Auf den Spuren des YB-Stars in Kamerun
Auf diesem Lehmplatz begann das Ngamaleu-Märchen

Für den Sieg beim Afrika-Cup hat es für Moumi Ngamaleu und Gastgeber Kamerun nicht gereicht. Doch der YB-Flügel hat seiner Mutter gezeigt, warum er den Fussball der Schule vorzog.
Publiziert: 06.02.2022 um 13:32 Uhr
Clément Teraha, Yaoundé

Im Viertel Biyem Assi in Kameruns Hauptstadt Yaoundé zeigt Bertin Ebwellé auf den Lehmfussballplatz des Musango FC, dessen Tore vom Rost zerfressen sind. Der erste Trainer von Moumi Ngamaleu (27) erklärt, wo der jetzige Flügelstürmer von YB und der kamerunischen Nationalmannschaft begann, mit seinem Talent die Beobachter zu blenden, die ihn schon im Alter von zehn Jahren dabei zusahen, wie er seine Gegner ausdribbelte.

«Er war schon damals sehr schnell und technisch den anderen Spielern seines Alters überlegen. Auf schwierigen Plätzen wie diesem merkt man schnell, ob ein Junge etwas draufhat», erinnert sich der 59-Jährige, ein ehemaliger kamerunischer Nationalspieler.

Diese Fähigkeiten haben den «zurückhaltenden, eher schüchternen Jungen», wie seine Mutter Véronique ihn beschreibt, schnell in die Nationalmannschaft gebracht. Die Ambition, es im Fussball weit zu bringen, hatte Ngamaleu stets lautstark verkündet.

Moumi Ngamaleus Mutter Véronique posiert stolz mit Fotos ihres Sohnes im Wohnzimmer der Familie.
Foto: Clément Teraha
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«Moumi Ngamaleu, der Stolz Afrikas»

Er wechselte zunächst von seinem Stammklub zu den führenden Mannschaften Kameruns: erst zu Canon Yaoundé, dann zu Cotonsport Garoua. 2016 schaffte er den Sprung nach Europa, nach Österreich zum vorarlbergischen Bundesliga-Klub Altach. Im Alter von 23 Jahren wechselte er nach Bern, wo er vier Meistertitel sammelte und sich den Traum von der Champions League erfüllte.

Zurück nach Yaoundé. Das Haus seiner Familie fügt sich neben anderen in einer schmalen Gasse unweit des kleinen Stadions von Yaoundé ein. Die Strasse ist durch die grossen Regenfälle, die von August bis November herrschen, ausgehöhlt.

Der Flügel, «ein fleissiger Junge», wie Ebwellé betont, wuchs in einer bescheidenen Familie auf. «Auch sein Grossvater war ein guter Spieler», erzählt Véronique Ngamaleu. Sie sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, das mit zahlreichen gerahmten Bildern mit dem Konterfei ihres Sohnes geschmückt ist. Eines zeigt ihn im YB-Dress mit den Worten: «Moumi Ngamaleu, der Stolz Afrikas.»

Mit 16 verliess Ngamaleu die Schule

Fussball war bereits der Lieblingssport seines Vaters. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Moumi, der zwei Schwestern hat, auch früh für den Fussball begeisterte. Für den Geschmack seiner Mutter manchmal etwas zu sehr. «Eines Tages sagte er mir, dass er nichts anderes tun wolle, als Fussball zu spielen. Ich sagte ihm, dass er jeden Tag zur Schule gehen müsse. Er schaute mich an und sagte: ‹Maman, die Zeit, die ich in der Schule bin, ist die Zeit, die ich fürs Training verpasse›», erzählt sie immer noch fassungslos. «Doch wir beschlossen, ihm zu vertrauen.» Schliesslich verliess er die Schule bereits mit 16 Jahren, als er sich dem Canon Yaoundé anschloss.

Heute kennt den Flügel in seiner Heimat jeder. Ngamaleu kann für Geschwindigkeit und Gefahr sorgen, was seine 28 Tore und 26 Vorlagen für YB in viereinhalb Saisons belegen. «Moumi hat schon immer in diesem Stil gespielt. Er liebt es, seinen direkten Gegenspieler durch seine Schnelligkeit auszuschalten. Aber als er jünger war, mussten wir daran arbeiten, ihm klarmachen, dass er mehr mit seinen Mitspielern spielen muss», erzählt Ebwellé.

Beim Africa-Cup stand Ngamaleu in jedem Spiel der «Lions indomptables» (unzähmbare Löwen) in der Startelf. «Er ist wichtig, weil er sich gut mit Ekambi oder Aboubakar ergänzt», sagt der portugiesische Trainer Antonio Conceição. Im Halbfinal gegen Ägypten ersetzte er ihn nach 86 Minuten, sodass Ngamaleu beim Drama im Penaltyschiessen, in dem Kamerun bei drei von vier Versuchen scheiterte, nur hilflos zuschauen konnte.

Auch gestern im Spiel um Platz 3 gings dramatisch zu und her. Mit zwei Toren kurz vor Ende erzwangen die Kameruner gegen Burkina Faso das 3:3 – und somit die Verlängerung. Nach 71 Minuten noch lag Burkina Faso 3:0 vorne! Wieder entschied das Penaltyschiessen – mit einem Happy End für Ngamaleu & Co! 5:3 gewann Kamerun. Ngamaleu, der zur 46. Minute kam, verwertete seinen Penalty souverän.

Das ganze Viertel Biyem Assi unterstützte den Lokalhelden, wie das Banner «Tous supporters de Ngamaleu» zeigt, das am Strassenrand, nur wenige Schritte von seinem Haus entfernt, aufgehängt ist. Mit dem angestrebten Titel wurde es leider trotzdem nichts.

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FC Zürich
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FC Basel
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FC Sion
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