Er wurde an der Meisterfeier 2006 ins Koma geprügelt
So kämpft sich FCZ-Fan Roli Maag ins Leben zurück

In der Nacht nach dem Zürcher Titelgewinn in Basel am 13. Mai 2006 wird Roli Maag ins Koma geprügelt. Aber der FCZ-Fan kämpft sich ins Leben zurück und fiebert wieder mit seinem Klub mit.
Publiziert: 30.04.2022 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2022 um 09:04 Uhr
Matthias Dubach (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Tausende Zürich-Fans jubeln womöglich schon am Sonntag in Basel über den 13. Meistertitel des Stadtklubs! Aber für einen besonderen FCZ-Fan wird diese Meisterfeier noch etwas spezieller sein als für alle anderen. Denn Roland «Roli» Maag (42) wird bald zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder im Stadion sein, wenn aller Voraussicht nach seine Lieblinge in der letzten Runde am 22. Mai den Pokal in den Himmel stemmen werden.

Maag ist zwar auch an der Meisterfeier dabei, als der FCZ ebenfalls in Basel bei der denkwürdigen Finalissima 2006 triumphiert. Aber mitten in der Jubel-Nacht wird der Fan damals bei der Zürcher Hardbrücke aus seinem alten Leben geprügelt. Maag will einen Streit schlichten, als er aus dem Nichts einen feigen Faustschlag kassiert, stürzt und schwerste Kopfverletzungen erleidet.

Aber Maag kämpft sich aus dem Koma ins Leben zurück. Nun sitzt er in seinem Zimmer im «Wohnhuus Bärenmoos» in Oberrieden ZH und sagt: «Mir geht es momentan gut. Aber es ist ein langer Weg, am Ziel bin ich nicht. Ich kämpfe täglich.»

FCZ-Fan Roland «Roli» Maag: Seit einer feigen Prügelattacke in der Nacht nach dem Zürcher Meistertitel 2006 ist er körperlich beeinträchtigt.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Maag kämpfte sich ins Leben zurück

Der Täter hat seine Haftstrafe längst abgesessen, bei Maag gemeldet hat er sich nie. «Es ist, wie es ist. Er ist mir egal. Ich muss mich um mich selber kümmern.» Maag hat einen beispiellosen Leidensweg hinter sich. Er ist seit dem verhängnisvollen 13. Mai 2006 körperlich beeinträchtigt und muss wieder lernen zu sprechen, zu lesen, zu essen, zu laufen. Einfach alles.

Unfassbar, dass er 2007 als vermeintlich fertig therapierter Pflegefall in ein Altersheim abgeschoben wurde. «Wäre ich dort nicht auf eine Pflegerin getroffen, die meinen Kampfgeist weckte, wäre ich heute noch dort. Dafür bin ich ihr ewig dankbar», sagt Maag, der heute seinen Alltag wieder ziemlich selbständig bewältigen kann und im «Wohnhuus» am Empfangs-Desk arbeitet, wo er Telefone beantwortet und Termine koordiniert.

Durch seinen jahrzehntelangen Reha-Marathon rückte der FCZ nach der Prügel-Attacke bei ihm natürlich in den Hintergrund. Die Meisterfeiern 2007 und 2009? «Davon habe ich nicht viel mitgekriegt, ich habe kaum Erinnerungen an diese Zeit», sagt Maag, der heute seinen Rollstuhl nur noch sehr selten benötigt.

Jetzt hat der FCZ wieder Platz im Kopf

13 Jahre nach dem letzten Meistertitel ist der Zürcher so weit genesen, «dass ich im Kopf wieder Platz für den FCZ habe», wie es Maag ausdrückt. Er hat nun ein Blue-TV-Abo, verfolgt am Fernsehen jedes Spiel. Die Spieler kennt er aber nicht mehr persönlich. Früher gabs noch Überraschungsbesuche von Captain Hannu Tihinen oder der Familie um Ricardo Rodriguez. Aber Maag weiss: «Die meisten Spieler sind ja zu jung, um mich und meinen Fall zu kennen.»

Bis 2006 war er an jedem Heim- und Auswärtsspiel in den Stadien dabei. Und nun kehrt der Mann, der seit dem schrecklichen Ereignis an der Meisterfeier 2006 eingeschränkt durchs Leben gehen muss, bald wieder in den Letzigrund zurück. Eine Mitarbeiterin des «Wohnhuus Bärenmoos» organisierte Maags Stadionbesuch für das letzte FCZ-Heimspiel.

Maag will den Letzi-Besuch geniessen: «Meine Begeisterung für den FCZ ist nach wie vor da.» Aber seine Träume drehen sich nicht mehr um Fussball. Maag möchte irgendwann das «Wohnhuus», wo er seit 2008 lebt, verlassen und in eine eigene Wohnung ziehen. Und: «Wegen Corona war ich jahrelang nicht mehr am Meer. Das vermisse ich.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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