Bayern statt RB?
Das steckt hinter dem Eberl-Beben

Knall in der Bundesliga: RB Leipzig wirft am Freitag vor dem Topspiel gegen die Bayern Geschäftsführer Max Eberl raus. Hinter den Kulissen zeichnete sich der Bruch schon lange ab – denn zwischen Eberl und RB hats wohl nie richtig gefunkt.
Publiziert: 01.10.2023 um 17:13 Uhr

Im Dezember 2022 unterschreibt der langjährige Gladbach-Sportdirektor Max Eberl ((50) bei RB Leipzig. Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff (48) bezeichnet ihn damals als «absolute Wunschlösung». Eberl sei der Mann für die Zukunft, mit ihm als Gesicht des Vereins sollen die Bayern attackiert werden, so der Grundtenor. Doch diese gemeinsame Zukunft dauert nur 320 Tage. Seit Freitag ist Eberl in Leipzig bereits wieder Geschichte.

Eberls Einstellung eine «Fehleinschätzung»

Auf den ersten Blick kommt die Entlassung überraschend. Denn die von Eberl zusammengestellte Mannschaft ist hervorragend in die neue Saison gestartet, am Samstag folgt mit dem 2:2 gegen die Bayern die nächste Bestätigung dafür. Dazu haben Eberls Top-Neuzugänge wie Lois Openda (23) oder Xavi Simons (20) allesamt eingeschlagen. Rein sportlich gäbe es also keinen Anlass, die Zusammenarbeit zu beenden.

Der Grund ist ein anderer: In einem offiziellen Statement bemängelt der Verein Eberls «Commitment zum Klub». RB-Vorstandsvorsitzender Johann Plenge (38) führt aus: «100 Prozent Leipzig, 100 Prozent RB, das hat gefehlt.»

Max Eberl ist nicht länger bei RB Leipzig angestellt.
Foto: imago/Nordphoto
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Denn: Eberl hat nie einen Hehl aus seiner Liebe zu seinem Jugendverein Bayern gemacht. Seit dort im Mai nach dem Aus von Hasan Salihamidzic der Posten des Sportvorstands frei geworden ist, wurde er immer wieder mit einem Engagement in München in Verbindung gebracht. Ein Dementi hat er stets vermieden. 

Besonders enttäuscht davon, dass sich Eberl nie zu Leipzig bekannt hat, ist sein ehemaliger Fürsprecher Oliver Mintzlaff. Dieser nennt Eberls Einstellung rückblickend gar einen Irrtum. Am Mikrofon von «Sky» findet er deutliche Worte. «Ich habe damals lange um Max gekämpft, da war die Überzeugung sehr gross. Diese gemeinsame Fehleinschätzung ist enttäuschend. Die Zusammenarbeit war nicht mehr zu retten.»

Gefunkt hat es nie

Dass Eberl wohl immer wieder nach München geschielt hat, dürfte auch damit zusammenhängen, dass es bei RB nie richtig gepasst hat. Intern habe es immer wieder Spannungen und Meinungsverschiedenheiten gegeben, berichtet die «Bild». Unter anderem etwa mit dem früheren DFB-Star Mario Gomez, der mittlerweile als Technischer Direktor bei «Red Bull Soccer International» amtet. 

Hinzukommt, dass die RB-Verantwortlichen nie mit Eberls Arbeitsweise warm wurden. Aus ihrer Sicht soll er wiederholt zu spät mit Spielerverhandlungen begonnen haben – wodurch intern Faulheitsvorwürfe aufkamen. Ausserdem habe man Eberl oft in der Vereinszentrale vor Ort vermisst. Stattdessen verbrachte er viel Zeit in München bei seiner Lebensgefährtin. 

Machen die Bayern jetzt Ernst?

Den Bayern spielt das Eberl-Drama in die Karten. Denn dort ist die Stelle über dem neuen Sportdirektor Christoph Freund (46, gekommen aus Salzburg) nach wie vor frei. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich gerade Bayern-Urgestein Uli Hoeness (71) Max Eberl schon lange im Verein wünscht. Gut vorstellbar also, dass eintrifft, worüber schon monatelang gemunkelt wird.

Da Eberls Vertrag in Leipzig noch bis 2026 läuft, wäre eine Ablösesumme fällig. Noch habe man aus München aber kein Angebot erhalten, beteuert Plenge. «Max ist noch unter Vertrag bei uns, und in dem Moment, wenn ein Verein – sei es der FC Bayern oder ein anderer Klub – auf uns zukommt, unterhält man sich über die Modalitäten.»

Nicht alle stehen einem potenziellen Eberl-Transfer zu den Bayern aber positiv gegenüber. TV-Experte Dietmar Hamann (50) etwa findet warnende Worte – und fürchtet eine Red-Bull-Überdosis beim deutschen Rekordmeister. «Die Leipziger und die Salzburger sind das Feindbild der meisten Fussballfans. Man hat den Jochen Sauer in der Akademie, man hat den Christoph Freund als Sportdirektor, jetzt kommt vielleicht der Dritte mit RB-Vergangenheit. Ich glaube, dass die Bayern sehr vorsichtig sein müssen.»

Ohnehin hat sich Eberl in den vergangenen Monaten mit seinem Vorgehen keine Freunde gemacht. In Gladbach hat er sich über Jahre den Ruf eines integren und aufrichtigen Managers erarbeitet, der dem durchkommerzialisierten modernen Fussball kritisch gegenüberstand. Gerade das «Konstrukt» RB Leipzig kritisierte er immer wieder. Dass er ausgerechnet dort seine Karriere fortsetzte, löste vielerorts grosses Unverständnis aus. (sbe)

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