Fischer: «Es bringt nichts, über Max zu diskutieren»
Verspielt Fischer ohne Kruse Europa?

Kürzlich adelte ihn ein prominenter Trainerkollege zu einem der weltbesten Trainer der Welt. Nun muss Urs Fischer urplötzlich ohne Max Kruse auskommen, seinen besten Stürmer. Eine schwierige Aufgabe, wie das 0:2 in Augsburg beweist.
Publiziert: 06.02.2022 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2022 um 00:39 Uhr

Es ist nicht lange her, da plauderte der Kölner Trainer Steffen Baumgart über Trainer und deren Ruf in der Öffentlichkeit. Baumgart kann das darum nüchtern und gelassen tun, weil er dank seiner Arbeit in Köln höchste Anerkennung erfährt: von Spielern, Vorgesetzten, Fans, Journalisten. Und weil er dem Zeitgeist gemäss auch noch eine Kappe trägt, die ihn zum Trainer-Hipster erhebt.

Wer der weltbeste Trainer sei, wollte die «SportBild» von ihm wissen. Baumgarts Antwort: «Es gibt nicht den besten Trainer, sondern viele überragende Trainer, die gar nicht als solche wahrgenommen werden.» Dann nannte er ein Beispiel: «Urs Fischer.»

Jenen Mann also, der in Zürich, Basel und Thun nahe am Optimum schuftete, Titel gewann, europäisch spielte – und doch nie als Trainer von höchstem Renommee galt. Trocken! Ängstlich! Altbacken!

Union-Trainer Urs Fischer steht vor schwierigen Aufgaben.
Foto: Defodi Images via Getty Images
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«Unfassbar coole Socke, dieser Urs Fischer!»

Welch Unsinn diese Charakterisierungen sind, beweist Fischer seit 2018. Seither tragen sie ihn in Berlin-Köpenick, wo der 1. FC Union daheim ist, auf Händen: Aufstieg, Klassenerhalt, Conference League, nun gar auf Champions-League-Kurs und im Cup-Viertelfinal. Besser gehts nicht. «Unfassbar coole Socke, dieser Urs Fischer!» – so wird der 534-fache Nati-A-Spieler auch in den sozialen Medien geadelt.

Seit dieser Woche nun muss Fischer froher denn je um seine Coolness sein. Max Kruse (33) verliess den Klub überfallartig – des Geldes wegen. Der von Abstiegsangst geplagte VfL Wolfsburg kaufte ihn laut «Bild» für fünf Millionen Euro aus seinem Vertrag. Unmittelbar vor Transferschluss und ein halbes Jahr vor Vertragsende. Ein Schlag für Union, ein Schlag für Fischer.

Kruse liess 75'000 Euro in Taxi liegen

Kruse hat einen Hang zur Exzentrik und teuren Autos, er pokert in Las Vegas und anderswo und liess auch schon 75'000 Euro in einem Taxi liegen. Es zirkulierten schon Videos, die ihn unter der Gürtellinie zeigten und ihn die Nationalmannschaftskarriere kosteten. Und unlängst, im Dezember, erbat er sich zwei Tage vor einem Bundesliga-Spiel einen freien Tag – er heiratete. Gleichwohl war Kruse, was sonst niemand für die Unioner in dieser Form ist: genialisch, gerissen, vor zwei Wochen noch doppelter Torschütze beim 2:1-Sieg in Gladbach. Der Mann mit Intuition, der sich klug bewegt, freie Räume erahnt und auch noch technisch begnadet.

Sprängen andere an die Decke nach diesem ungeahnten Verlust, da bleibt Fischer ruhig, zumal nach aussen: «Man spielt nicht bis 40. Irgendwo ist das Alter begrenzt. Er hat noch mal ein tolles Angebot bekommen. Das darf man dann auch irgendwo ein bisschen nachvollziehen. Das ist meine Meinung», sagt er am Freitag.

«Er ist ein Unterschiedspieler»

Dass Kruse nicht zu ersetzen ist, weiss auch Fischer. Den Beweis bringt der Samstag. 0:2 verliert Union in Augsburg, bei einem Abstiegskandidaten, der zuvor fünf Spiele ohne Sieg war. Das Angriffsspiel der Unioner? Mau, zahm, harmlos – alles zusammen.

Wie sehr nun hat Kruse gefehlt, wird Fischer gefragt? «Ich kann das nicht beantworten, niemand kann das beantworten. Er ist ein Unterschiedspieler, aber es bringt nichts mehr, über ihn zu diskutieren, weil er nicht mehr bei uns ist.»

An Fischer ist es nun, diesen Unterschiedsspieler zu ersetzen und die Hoffnung auf eine erneute Europa-Cup-Quali zu führen. Trotz Platz vier: Eine mehr als schwierige Aufgabe, wie’s scheint. (mis)

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