Manchester United unter ten Hag blutleer
Wann fliegt der Holländer?

Erik ten Hag bekommt Manchester United nicht auf Vordermann. Krachende Niederlagen, hohe Bälle statt Finesse, ein löchriges Mittelfeld und Fehler im Personalmanagement. Die Uhr tickt.
Publiziert: 03.11.2023 um 14:02 Uhr
|
Aktualisiert: 03.11.2023 um 14:04 Uhr
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Das 0:3 am vergangenen Samstag im Derby gegen Manchester City nehmen die Fans der Red Devils noch einigermassen zähneknirschend zur Kenntnis. Das war halt Peps City, was soll man da machen? Ein paar Tage später folgt die nächste Klatsche – diesmal gegen Newcastle United im Carabao-Cup. Bei diesem 0:3 schaut man dann schon genauer hin. Der Vorwurf an Trainer Erik ten Hag (53): Keine Energie, keine Intensität in den Zweikämpfen und – vor allem – hohe Bälle von hinten raus statt gepflegtes Aufbauspiel.

Kritisiert wird der Holländer aber auch für sein Kadermanagement. Im Fall von Mason Greenwood (Verdacht wegen Vergewaltigung und Körperverletzung) sprach er sich für eine Rückkehr des Spielers aus, aber Jadon Sancho verbannte er eiskalt aus dem Team, als sich dieser nach einem Nichtaufgebot zur Wehr setzte.

Problemzone Mittelfeld

Seine Transfers? Bisher kein Volltreffer. Auf der rechten Aussenbahn dribbelt sich der Brasilianer Antony meist in den Gegenspielern fest oder er stellt sich im Privatleben ins Abseits (auch er wurde wegen häuslicher Gewalt angezeigt). Antony kam von Ajax Amsterdam und hat 95 Millionen Euro gekostet.

Der Holländer ten Hag steht in Manchester unter Beschuss.
Foto: keystone-sda.ch
1/7
Transfers unter Ten Hag
  • Antony, Ajax, 95 Mio. Euro
  • Rasmus Hojlund, Atalanta, 75 Mio.
  • Casemiro, Real Madrid, 71 Mio.
  • Mason Mount, Chelsea, 64 Mio.
  • Lisandro Martínez, Ajax, 57 Mio.
  • André Onana, Inter, 50 Mio.
  • Tyrell Malacia, Feyenoord, 15 Mio.
  • Altay Bayindir, Fenerbahce, 5 Mio.
  • Christian Eriksen, Brentford, ablösefrei
  • Sofyan Amrabat, Fiorentina, leihweise
  • Sergio Reguilón, Tottenham, leihweise
  • Antony, Ajax, 95 Mio. Euro
  • Rasmus Hojlund, Atalanta, 75 Mio.
  • Casemiro, Real Madrid, 71 Mio.
  • Mason Mount, Chelsea, 64 Mio.
  • Lisandro Martínez, Ajax, 57 Mio.
  • André Onana, Inter, 50 Mio.
  • Tyrell Malacia, Feyenoord, 15 Mio.
  • Altay Bayindir, Fenerbahce, 5 Mio.
  • Christian Eriksen, Brentford, ablösefrei
  • Sofyan Amrabat, Fiorentina, leihweise
  • Sergio Reguilón, Tottenham, leihweise
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Das grösste Problem der United: das Mittelfeld. Casemiro ist als Sechser nicht mehr in der Form der vergangenen Saison und mit den hohen, weiten Bällen ist nicht viel mehr als die Hoffnung verbunden, irgendwie an zweite Bälle zu kommen. Der Captain Bruno Fernandes ist in der Krise auch kein Fels in der Brandung, der Portugiese investiert seine Energie öfters in Streitgespräche mit den Schiedsrichtern. Uniteds Mittelfeld ist derzeit kaum in der Lage, gegnerische Angriffe einzudämmen oder gar aufzuhalten.

