Der YB-Rohdiamant wie Nsame: unzufrieden mit seinen Einsatzminuten
Amenda: «Ich bin schon ein bisschen enttäuscht»

Nicht nur Jean-Pierre Nsame offenbart Unzufriedenheit über seine Einsatzminuten. Auch Aurèle Amenda.
Publiziert: 19.12.2023 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2023 um 13:10 Uhr
Alain Kunz, Tim Guillemin

Es gibt immer eine Rückseite der Medaille. Jene des Erfolgs von YB ist, dass ein grosses Kader automatisch Unzufriedenheit generiert. Auch wenn ein Coach fleissig rotiert – alle kann er nicht zufriedenstellen. Denn jeder Fussballer hat einen angeborenen Reflex: Er will möglichst oft spielen. Vorzugsweise immer. Ist das nicht der Fall, kommts schnell zu Missmut.

Amenda spielt genau die Hälfte der Spiele

Aurèle Amenda (20) war der Senkrechtstarter der vergangenen Saison bei YB. Er spielte in der vergangenen Rückrunde in 10 von 20 Spielen von Beginn weg. Vor allem aber: Er stand in den letzten sechs Spielen in der Startelf.

Diese Saison sieht das Bild nicht unähnlich aus: Von 18 Meisterschaftsspielen beginnt er 9. Fifty-fifty auch in der Champions League: 6 Spiele, 3 Startelf-Einsätze. Nur: In den wirklich wichtigen Spielen zieht Trainer Raphael Wicky (46) Amenda Loris Benito (31) vor. So in den beiden Champions-League-Playoff-Spielen gegen Maccabi Haifa. In den zwei Matches gegen Roter Stern Belgrad, die Finalcharakter hatten. Und in den beiden Meisterschaftsspielen gegen den damaligen Leader FC Zürich.

Aurèle Amenda friert auf der Ersatzbank. Das war in der Hälfte der Meisterschaftsspiele so.
Foto: Pius Koller
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Nicht so gelaufen wie erhofft

Unter dem Strich ist Amenda sauer: «Ich möchte mehr Einsatzzeit. Vor allem nach den sechs guten Monaten, die ich in der letzten Rückrunde hatte. Hinzu kommen die Spiele an der U21-Euro. Das alles führte zu Offerten aus dem Ausland. Ich entschied mich aber, zu bleiben, und nun ist es nicht so gelaufen wie erhofft. Deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht. Mal sehen, wie die weitere Saison verläuft.»

Offerten aus dem Ausland? Und wie! Die eine oder andere soll sogar ziemlich konkret gewesen sein. Unter den Bewerbern: mindestens ein Premier-League-Klub. Und die Angebote waren gut. Sie gingen bis 12, 15 Millionen Franken! Wird nun dieses Kapital teilvernichtet, indem Amenda zu selten spielt? Er selber glaubt das nicht: «Mein Marktwert geht sicher nicht so schnell runter. Ich habe mein Potenzial unter Beweis gestellt, auch in der Champions League.»

Selbstbewusst, aber geerdet

Die Aussagen sind selbstbewusst. Doch der junge Mann gilt durchaus als geerdet. Dabei ist die Gefahr des Abhebens in Anbetracht dieser Summen durchaus gegeben. «Das verdreht mir nicht den Kopf, keine Angst», sagt der Innenverteidiger. «Ich weiss, wie man mit den Füssen auf dem Boden bleibt. Da heisst es weiterarbeiten, damit ich zeigen kann, dass ich dieses Geld auch wert bin.»

Sportchef Steve von Bergen (40) bestätigt, dass mehrere Offerten vorlagen, aber selbstredend kommentiert er die Höhe der Angebote nicht. «Aurèle hatte die Möglichkeit, wegzugehen, aber wir haben gemeinsam entschieden, dass es das Beste für seine Karriere ist, wenn er bei uns bleibt.» Dazu gehöre auch, dass er sich bei YB dem Konkurrenzkampf mit Benito, Ali Camara und Fabian Lustenberger stelle. «Das ist ein sehr guter Lernprozess für ihn. Man darf nicht vergessen, dass er erst seit knapp zwei Jahren Profi ist.»

