«Enttäuschendes Zeichen»
SFV-Frauenchefin Marion Daube kritisiert Bundesrat

Marion Daube (47) kritisierst die gekürzten Bundesgelder für die Heim-EM 2025. Mit dem Einstand von Nati-Trainerin Pia Sundhage ist die Frauenfussball-Direktorin dagegen sehr zufrieden.
Publiziert: 22.02.2024 um 21:29 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2024 um 22:04 Uhr

Marion Daube, was ist ihr Eindruck nach den ersten paar Trainingstagen? Haben Sie mit Pia Sundhage (64) die richtige Trainerin geholt?
Marion Daube: Ich bin die ersten Tage sehr nahe am Team gewesen. Egal ob Teammeeting oder Ansprache auf dem Platz, ich habe bis jetzt einen sehr positiven Eindruck.

Haben Sie schon ein erstes Feedback von den Spielerinnen eingeholt?
Dafür ist es noch zu früh. Pia hat zwar mit einigen aus dem Spielerrat schon vorher telefoniert, hier in Marbella sind jetzt aber alle das erste Mal aufeinandergetroffen. Spielerinnen und Staff sollen sich zuerst einmal richtig kennenlernen. An den ersten Tagen will sich sowieso jede und jeder von ihrer und seiner besten Seite zeigen. Ich werde sicher mit den Spielerinnen sprechen, aber man muss nicht immer alles forcieren.

Wie ist es Ihnen gelungen, eine Welttrainerin in die Schweiz zu holen?
Das Hauptargument, um sie zu überzeugen, war die EM 2025. Pia hat so ein Heim-Turnier mit Schweden schon einmal erlebt und weiss genau, was das alles mit sich bringt. Gleichzeitig ist sie aber auch jemand, der den Fussball weiterentwickeln will. Sie hat die Nati schon vorher verfolgt und gesehen, in welchen Bereichen, das Team noch Mühe hat. Mit ihrem Wissen genau da den Hebel anzusetzen, hat sie sicher sehr gereizt.

Frauenfussball-Direktorin Marion Daube (Mitte) weilt mit der Nati im Trainingslager in Marbella.
Foto: TOTO MARTI
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Aus finanzieller Sicht wird Sie aber Einbussen in Kauf genommen haben.
Ich glaube nicht, dass Pia Entscheidungen aus finanziellen Gründen trifft. Viel mehr sieht sie im Schweizer Team ein enormes Entwicklungspotenzial. Ihr einziger Wunsch war, dass sie ihre langjährigen Assistenten mitnehmen kann.

Welche Lehren ziehen Sie aus dem unglücklichen zu Ende gegangenen Kapitel mit Inka Grings (45)?
Als Inka ihre Arbeit aufgenommen hat, lief noch die Kandidatur für die EM 2025. In dieser Zeit war ich dadurch vielleicht etwas zu wenig nahe am Team. Möglich, dass ich so früher hätte wahrnehmen können, falls sich schon damals Unstimmigkeiten zwischen Trainerin und Team angedeutet haben.

Was hätte der Verband konkret besser machen können?
Von unserer Seite hätte gegenüber der Trainerin womöglich etwas mehr Unterstützung kommen können. Vielleicht hätten wir so Dinge frühzeitig besser abfedern können.

Daube persönlich: EM-Chefin landete per Zufall im Fussball

Die 47-jährige Zürcherin mit deutschen Wurzeln wächst in Frankfurt in einer Fussballfamilie auf. Mit 13 Jahren gibt Daube das Spiel aber auf, versucht sich im Tennis und im Volleyball. Erst im Studium (Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing) gehts wieder los mit Fussball. Daubes Kommilitonin ist die dänische Nationalspielerin Louise Hansen, die damals für Frankfurt Bundesliga spielt und nebenbei studiert. Die beiden planen als Studienarbeit den Aufbau von landesweiten Mädchenfussballcamps, die es vor rund 20 Jahren in Deutschland noch nicht gibt.

