Jetzt spricht Ex-YB-Star Nsame
«Venedig wars egal, dass ich noch nicht fit bin»

Obwohl noch nicht ganz fit, gibt Jean-Pierre Nsame sein Debüt im Dress des FC Venezia. Der ehemalige YB-Superstar exklusiv über seinen erstaunlichen Transfer.
Publiziert: 08.02.2022 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2022 um 15:53 Uhr
Alain Kunz

Jean-Pierre Nsame, Sie haben die ersten Serie-A-Minuten beim 0:2 gegen das formstarke Napoli hinter sich. Wie wars?
Jean-Pierre Nsame:
Es ist wirklich wunderbar gegangen, das Gefühl war erstaunlich gut. Aber klar schwingt natürlich Frust über die Niederlage mit. Aber ich warte jetzt schon mit Ungeduld auf das nächste Spiel.

Was war das Speziellste?
Die Anreise mit dem Schiff! Das Trainingsgelände ist auf dem Festland. Das Stadion liegt aber auf der Insel. Vom Flughafen aus musst du das Schiff nehmen.

Kommen wir zurück auf Ihren Transfer. Ihr Ex-Trainer David Wagner hatte davon gesprochen, dass Ihnen zehn, fünfzehn Prozent fehlten. Ist das einfach seine Meinung oder sehen Sie es auch so?
Es ist genau so. Mir fehlen genau diese Prozente. Zum Beispiel ist der Biegungswinkel noch nicht so, wie er sein sollte. Zudem brauchts parallel noch Krafttraining, damit meine Muskeln wieder die frühere Grösse erreichen. Das alles brauchts, auch damit das Abrollen der Füsse wieder normal ist.

Jean-Pierre Nsame sagt: «YB und ich, das ist eine grosse Geschichte.»
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Pierre Nsame persönlich

Jean-Pierre Nsame kommt am 1. Mai 1993 in Douala (Kamerun) zur Welt. Als er sechs Jahre alt ist, zieht er mit seinem Vater nach Frankreich, weshalb er auch den französischen Pass besitzt. 2016 wechselt der Stürmer nach innerfranzösischen Transfers zu Carquefou und Amiens von seinem Stammklub Angers in die Schweiz zum damaligen Challenge-League-Klub Servette. Dort erzielt er 23 Tore und wird zum Objekt der Super-League-Begierde. Das Rennen macht YB. Zur Legende wird «Schämpu», wie die Berner sagen, als er YB mit seinem Tor zum 2:1 gegen Luzern am 28. April 2018 zum ersten Meistertitel nach 32 Jahren schiesst. In der Saison 2019/20 wird er mit 32 Toren neuer Rekord-Torschützenkönig der Super League. Mit den Bernern wird er fünfmal Meister und gewinnt zweimal den Cup. Ende Januar 2022 wechselt er leihweise zu Venezia in die Serie A, kommt dort in elf Spielen mit total 235 Spielminuten zum Einsatz, aber nur einmal von Beginn weg, bleibt torlos und bucht einen Assist. Er kehrt nach einer halben Saison zu YB zurück, wird Torschützenkönig und gewinnt Meisterschaft wie auch Cup. Diese Saison ist er hinter Cedric Itten nur noch Stossstürmer Nummer zwei und deshalb oft Reservist. Er steht im kamerunischen Aufgebot für die WM 2022 in Katar, kommt aber nicht zum Einsatz.