YB-Star Nsame ist hässig, richtig hässig

Offenbar hat der 3:1-Sieg von YB bei Stade-Lausanne-Ouchy Frustschleusen geöffnet. Denn auch YB-Legende Jean-Pierre Nsame (30) hat erstmals seinem Unmut über sein häufiges Reservisten-Dasein Luft gemacht: «Ich bin hässig. Richtig hässig! Welcher Spieler in Europa, der so viel für einen Klub getan hat und der sich so gut in Form fühlt, würde an meiner Stelle akzeptieren, so wenig zu spielen? Auch die Zahlen sagen, dass ich in Form bin, auch wenn ich oft auf der Bank sitze. Ich habe gegen St. Gallen gut gespielt, auch gegen Leipzig. Da hoffte ich doch, dass es so weitergeht. Dass es nicht der Fall war, ist für mich nicht logisch. Ich schiesse im Schnitt alle 100 Minuten ein Tor.» Marco Streller, dessen SL-Rekord Nsame mit zwei weiteren Toren einstellen wird, brauchte 160 Minuten für ein Tor. Nsame hoffte wohl, schon bei SLO auf dessen Höhe zu kommen.

Das sind natürlich Aussagen, die man bei YB nicht sehr gerne hört. Sportchef Steve von Bergen (40): «Jean-Pierre hat das in den Emotionen nach dem Spiel gesagt. Wir werden mit ihm sprechen. Es ist normal, dass Spieler, die sich mehr Einsatzzeit wünschen, unzufrieden sind. Aber jeder muss akzeptieren, dass der Klub über allem steht und der Trainer bei der Aufstellung Entscheide zu treffen hat.»

Offenbar hat der 3:1-Sieg von YB bei Stade-Lausanne-Ouchy Frustschleusen geöffnet. Denn auch YB-Legende Jean-Pierre Nsame (30) hat erstmals seinem Unmut über sein häufiges Reservisten-Dasein Luft gemacht: «Ich bin hässig. Richtig hässig! Welcher Spieler in Europa, der so viel für einen Klub getan hat und der sich so gut in Form fühlt, würde an meiner Stelle akzeptieren, so wenig zu spielen? Auch die Zahlen sagen, dass ich in Form bin, auch wenn ich oft auf der Bank sitze. Ich habe gegen St. Gallen gut gespielt, auch gegen Leipzig. Da hoffte ich doch, dass es so weitergeht. Dass es nicht der Fall war, ist für mich nicht logisch. Ich schiesse im Schnitt alle 100 Minuten ein Tor.» Marco Streller, dessen SL-Rekord Nsame mit zwei weiteren Toren einstellen wird, brauchte 160 Minuten für ein Tor. Nsame hoffte wohl, schon bei SLO auf dessen Höhe zu kommen.

Das sind natürlich Aussagen, die man bei YB nicht sehr gerne hört. Sportchef Steve von Bergen (40): «Jean-Pierre hat das in den Emotionen nach dem Spiel gesagt. Wir werden mit ihm sprechen. Es ist normal, dass Spieler, die sich mehr Einsatzzeit wünschen, unzufrieden sind. Aber jeder muss akzeptieren, dass der Klub über allem steht und der Trainer bei der Aufstellung Entscheide zu treffen hat.»

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Konkurrenzkampf, okay. Aber wenn der Trainer andere Pläne hat? Wie ist das dann mit der Vernichtung von Kapital? «Nein», sagt von Bergen. «Wir haben einen klaren Plan mit dem Spieler und seinem Berater. Oft können wir diesen Prozess mit einem Spieler zu Ende gehen. Manchmal gelingt uns das nicht, weil die Meinungen auseinandergehen. Aber mehr will ich dazu nicht sagen.»

Amenda ist in der RS

Zuletzt kam erschwerend hinzu, dass Amenda in der (Spitzensportler-)RS steckte. «Auch das ist wichtig für ihn», glaubt von Bergen. «Er ist gereift und zum Mann geworden.» Der Neuenburger schränkt allerdings ein: «So richtig RS, wie es sein muss, hat er noch nicht gehabt. Er ist am Vortag eines Spiels und am Tag danach bei uns. Wenn man lauter englische Wochen hat, ist er vielleicht zwei Tage pro Woche in Magglingen. Aber ich bin hundertprozentig sicher: Die RS bringt jedem etwas.»

Auch Amenda steht ihr positiv gegenüber: «Es gefällt mir durchaus. Zudem habe ich viel physisches Training dort. Da kann ich sogar profitieren.» Frustriert ja, aber dennoch positiv. Das ist eben Amenda.

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