Das ist unser Rekord-Yann
Sommer trug schon als Knirps ein Franzosen-Käppi

Er kommt jeweils im Flug-Modus aufs Feld – und im EM-Achtelfinal überflügelt Nati-Goalie Yann Sommer Legende Erich Burgener (70). Schon als Baby war klar, dass er Goalie wird.
Publiziert: 26.06.2021 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2021 um 09:28 Uhr
Max Kern (Text), Toto Marti (Fotos) aus Rom und Michael Wegmann

Zwischen 1973 und 1986 steht der Oberwalliser Erich Burgener 64-mal im Schweizer Tor. Seit 35 Jahren (!) hält sein Rekord. Am nächsten kommt ihm zuletzt Diego Benaglio mit 61 Länderspielen. Burgeners Rekord ist ab Montag Geschichte. Die Goalie-Legende, die in der Ära von Nati-Coach Köbi Kuhn zwischen 2001 und 2008 die Torhüter trainiert, wird von Yann Sommer überholt.

Burgener gestern am Telefon zu Blick: «Es war langsam Zeit. Schön, Yann hat sich das verdient! Er ist technisch auf der Höhe, hat ein gutes Timing. Er ist ruhig, strahlt Vertrauen aus. Mit einem Wort: Yann ist sackstark!»

Schon von Geburt an Goalie

Sommers Weg als Torhüter ist seit seiner Geburt vorgegeben. Vater Daniel steht beim Erstligisten FC Küsnacht in den 70er-Jahren zwischen den Pfosten. Und wenige Tage nach Yanns Geburt am 17. Dezember 1988 verschicken Sommers Eltern an Freunde und Verwandte eine Dankeskarte mit folgendem Text: «Eben hat mich mein Vater im FC bei den Junioren K angemeldet. Meine grossen Füsse und fangsicheren Hände sind eigentlich die Garantie für eine erfolgversprechende Karriere auf dem grünen Rasen. Mit Eurem Glücksklee kann ich mir bald den ganzen 5-Meter-Raum vor dem Tor ansäen. Eigentlich eine Garantie für torlose 90-Minuten-Erlebnisse. Vielen Dank und Gruss. Euer Yann mit Monika und Daniel.»

Hand-Shake mit Nati-Coach Vladimir Petkovic nach dem 3:1 gegen die Türkei – es war Goalie Yann Sommers 64. Länderspiel.
Foto: TOTO MARTI
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Die Karriere von Yanns Vater endet früh. Nach zwei Meniskusoperationen. «Das bedeutete damals das Karriereende», sagt Daniel Sommer, «das war noch vor Yanns Geburt.» Dennoch sieht Yann seinen Vater noch in Aktion. Daniel springt 1992 mit 38 für ein halbes Jahr beim FC Herrliberg in der 3. Liga ein – für seinen Bruder Marc, der verletzt ist. «Yann war dreijährig. Er durfte mit aufs Teambild.»

1992 fragt der Trainer der jüngsten Junioren beim FC Herrliberg, wer ins Tor stehen wolle. Vater Sommer erinnert sich: «Die Kinder sassen am Boden. Nur einer stand auf.» Weil Vater Sommer einen Job in Basel annimmt, wechselt Yann zum FC Concordia Basel. Und im Alter von 14 zum FC Basel.

Burgener selektioniert Sommer mit 14

Schon damals kreuzt sich sein Weg mit Nati-Legende Burgener. Der 64-fache Internationale gestern: «Mit Martin Brunner betreuten wir die U14- und U15-Auswahlen. Yann war schon damals sehr diszipliniert und ein wahrer Profi. Er kam mit zwei paar Fussballschuhen, wechselte je nach Beschaffenheit des Rasens. Acht bis zehn Goalies standen zur Auswahl. Für uns war schnell klar, wen wir nominieren.»

Mit den Schweizer Nachwuchs-Teams bestreitet Sommer 65 Länderspiele. 2011 wird er mit der U21-Nati in Dänemark Vize-Europameister.

Via Vaduz, GC und Basel landet Sommer 2014 bei Gladbach. Sein erstes Länderspiel macht er am Ende Mai 2012 unter Coach Ottmar Hitzfeld, bei einem 0:1 in Luzern gegen Rumänien. Rumäniens Hauptstadt Bukarest ist am Montag der Schauplatz von Sommers Rekord-Spiel. Ein würdiger Rahmen: EM-Achtelfinal gegen Weltmeister Frankreich. Auch in Bukarest wird er vor dem Einlaufen den Rasen fliegend betreten.


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