«Ich gehe schlafen – morgen muss ich zur Arbeit»
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YB-Goalie Zbinden:«Ich gehe schlafen – morgen muss ich zur Arbeit»

Der talentierte Leandro Zbinden hütet auch heute das YB-Tor
Der Fribourger Junge aus der WG im YB-Haus

Teenie Leandro Zbinden stand im Fokus der Fussball-Schweiz: Für YB stand er in den Spitzenspielen gegen Basel und Lugano zwischen den Pfosten. Danach gehts zurück in die WG im YB-Haus.
Publiziert: 21.12.2021 um 13:19 Uhr
Alain Kunz

Ui, ui, ui, das tönt aber ziemlich müde am anderen Ende der Leitung. «Der Eindruck täuscht nicht», sagt Leandro Zbinden (19). Der Teenager hütete im hoch emotionalen Spitzenspiel zwischen YB und Basel nach den Ausfällen von David von Ballmoos und Guillaume Faivre das Berner Tor. «Ich bin sehr müde …» Dabei hatte der Fribourger nach seinem ersten Super-League-Einsatz noch gesagt, er müsse jetzt ins Bett, weil er anderntags arbeiten müsse.

«Wir sind nach dem Spiel alle getestet worden und haben zusammen noch etwas gegessen. Dann gings nach Hause zum Schlafen. Aber das klappte nicht.» Den gleichaltrigen Fabian Rieder, mittlerweile etablierter Super-League-Spieler und Champions-League-Torschütze im Old Trafford, habe er immer ausgelacht, als dieser ihm verklickerte, er könne nach solchen Spielen kaum einschlafen. «Jetzt weiss auch ich, wie das geht», so der Brasilien-Schweizer. «Ich habe mich hin- und hergewälzt, es mit jeder Position versucht. Keine Chance! Ich denke, es wurde morgens um vier, bis ich einschlief.»

Die lustige WG im YB-Haus

Und am anderen Tag war dennoch gnadenlos früh Tagwache. «Klar, ich musste ja arbeiten.» Lele, so nennen ihn bei YB alle, macht das KV, arbeitet beim Schweizerischen Fussballverband. «Im Moment bin ich in der Buchhaltung, ab dem neuen Jahr dann im Generalsekretariat.» Und am Nachmittag gabs als Dessert Schule und Training – dann schnell, ganz schnell, zurück ins sogenannte YB-Haus in Ittigen, um zu schlafen. In diesem leben sechs YB-Talente, die von zwei Frauen bekocht werden. «Es ist eine lustige WG», sagt der Fribourger. «Pingpong und Fifa auf der Playstation stehen am höchsten im Kurs.»

Die erste Flanke lässt Leandro Zbinden fallen, die übrigen wie diese behändigt er im Spitzenspiel gegen den FC Basel sicher.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Zbinden ist in Fribourg geboren, in Plaffeien und vor allem in Schwarzsee aufgewachsen – ein waschechter Deutschfribourger also. Nur der Akzent ist nicht lupenrein. «Das mache ich bewusst», sagt er lachend. «Erstens damit mich alle verstehen. Und zweitens werde ich dann wegen meines Akzents weniger aufgezogen.» Mit 15 wechselt der Wuschelkopf von Fribourg in die U16 von YB. Seine brasilianische Mama fährt ihn jeweils ins Training, bis er zuerst eine Gastfamilie in Bern findet und dann eben das YB-Haus.

Cabrals Shirt als Trophäe

Seine Premiere hat der Junge mit Bravour – und erstaunlich wenig Arbeit – hinter sich gebracht. Klar, zu Beginn flutscht ihm eine Flanke durch die Finger. «Im ersten Moment ärgerte ich mich, dachte: Den musst du doch halten. Danach erinnerte ich mich ich an das, was mir Goalietrainer Chris Born gesagt hatte: Wenn was schiefgeht, dreimal tief ein- und ausatmen. Das tat ich. Dann gings gut.» Die weiteren Flanken pflückt er reibungslos runter. Und aufs Gehäuse kommen genau zwei Basler Schüsse. Derjenige, der via Innenpfosten Millars 1:1 bringt. Und derjenige von Palacios, der an die Latte klatscht. «Die Mitspieler haben mich extrem gut abgeschirmt», sagt Lele.

Sein Vorbild ist Marc-André ter Stegen, «weil der so stark mit dem Fuss ist». Und wo ist Zbinden stark? «Ich denke bei Flanken, auch mit dem Fuss. Und ebenso auf der Linie.» Uff, also überall? Nicht ganz. «Ich habe überall noch Luft nach oben», sagt der Junge, dessen erster Profivertrag im Sommer endet. Und danach? «Darüber mache ich mir null Gedanken. Ich bin selbstbewusst genug, um mir zu sagen, dass ich meinen Weg machen werde.»

Einen für ihn ganz wichtigen Weg ging er auch nach dem Basel-Spiel. Denn da stand noch eine wichtige Mission an. Lele rennt schnurstracks zu Basels Arthur Cabral, um sich dessen Shirt zu sichern. «Hey, das ist ein brasilianischer Nationalspieler! Das ist enorm speziell.» Wie auch Leandro Zbinden, der Junge aus Plaffeien.

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