Das Projekt kommt derart gut an, dass Nationaltrainerin Silvia Neid Patin wird und Daube/Hansen für die Girls-Camps eine Firma gründen. Hauptberuflich arbeitet Daube aber weiterhin in einer Werbeagentur, als sie wegen der Liebe nach Zürich zieht.

Dem Fussball bleibt sie treu. Beim damaligen NLA-Klub Zürich-Seebach übernimmt sie rasch allerlei ehrenamtliche Aufgaben und ist mittendrin, als sich der Klub 2008 dem FCZ anschliesst. Als es darum geht, dass im FCZ-Vorstand jemand die Frauen vertritt, meldet sich Daube. Aus der Marketingfrau wird eine Fussballfunktionärin. Von 2009 bis 2021 ist sie Geschäftsführerin der FCZ-Frauen.

Dann der Wechsel zum SFV: Zuerst ab Januar 2022 als Chefin der EM-Kandidatur, dann ab Januar 2023 als Nachfolgerin von Tatjana Haenni als SFV-Direktorin für Frauenfussball. In der Schweiz fühlt sich die höchste Schweizer Frauenfussballerin längst zu Hause. Letztes Jahr schafft sie die Einbürgerung und hat nun auch den Schweizer Pass. (md)

Marion Daube (M.) ist zwölf Jahre Geschäftsführerin der FCZ-Frauen: Hier 2011 mit den neuen Spielerinnen Sonja Fuss (l.) und Inka Grings (r.), die später auch FCZ-Trainerin wird und heute die Nati coacht.
freshfocus

Die 47-jährige Zürcherin mit deutschen Wurzeln wächst in Frankfurt in einer Fussballfamilie auf. Mit 13 Jahren gibt Daube das Spiel aber auf, versucht sich im Tennis und im Volleyball. Erst im Studium (Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing) gehts wieder los mit Fussball. Daubes Kommilitonin ist die dänische Nationalspielerin Louise Hansen, die damals für Frankfurt Bundesliga spielt und nebenbei studiert. Die beiden planen als Studienarbeit den Aufbau von landesweiten Mädchenfussballcamps, die es vor rund 20 Jahren in Deutschland noch nicht gibt.

Das Projekt kommt derart gut an, dass Nationaltrainerin Silvia Neid Patin wird und Daube/Hansen für die Girls-Camps eine Firma gründen. Hauptberuflich arbeitet Daube aber weiterhin in einer Werbeagentur, als sie wegen der Liebe nach Zürich zieht.

Dem Fussball bleibt sie treu. Beim damaligen NLA-Klub Zürich-Seebach übernimmt sie rasch allerlei ehrenamtliche Aufgaben und ist mittendrin, als sich der Klub 2008 dem FCZ anschliesst. Als es darum geht, dass im FCZ-Vorstand jemand die Frauen vertritt, meldet sich Daube. Aus der Marketingfrau wird eine Fussballfunktionärin. Von 2009 bis 2021 ist sie Geschäftsführerin der FCZ-Frauen.

Dann der Wechsel zum SFV: Zuerst ab Januar 2022 als Chefin der EM-Kandidatur, dann ab Januar 2023 als Nachfolgerin von Tatjana Haenni als SFV-Direktorin für Frauenfussball. In der Schweiz fühlt sich die höchste Schweizer Frauenfussballerin längst zu Hause. Letztes Jahr schafft sie die Einbürgerung und hat nun auch den Schweizer Pass. (md)

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Auch im Hinblick auf die EM wartet noch viel Arbeit auf den SFV. In England besuchen 60'000 Fans die Spiele der Women's Super League. In der Schweiz sind es in der Regel ein paar Hundert. Wann beginnt die grosse EM-Euphorie?
Solche Zuschauerzahlen können wir leider nicht von heute auf morgen erreichen. Einfach eine grosse Marketing-Kampagne zu fahren, macht die Stadien nicht automatisch voll. Das muss wachsen und soll auch langanhaltend sein. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Aber die Zeit bis zur EM ist knapp, darum müssen wir jetzt Vollgas geben.

