Heikle Konstellation beim Meister
Die Goalie-Diskussion bei YB brodelt weiter

Eigentlich wurde bei YB in Sachen Goalies alles früh und transparent geklärt. Doch schon der erste Spieltag in der Super League zeigt: Die Konstellation ist nach wie vor heikel – und birgt Risiken.
Publiziert: 23.07.2024 um 16:59 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

YB-Legende David von Ballmoos (29) ist und bleibt die Nummer eins. Das hat der neue Coach Patrick Rahmen früh klargemacht.

Die neue Nummer zwei ist der talentierte U21-Nati-Goalie Marvin Keller (22), der letzte Saison an Winterthur ausgeliehen gewesen war, um Spielpraxis zu sammeln. «Jetzt ist Platz für Marvin! Er hat eine sehr gute Saison gespielt», sagt Sportchef Steve von Bergen. «Wir brauchen zwei Topgoalies mit über fünfzig Spielen, die anstehen. Eine Ausleihe von Marvin ist darum vom Tisch.»

Und der dritte Mann ist unverändert Dario Marzino, der seine Rolle in dieser Konstellation gefunden hat. Der 27-Jährige leistet einen wesentlichen Beitrag in Sachen Teambuilding und hilft mit, den jungen Ardian Bajrami (20) aufzubauen. Marzinos Position ist unbestritten.

Tolle Szene aus dem ersten Saisonspiel zwischen YB und Sion: Sandro Lauper, Miguel Chaiwa und Goalie David von Ballmoos. Einzig der Ball ging da nicht rein.
Foto: keystone-sda.ch
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Racioppi wird den Klub verlassen

Ebenfalls geregelt wurde die Zukunft der bisherigen Nummer zwei Anthony Racioppi (25), während Von Ballmoos’ Schulterverletzung und auch in den Monaten danach von November 2022 bis Dezember 2023 die Berner Nummer eins. Er wird den Schweizer Meister verlassen. Man sei einvernehmlich zu dieser Lösung gekommen, so Steve von Bergen.

«Bei den Goalies haben wir Klarheit», resümiert deshalb Rahmen. Wirklich?

Auch diese Konstellation offenbart Probleme. Wie jene mit zwei Goalies, die den Anspruch haben, die eins zu sein wie in der vergangenen Saison. Da war zuerst Von Ballmoos verschnupft, weil das Versprechen, ihn wieder zur Nummer eins zu machen, sobald er fit ist, nicht eingehalten wurde, weil Racioppi damals zu stark spielte. Um diesen dann bei der erstbesten Gelegenheit doch aus dem Tor zu nehmen, weshalb auch dieser stinkig wurde.

Spielpraxis gibts für Keller nur noch bei YB

Problematisch ist auch die Position der Nummer zwei bei YB. Die ursprüngliche Idee war, den hochbegabten Marvin Keller noch mehr Spielpraxis sammeln zu lassen. Doch dann hätte man in Bern eine neue Nummer zwei suchen müssen. Am besten einen altgedienten Kämpen, der sich mit der Rolle als Nummer zwei zufriedengibt. Wie einst Marco Wölfli oder danach Guillaume Faivre.

Damit Keller nicht ganz auf der Bank vermodert, stellt ihm Rahmen jetzt Einsatzzeit in Aussicht. «Wir werden über fünfzig Spiele haben, da gibt es sicher auch Chancen auf Spielminuten für Marvin», so der Coach. Aber wann? Wie? Wo?

Sollte sich YB wieder für die Champions League qualifizieren, sicher nicht in Europa. Undenkbar, dass die Nummer zwei die Königsklasse bestreitet. Im Cup? Möglich, ja sogar wahrscheinlich. Aber da gibts erst im neuen Jahr richtige Ernstkämpfe. In der Europa League, wenn YB (mit Von Ballmoos) an der Königsklassen-Hürde scheitert? Ebenfalls wahrscheinlich. Denn hätte Keller sicher sechs Einsätze.

Ein Gegentor haltbar, eines diskutabel

Eine gewisse Dynamik hat die Diskussion zudem durch die beiden nicht unhaltbaren Gegentore gegen Sion erhalten. Beim ersten ist der Fall klar, auch für Von Ballmoos: «Das ist ein Abpraller von mir, der sicher nicht nötig ist. Dann sind wir auf den zweiten Ball nicht da. Bumm, Goal!» Flatterball? Von Ballmoos: «Er kam ein bisschen komisch. Aber ich will keine Ausreden suchen. Den Ball muss ich festhalten.»

Und Chouarefs Siegtor für Sion aus spitzem Winkel? Dieser Hammer ging förmlich durch den Emmentaler hindurch. Die Blick-Leser sind sich einig: haltbar! Aber da dürfen die Meinungen auseinandergehen.

Besser, Von Ballmoos bleibt fehlerfrei

Fakt ist: ein haltbares und ein diskutables Tor. Sicher nicht der Saisonstart, den sich die YB-Ikone (Von Ballmoos war Goalie bei allen sechs Meistertiteln der Neuzeit) gewünscht hat, nachdem er letzte Saison die Konstanz in Person gewesen war.

Schon am Mittwoch in Genf gegen Servette wäre es aus Von Ballmoos’ Sicht ratsam, keine solchen Tore mehr zu kassieren. Sonst ist Keller schneller ein Thema, als man denkt. Und dann hat man vielleicht bald wieder eine ähnlich heikle Situation wie in der Vorsaison.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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