Wer ist sein Geld wert?
Das sind die Tops und Flops der Sommertransfers

Die Saison 2023/24 ist vor einigen Wochen angerollt. Zeit für ein erstes Zwischenfazit zu den Sommertransfers. Welche neuen Spieler haben eingeschlagen – und wer hat enttäuscht?
Publiziert: 11.10.2023 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2023 um 13:48 Uhr
Emanuel Staub

Weit über 6 Milliarden Franken gaben die fünf Top-Ligen aus England, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland im vergangenen Sommer für neue Spieler aus. Fast die Hälfte dieser irrwitzigen Summe geht aufs Konto der kaufwütigen Premier League.

Doch wie haben die Neuerwerbungen zum Saisonstart performt? Wer hat bewiesen, das viele Geld wert zu sein? Und wer muss sich mit dem Stempel «Fehleinkauf» abfinden? Wir präsentieren die Tops und Flops der internationalen Sommertransfers. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Königlichen haben einen neuen Herrscher: Jude Bellingham.
Foto: Real Madrid via Getty Images
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Top Fünf:

Jude Bellingham (Real Madrid)

Ein neuer König regiert Madrid: Im Sommer für etwas über 100 Millionen Euro vom BVB verpflichtet, ist Jude Bellingham (20) bei Real Madrid im Eiltempo zu einer Schlüsselfigur aufgestiegen. In seinen ersten acht Liga-Partien erzielte der Engländer satte acht Tore, dazu kommen zwei weitere Treffer in der Champions League. Damit ist er besser gestartet als einst Cristiano Ronaldo (38), der in seinen ersten acht Auftritten im Real-Shirt «nur» siebenmal getroffen hat. Eine Wahnsinnsquote, die Bellingham da vorweisen kann. Und das wohlgemerkt als nomineller Mittelfeldspieler, und nicht als Angreifer. Klar: Wer bei Real CR7 übertrifft, der ist auf bestem Weg zur Vereinslegende. Im Falle von Bellingham aber nicht nur wegen der Tore, sondern auch wegen seines Spielstils. Er dirigiert, dominiert und drückt dem Real-Spiel in jeder Zone seinen Stempel auf.

Granit Xhaka (Leverkusen)

Zu den besten Transfers des Sommers gehört diskussionslos auch Nati-Captain Granit Xhaka (31). Sechs Siege in sieben Partien, dazu souveräner Tabellenführer – mit Bayer Leverkusen erobert der langjährige Arsenal-Star aktuell die Bundesliga im Sturm. Trainer Xabi Alonso (41) hat den Basler als neuen Anker seines hochdynamischen Systems installiert. Und Xhaka füllt diese Rolle par excellence aus, ist im Nu als Leader und Stabilisator unverzichtbar geworden. Im Gespräch mit Blick lobt ihn auch Leverkusen-Goalie Lukas Hradecky (33) über den grünen Klee. «Er ist der Chef auf dem Platz, man kann ihn nicht genug hervorheben. Er ist einer der wichtigsten Zugänge in dieser Saison, wenn nicht sogar der wichtigste.» Auch Trainer Alonso schliesst sich den Lobeshymnen an, nennt Xhaka eine «grosse Persönlichkeit». Granit und Leverkusen – das passt. Sein Einfluss auf den Höhenflug lässt sich nicht wegdiskutieren. Ein Toptransfer für alle Seiten und mit einer kolportierten Ablöse von 15 Millionen Euro das Schnäppchen des Sommers.

James Maddison (Tottenham)

Die Tottenham Hotspurs sind unter ihrem neuen Trainer Ange Postecoglou glänzend gestartet, stehen nach acht Spieltagen ungeschlagen an der Spitze. Daran haben neben dem beliebten australischen Übungsleiter – dem Robbie Williams jüngst einen eigenen Song gewidmet hat – auch diverse Neuzugänge grossen Anteil. Etwa Innenverteidiger Micky van de Ven (22), gekommen aus Wolfsburg. Besonders sticht aber James Maddison (26) hervor. Der offensive Mittelfeldspieler kam für 46 Millionen Euro von Absteiger Leicester und ist im Nu zum Dreh- und Angelpunkt aufgestiegen. Nach acht Einsätzen kommt Maddison auf stolze sieben Skorerpunkte (zwei Tore, fünf Vorlagen) und steht zuoberst im Assist-Ranking der Premier League. An der WM im vergangenen Jahr erhielt der vierfache englische Internationale keine einzige Einsatzminute. Nach seiner brillanten Entwicklung dürfte «Three-Lions»-Coach Southgate aber kaum mehr um Maddison herumkommen.

Harry Kane (Bayern)

Ganze 100 Millionen Euro gaben die Bayern in diesem Sommer für Harry Kane (30) aus. Der Grund ist klar: Der dreifache Premier-League-Torschützenkönig soll in München endlich die Lewandowksi-Lücke schliessen, die seit dessen Abgang nach Barcelona im Vorjahr besteht. Gross war die Euphorie im Fanlager, als der englische Superstar Mitte August beim deutschen Rekordmeister unterschrieb. Von einer regelrechten «Kane-Mania» war die Rede. Und der Knipser zahlt die Erwartungen zurück. Nach sieben Bundesliga-Partien kommt er auf sagenhafte zwölf Torbeteiligungen (acht Treffer, vier Vorlagen). Wäre da nicht Stuttgarts Wunderstürmer Guirassy (13 Tore in sieben Spielen) stünde Kane in der Skorerliste der Bundesliga zuoberst.

