Man droht im europäischen Wettrüsten unterzugehen
Gewinnt Bayern nie wieder die Champions League?

Bei Bayern München gibt es coronabedingt einen Kaufstopp. Vernünftig oder fahrlässig? Ein Blick zu den Giganten deutet eher auf Zweiteres hin. Die Bosse machen sich keine Sorgen.
Publiziert: 09.08.2021 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2021 um 13:49 Uhr
Fynn Müller

Wahnsinn, was aktuell auf dem Transfermarkt zu und hergeht. Europas Top-Klubs schmeissen mit dreistelligen Millionensummen um sich, als gäbe es die Corona-Pandemie und die daraus folgenden finanziellen Schwierigkeiten nicht. Einer der Grossen macht da aber nicht mit: der FC Bayern!

Die Münchner holen in diesem Sommer Innenverteidiger Dayot Upamecano (22) für 44,5 Millionen Franken von Leipzig. Hinzu kommt Backup-Linksverteidiger Omar Richards (23), der ablösefrei vom englischen Zweitligisten Reading kommt. Das wars.

Damit will Bayern in der Champions League konkurrenzfähig sein? Nur mal so zum Vergleich: PSG holt mit Achraf Hakimi, Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Goalie Gianluigi Donnarumma vier Weltklasse-Spieler – auch der Transfer von Barça-Legende Messi steht kurz bevor.

Wird Bayern in Zukunft überhaupt konkurrenzfähig sein in der Champions League?
Foto: imago
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Ähnlich sieht die Situation bei Englands Top-Klubs aus: Manchester United krallt sich Jadon Sancho und Raphael Varane, Chelsea steht kurz vor einer Verpflichtung von Inter-Tank Romelu Lukaku und Manchester City greift für Jack Grealish (127 Millionen Franken) rekordmässig tief in die Tasche. Der Pep-Klub will zudem schnellstmöglich den Transfer von Harry Kane fix machen. Auch der Tottenham-Star würde weit über 100 Millionen Kosten.

Kahn spricht von «Wettbewerbsnachteil»

Verständlich, dass die Fans des FC Bayern bei diesem internationalen Wettrüsten weitere Verstärkungen fordern. Doch die Haltung der FCB-Bosse ist klar: Der Klub kann es sich in Pandemiezeiten nicht leisten, solch hohe Summen auszugeben. Stattdessen tut man an der Säbener Strasse gut daran, die Jungen und Wilden im Team zu integrieren.

Im Vereinsmagazin «51» spricht Oliver Kahn (52) Klartext. «Sportlich sind wir an vielen Stellen spitze, klar», so der neue Geschäftsführer des FC Bayern. «Aber wirtschaftlich ist die Situation heute eine ganz andere.» Grund dafür sind unter anderem die fehlenden TV-Einnahmen. «Deshalb müssen wir kreativ werden und neue Wege gehen. Das ist unsere Aufgabe, denn wir wollen weiterhin zu den Top 3 in Europa gehören», stellt der 52-Jährige klar.

Die Konkurrenz schläft nicht, das muss sich auch Kahn eingestehen. «Insbesondere die investorengetriebenen englischen Klubs haben eine enorme finanzielle Power.» Sorgen machen müsse man sich aber trotzdem nicht. «Es uns bisher immer gelungen, diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen. Daran arbeiten wir mit allem, was wir haben, denn wir sind der FC Bayern.»

Nagelsmann malt Teufel nicht an die Wand

Und wie beurteilt Neo-Coach Julian Nagelsmann (34) die Umstände? Ganz nach dem Motto: kein Grund zur Sorge! «Du hast ja nicht nur Stammspieler, sondern auch Spieler, die draussen sitzen: Jeder muss mit dieser Rolle zurechtkommen und trotzdem fürs Team alles geben. Und wenn das gegeben ist, werden wir wieder eine sehr gute Saison spielen können», sagt der Ex-Leipzig-Trainer im Interview mit BR24.

