manuel Akanji Harry Kane in den Griff bekommen, steht dem erstmaligen Schweizer Halbfinal-Einzug nichts mehr im Weg.

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