Belgier übernimmt bei den Bayern
Warum aus Notnagel Kompany ein Volltreffer werden könnte

Die peinliche Trainersuche von Bayern München hat doch noch einen Nachfolger von Thomas Tuchel hervorgebracht: Am Mittwoch kommt Vincent Kompany (38) in München an. Der Belgier wird als «Abstiegstrainer» begrüsst. Warum Spott nicht angebracht ist.
Publiziert: 29.05.2024 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2024 um 17:14 Uhr
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Stefan KreisReporter Fussball

Das Pressecenter des FC Burnley ist ein schmuckloser Ort. Ein Dutzend Stühle, ein winziges Podest, ein Mikrofon, eine Handvoll Lokaljournalisten. Als aber Vincent Kompany (38) durch die Tür schwebt, auf dem Kopf eine Baseballkappe und im Gesicht ein joviales Grinsen, erstrahlt der Raum innert Sekunden in hellstem Glanz. Die Aura des ehemaligen Weltklasseverteidigers ist bis in die kleinste Ritze zu spüren. Hier sitzt ein Voll-Profi. Einer, der in seiner 18-jährigen Karriere als Spieler alles erlebt und gesehen hat.

Zu jenem Zeitpunkt Ende Februar hat Burnley bereits einen schier unaufholbaren Rückstand auf den rettenden 17. Platz. Kompany aber strahlt an der Pressekonferenz derart viel Selbstvertrauen aus, als hätte seine Mannschaft noch realistische Chancen auf den Europacup. «Mia-san-Mia» auf belgisch. Einen Tag später spielen die «Clarets» im heimischen Turf Moor gegen Bournemouth. Sie stellen die klar bessere Elf, spielen attraktiven, schnörkellosen, mutigen Fussball mit zwei echten Spitzen. Am Ende aber stehts 0:2. Weil die Kaltblütigkeit im Abschluss fehlt.

Kompany kennt die grosse Bühne

In der Saison zuvor führt Kompany den Verein mit sagenhaften 101 Punkten aus 46 Spielen zurück in die Premier League. In dieser Saison sind es hingegen bloss 24 Zähler aus 38 Spielen. Vom «Abstiegstrainer» ist in München deshalb die Rede. Der ist nach den Absagen von Nagelsmann, Rangnick, Tuchel und Co. bloss ein Notnagel. Auch wenn die Bayern-Bosse beteuern, dass Kompany von Anfang an auf der Liste gestanden habe. Dass der 89-fache belgische Nationalspieler dank seiner Zeit beim Hamburger SV der deutschen Sprache mächtig ist, ist kein Nachteil. Dass er die grosse Bühne kennt und weiss, wie die Medien funktionieren, ebenfalls nicht.

Bei ManCity war Vincent Kompany Captain. Und der verlängerte Arm von Star-Coach Pep Guardiola (r.).
Foto: Getty Images
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Aufs Glatteis führen lässt sich Kompany jedenfalls nicht. Fragen rund um den Schweizer Nati-Star und Burnley-Spieler Zeki Amdouni lächelt der Belgier einfach weg. Er sei keiner, der einzelne Spieler öffentlich hervorheben wolle. Auf die Frage, was ein Spieler wie Amdouni, der nicht aus einer Jugendakademie, sondern aus dem Amateurfussball kommt, mitbringen würde, sagt Kompany: «Das gewisse Etwas. Weil sie mehr Raum haben, um zu wachsen.» Etwas vom Wichtigsten sei das Vertrauen.

Und das hat Amdouni von Anfang an gespürt. 25 Spiele in Folge steht «Zek», wie Kompany den Genfer nennt, in der Startelf. Und als er ihn im Spiel gegen Bournemouth zum ersten Mal auf der Bank lässt, gibts eine Stunde nach dem Spiel noch einen aufmunternden Klaps auf die Schultern. In den nächsten Spielen werde Amdouni wieder treffen, so der Trainer. Aufgeben ist keine Option. Immer weiter.

Passt das unruhige Umfeld zu Kompany?

Eine Haltung, die zu den Bayern passt. Die Frage ist: Passt Kompany auch in das unruhige Umfeld an der Säbener Strasse? Bei seinem Stammklub Anderlecht und auch in Burnley konnte er in Ruhe arbeiten. In die neue Bayern-Saison geht er als jener Trainer, der nur wegen der Absagen von Alonso, Nagelsmann, Lopetegui und Rangnick in die Kränze kommt, nur fünfte Wahl ist. Kommt dazu: Mit Ancelotti, Heynckes, Kovac, Flick, Nagelsmann und Tuchel standen in den letzten acht Jahren sechs verschiedene Bayern-Trainer an der Seitenlinie. Bloss Pep Guardiola hat im letzten Jahrzehnt mehr als 100 Spiele für den Rekordmeister absolviert.

Den kennt Kompany aus der gemeinsamen Zeit bei ManCity, war als Captain der verlängerte Arm des Katalanen. Auch das ein Argument, das dafür spricht, dass aus dem Notnagel ein Volltreffer werden könnte.

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