Sávio (Girona)

Der FC Girona mischt zurzeit Spanien auf. Erst im vergangenen Jahr gelang der Aufstieg in die höchste Liga. Nun überrascht der kleine Klub aus Katalonien die Schwergewichte, steht aktuell auf dem 2. Rang, nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Real. Für viel Aufsehen sorgt dabei ein bis vor kurzem gänzlich unbekannter Spieler – der junge Brasilianer Sávio (19). Der Flügelstürmer kam im Sommer leihweise von Partnerklub ESTAC Troyes aus Frankreich und verzückt nun das Publikum mit Tempodribblings und technischen Kabinettstückchen. Sechs Skorerpunkte (zwei Tore, vier Assists) trug Sávio bereits zu Gironas Höhenflug bei – er ist damit trotz seines blutjungen Alters an knapp einem Drittel aller Tore seines Teams beteiligt. Sein Name dürfte alsbald schon weit über Girona hinaus bekannt sein.

Flop Fünf:

André Onana (Manchester United)

Er hätte Manchester United als neue Nummer eins zu mehr defensiver Stabilität verhelfen sollen. Stattdessen gehen nun in den sozialen Medien Slapstick-Videos von André Onana viral. Stolze 52 Millionen Euro überwiesen die Red Devils für die Dienste des kamerunischen Torhüters an Inter Mailand. Eine Summe, die angesichts seiner zahlreichen Fehlgriffe und Böcke Fragen aufwirft. Die englische Presse bringt bereits jetzt mögliche Nachfolgekandidaten für den fehlerbehafteten Keeper ins Gespräch. Und auch die Fans gehen mit Onana hart ins Gericht. Ob das noch zu retten ist?

Kai Havertz (Arsenal)

In seinen drei Jahren bei Chelsea wurde Kai Havertz (24) nie ganz glücklich. Auch, weil kein Trainer eine wirklich passende Position für den deutschen Nationalspieler finden konnte. In diesem Sommer überwies Arsenal ganze 75 Millionen Euro an den Stadtrivalen, in der Hoffnung, Havertz' grosses Potenzial endlich herauskitzeln zu können. Doch wirklich gelungen ist das zum Start auch nicht dem hochgelobten Arsenal-Trainer Mikel Arteta (41), der sich ebenfalls schwertut, für das einstige Wunderkind eine passende Rolle zu finden. Havertz agiert bei den Gunners bislang oft unglücklich, fehlende Skorerpunkte kommen zu spielerischem Unvermögen hinzu. Angesichts des Preisschildes kommen da einige Fragen auf.

Ousmane Dembélé (PSG)

PSG gab in diesem Sommer nach den Abgängen von Messi und Neymar schlappe 240 Millionen Euro für eine neue Offensivreihe aus. Eine Schlüsselrolle im neu geformten Supersturm war dabei für Ousmane Dembélé (26) angedacht. Er sollte der neue Neymar werden. 50 Millionen Euro legten die katarischen Klubbosse für den Flügelstürmer des FC Barcelona auf den Tisch. Eine Summe, die er bis dato nicht im Ansatz rechtfertigen konnte. Nach insgesamt neun Partien wartet der Weltmeister von 2018 noch auf seinen ersten Saisontreffer. Da hilft nicht, dass PSG kollektiv den Erwartungen hinterherhinkt; in der Tabelle liegen die Pariser aktuell hinter Nizza und Monaco.

Felix Nmecha (BVB)

100 Millionen Euro nahm der BVB im Sommer alleine durch den Verkauf von Jude Bellingham ein. Ersetzt werden sollte der Engländer im Verbund durch die Neuzugänge Marcel Sabitzer (29, Bayern) und Felix Nmecha (23, Wolfsburg). Eine Idee, die bislang so gar nicht aufgegangen ist. 30 Millionen investierten die Dortmunder in Nmecha, was ihn zum fünftteuersten Zugang der Klubgeschichte macht. Irgendetwas gezeigt, was diese Summe erklären könnte, hat dieser bei seinem neuen Verein aber noch nicht. Blass, kaum Ausstrahlung, keine Durchschlagskraft. Damit kommst du beim BVB nicht weit.

Moisés Caicedo (Chelsea)

Der FC Chelsea gleicht unter dem neuen Eigentümer Todd Boehly (50) einem Basar. In jeder Transferperiode finden unzählige Kadermutationen statt, in der einjährigen Amtszeit des US-Amerikaners wurde bereits über eine Milliarde Euro verprasst. Und das für sportliches Mittelmass. Die vergangene Saison schlossen die Blues auf Rang 12 ab. Auch in dieser Spielzeit hinkt Chelsea den Erwartungen weit hinterher, elf Punkte aus acht Partien sind angesichts des ausgegebenen Geldes blanker Hohn. 116 Millionen war Chelsea der Ecuadorianer Moisés Caicedo (21) von Brighton wert, was ihn zum neuen Rekordeinkauf macht. Der Effekt davon? Ausgeblieben. Auch mit dem millionenschweren Caicedo im Mittelfeld spielt Chelsea so kopflos wie in der Saison davor.

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