Welche konkreten Massnahmen haben Sie im Kopf?
Wir versuchen, die Länderspiele bis zur EM in grösseren Stadien durchzuführen. So wollen wir die EM-Spielorte schon vor dem Turnier besser einbinden und erhoffen uns so einen gewissen Werbeeffekt.

Das kann aber auch nach hinten losgehen, wenn die grossen Stadien dann halbleer bleiben.
Das ist ein Thema, das wir auch intern immer wieder diskutieren. Das Problem ist, dass wir in der Schweiz kaum über moderne Stadien mit der optimalen Kapazität für Frauen-Länderspiele verfügen. Zudem ist nicht nur von uns, sondern auch von TV-Seite aus der Wunsch nach einer professionellen Infrastruktur vorhanden.

Der Bundesrat will die ursprünglich 15 Millionen Franken für die EM 2025 auf vier Millionen zusammenkürzen. Wie haben Sie diesen Entscheid aufgenommen?
Mit grossem Unverständnis. Ganz Europa schaut auf die Schweiz und dann fällt der Bundesrat diesen Entscheid. Wir alle haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass plötzlich Gelder in einem solchen Ausmass gekürzt werden. Dass man dem Frauensport gegenüber dann so ein Zeichen abgibt, hat mich sehr enttäuscht. Diese Kürzung ist so nicht gerechtfertigt.

Wie wichtig ist es für das Turnier, dass die Ständeratskommission nun doch den ursprünglichen Bundesbeitrag von 15 Millionen Franken fordert?
Sehr wichtig. Die EM bringt nicht nur eine grosse Chance für den Frauenfussball mit sich, sondern auch für die Schweizer Wirtschaft. Wir wollen uns den ausländischen Gästen als Land von unserer besten Seite präsentieren, damit auch ein nachhaltiger Effekt bleibt.

15 Millionen Franken sind noch immer ein Bruchteil der 82 Millionen, mit denen der Bund die Männer-EM 2008 unterstützt hat. Ärgert Sie das nicht?
Ich kenne die genauen Zahlen von damals nicht und möchte beide Turniere gar nicht miteinander vergleichen. Mir geht es mehr darum, dass die Städte und Kantone in der EM eine grosse Chance sehen und sich schon während der Kandidatur mit Verpflichtungskrediten in einem beachtlichen Rahmen zur EM bekannt haben. Der Bundesratsentscheid ist nun für alle Beteiligten ein empfindlicher Rückschlag gewesen.

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Gruppe A1
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Italien
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Niederlande
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Norwegen
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Finnland
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Gruppe A2
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Spanien
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Dänemark
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Belgien
Belgien
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Tschechische Republik
Tschechische Republik
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Gruppe A3
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Frankreich
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England
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Schweden
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Irland
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Gruppe A4
Mannschaft
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Deutschland
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Island
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Österreich
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Polen
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Gruppe B1
Mannschaft
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Schweiz
Schweiz
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15
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Türkei
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Ungarn
Ungarn
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Aserbaidschan
Aserbaidschan
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Gruppe B2
Mannschaft
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1
Schottland
Schottland
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Serbien
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Slowakei
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Israel
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Gruppe B3
Mannschaft
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Portugal
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Nordirland
Nordirland
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Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
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7
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Malta
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Gruppe B4
Mannschaft
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Wales
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Ukraine
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3
Kroatien
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Kosovo
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Gruppe C1
Mannschaft
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Weißrussland
Weißrussland
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Georgien
Georgien
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Litauen
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Zypern
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Gruppe C2
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Slowenien
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Lettland
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Nordmazedonien
Nordmazedonien
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Moldawien
Moldawien
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Gruppe C3
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1
Griechenland
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Montenegro
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Färöer
Färöer
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Andorra
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Gruppe C4
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Rumänien
Rumänien
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Bulgarien
Bulgarien
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Armenien
Armenien
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Kasachstan
Kasachstan
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Gruppe C5
Mannschaft
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1
Albanien
Albanien
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Luxemburg
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Estland
Estland
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