Von Klubseite gibt es die üblichen Durchhalteparolen zu hören («Wir stehen hinter Erik»), wobei man nicht sicher ist, wer denn nun die Fäden zieht bei Manchester United. Der Verkauf von Anteilen der Eigentümer (die Glazer-Geschwister) an Sir Jim Ratcliffe und seine Ineos-Gruppe (Besitzer von Lausanne-Sport) ist noch nicht über die Bühne gegangen, der Unternehmer möchte mit seiner 25-Prozent-Beteiligung vor allem die sportliche Ausrichtung des Klubs in die Hände nehmen. Ratcliffe soll ten Hag gegenüber einen dicken Geduldsfaden haben.

Graham Potter? Zinédine Zidane?

Wer sollte auch übernehmen? Graham Potter? Der hat bei Chelsea eben einen Totalschaden erlitten. Zinédine Zidane? Der gilt als Mann für die Spieler, aber United braucht wohl eher taktische und strategische Hilfe.

Der 8. Platz in der Premier League ist gerade noch das Beste, was ten Hag vorweisen kann. Fünf von zehn Spielen wurden gewonnen, allerdings gegen Wolverhampton, Nottingham, Burnley, Sheffield United und Brentford und ohne Glanz. Seit die Klub-Ikone Alex Ferguson 2013 den Stab an seine Nachfolger (David Moyes, José Mourinho, Louis van Gaal, Ole Gunnar Solskjaer, Ralf Rangnick und jetzt Erik ten Hag) übergeben hat, fehlen Stabilität auf hohem Niveau und der Glanz vergangener Tage.

Onana muss wieder Bälle nach vorne dreschen

Ten Hag beklagte sich vergangene Woche darüber, dass er mit seinen Spielern nicht so auftreten könne wie damals mit Ajax Amsterdam auf dem Weg zum Champions-League-Halbfinal. So rechtfertige er die Philosophie der weiten Bälle, die auch sein Torhüter Onana (kam von Inter) in die gegnerische Zone dreschen muss. Onana war bei der Weltmeisterschaft im Dezember 2022 nach einem Gruppenspiel nach Hause gereist, eben weil ihn Kamerun-Trainer Rigobert Song gezwungen hatte, weite Bälle nach vorne zu spielen.

Bis zum nächsten internationalen Unterbruch muss sich United bei den Cottagers in Fulham (am Samstag) und gegen Luton Town (eine Woche später) möglichst mit sechs Punkten bedienen und in der Champions League auswärts bei Kopenhagen ebenfalls Zählbares liefern, wenn die Trainerdiskussion vom Tisch soll. Bis dahin will es der Holländer in Einzelgesprächen versuchen, die Spieler zu einer Mannschaft zusammenzuschweissen. Vielleicht hätte er schon etwas früher zu diesem altbekannten Mittel greifen können.

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Premier League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Manchester City
Manchester City
4
8
12
2
Arsenal FC
Arsenal FC
4
5
10
3
Newcastle United
Newcastle United
4
3
10
4
Liverpool FC
Liverpool FC
4
6
9
5
Aston Villa
Aston Villa
4
1
9
6
Brighton & Hove Albion
Brighton & Hove Albion
4
4
8
7
Nottingham Forest
Nottingham Forest
4
2
8
8
Chelsea FC
Chelsea FC
4
3
7
9
Brentford FC
Brentford FC
4
0
6
10
Manchester United
Manchester United
4
0
6
11
AFC Bournemouth
AFC Bournemouth
4
0
5
12
FC Fulham
FC Fulham
4
0
5
13
Tottenham Hotspur
Tottenham Hotspur
4
2
4
14
West Ham United
West Ham United
4
-1
4
15
Leicester City
Leicester City
4
-2
2
16
Crystal Palace
Crystal Palace
4
-3
2
17
Ipswich Town
Ipswich Town
4
-5
2
18
Wolverhampton Wanderers
Wolverhampton Wanderers
4
-7
1
19
Southampton FC
Southampton FC
4
-7
0
20
Everton FC
Everton FC
4
-9
0
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