Doch wirklich rosig sieht auch die sportliche Situation beim deutschen Rekordmeister nicht aus. Vier Vorbereitungsspiele und kein Sieg: So lautet die magere Bilanz der Bayern-Testspiele. Nach der 2:3-Niederlage gegen Köln und dem 0:2 gegen Mönchengladbach (0:2), einem Unentschieden gegen Ajax (2:2) folgte zuletzt die 0:3-Klatsche gegen Neapel. Dort spielten übrigens alle EM-Fahrer (Lewandowski, Coman, Sané und Co) im Gegensatz zu den vorherigen Partien mit.

Brazzo nervt sich über Financial Fairplay

Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44) lässt im Sport1-Fussballtalk «Doppelpass» Dampf ab. «In England haben sie den Vorteil, dass sie diesen Fernsehvertrag haben. Hinzu kommen die Investoren, die von oben das Geld reinpumpen. Das ist für uns ein Riesen-Nachteil», stellt Brazzo klar. Weiter der 51-Jährige: «Wir sprechen jeden Tag über das Financial Fairplay. Die Frage ist: Wie hart greift die Uefa durch? Kann man Vereine ausschliessen? Was aktuell passiert, hat mit Financial Fairplay nichts zu tun.»

Neben den finanziellen Themen wird in der TV-Sendung selbstverständlich auch über das Sportliche geredet. Ein Name wird dabei heiss diskutiert: Erling Haaland! Brazzo über den BVB-Stürmer: «60 Spiele, 60 Tore, da muss man hinschauen, sonst wären wir ja Vollamateure.» Zumindest dieses Jahr wird Haaland noch in Dortmund spielen.

Viel Wirbel – dabei hat die Bundesliga-Saison noch nicht einmal begonnen. Und doch muss man vor Beginn der neuen Spielzeit sagen: Rüstet Bayern nicht noch etwas auf, könnte die deutsche Meisterschaft offener denn je werden. In der Königsklasse ist der Zug angesichts des Wettrüstens der Konkurrenz bereits abgefahren.

Das ist das Financial Fairplay (FFP)

Was Salihamidzic bezüglich des Financial Fairplays sagen will: Die Konkurrenz, wie oben bereits erwähnt, wirft mit Geld um sich, während andere Klubs in Zeiten von Corona um ihre Existenz bangen. Grund dafür sind die Investoren, die PSG, Manchester City & Co stark machen. Die Regeln des Financial Fairplays (FFP) besagen nämlich, dass ein Investor bei einer Überschreitung des maximalen Verlustes eingreifen und eine gewisse Summe aus eigener Tasche bezahlen darf. Ziel des FFP ist laut Uefa, die «finanzielle Gesundheit des europäischen Klubfussballs zu verbessern». Das FFP betrifft jene Mannschaften, die in der Champions, Europa oder der Conference League teilnehmen wollen. Die Grundregel besagt, dass die Mannschaften nur bis zu fünf Millionen Euro mehr auszugeben dürfen, als sie in den drei Spielzeiten zuvor eingenommen haben. Ein höheres Defizit kann in Ausnahmefällen gedeckt werden. Und genau diese Ausnahmen machen das Ganze so kompliziert.

Was Salihamidzic bezüglich des Financial Fairplays sagen will: Die Konkurrenz, wie oben bereits erwähnt, wirft mit Geld um sich, während andere Klubs in Zeiten von Corona um ihre Existenz bangen. Grund dafür sind die Investoren, die PSG, Manchester City & Co stark machen. Die Regeln des Financial Fairplays (FFP) besagen nämlich, dass ein Investor bei einer Überschreitung des maximalen Verlustes eingreifen und eine gewisse Summe aus eigener Tasche bezahlen darf. Ziel des FFP ist laut Uefa, die «finanzielle Gesundheit des europäischen Klubfussballs zu verbessern». Das FFP betrifft jene Mannschaften, die in der Champions, Europa oder der Conference League teilnehmen wollen. Die Grundregel besagt, dass die Mannschaften nur bis zu fünf Millionen Euro mehr auszugeben dürfen, als sie in den drei Spielzeiten zuvor eingenommen haben. Ein höheres Defizit kann in Ausnahmefällen gedeckt werden. Und genau diese Ausnahmen machen das Ganze so kompliziert.

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