Jean-Pierre Nsame kommt am 1. Mai 1993 in Douala (Kamerun) zur Welt. Als er sechs Jahre alt ist, zieht er mit seinem Vater nach Frankreich, weshalb er auch den französischen Pass besitzt. 2016 wechselt der Stürmer nach innerfranzösischen Transfers zu Carquefou und Amiens von seinem Stammklub Angers in die Schweiz zum damaligen Challenge-League-Klub Servette. Dort erzielt er 23 Tore und wird zum Objekt der Super-League-Begierde. Das Rennen macht YB. Zur Legende wird «Schämpu», wie die Berner sagen, als er YB mit seinem Tor zum 2:1 gegen Luzern am 28. April 2018 zum ersten Meistertitel nach 32 Jahren schiesst. In der Saison 2019/20 wird er mit 32 Toren neuer Rekord-Torschützenkönig der Super League. Mit den Bernern wird er fünfmal Meister und gewinnt zweimal den Cup. Ende Januar 2022 wechselt er leihweise zu Venezia in die Serie A, kommt dort in elf Spielen mit total 235 Spielminuten zum Einsatz, aber nur einmal von Beginn weg, bleibt torlos und bucht einen Assist. Er kehrt nach einer halben Saison zu YB zurück, wird Torschützenkönig und gewinnt Meisterschaft wie auch Cup. Diese Saison ist er hinter Cedric Itten nur noch Stossstürmer Nummer zwei und deshalb oft Reservist. Er steht im kamerunischen Aufgebot für die WM 2022 in Katar, kommt aber nicht zum Einsatz.

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Das ist doch völlig verrückt! Das tönt ja nach einem, der noch nicht spielen kann. Dennoch nimmt Sie ein Serie-A-Klub unter Vertrag und lässt Sie gar ein paar Tage später spielen, derweil es bei YB hiess, man habe die Zeit nicht, um Sie behutsam an hundert Prozent heranzuführen.
Ich hatte Paolo Zanetti, meinem Coach bei Venezia, gesagt, dass ich unbedingt in der Serie A spielen wolle. Aber da war auch ein bisschen Widerwille dabei, denn ich sagte ihm: «Wenn Sie erwarten, dass ich sofort bereit bin, muss ich Ihnen ehrlich sagen, dass ich nicht neunzig Minuten spielen kann. Zwanzig, vielleicht dreissig Minuten.» Der Klub gab mir zu verstehen, dass er das ganz genau wisse und dass das Projekt sei, mich dort hinzuführen, dass ich wieder bei hundert Prozent bin. Der Coach wollte mich dennoch unbedingt und sagte mir, ich sei der Spieler, den er ausgewählt habe, um seinen Sturm zu verstärken. Dem FC Venedig wars wirklich egal, dass ich noch nicht fit bin.

Dennoch: YB war überrascht, dass der Transfer in Anbetracht der Situation zustande kam.
Das wusste ich nicht. Aber sowohl YB wie auch ich haben immer mit offenen Karten gespielt. So war auch der Medizincheck kein Problem. Im Gegenteil: Kaum hatte ich unterschrieben, stand bereits ein detailliertes Spezial-Trainingsprogramm für mich bereit.

Auch Salernitana war hinter Ihnen her, aber da haben Sie auf Twitter selber abgewunken, und auch Sampdoria Genua. War das auch seriös?
Ja, das wars. Der Unterschied war, dass ich dort nicht mit dem Trainer gesprochen habe. Wohl weil die Samp zuerst mit YB einig werden wollte. Während es bei Venedig immer zuerst um meine Person und um meine Situation ging.

Mit 28 war es wohl der letzte Moment, um noch in einer grossen Liga unterzukommen.
Ich habe in den letzten Jahren viele Angebote erhalten. Auch solche, die finanziell imponierend waren. Aber ich hatte immer gesagt, dass ich YB nicht aus finanziellen Gründen verlassen würde. Auch wenn es immer mein Ziel war, in einer der fünf grossen Ligen zu spielen. Jetzt stimmte es eben auch vom Timing her. Ich werde in sechs Monaten ein anderer Spieler sein, weil ich ein anderes Ambiente entdeckt haben werde. Ich werde besser sein. Wenn ich dann zu YB zurückkommen sollte, werde ich im Kopf frisch sein – und so, als wenn ich nie verletzt gewesen wäre.

Vor dem Transfer haben Sie Ihren Vertrag bei YB noch um ein Jahr bis 2024 verlängert. Warum denn das?
Üblicherweise leiht YB Spieler nicht mit der Absicht aus, sie danach zurückzuholen. Sie haben diesen Schritt für mich gemacht. Da war es nur normal, dass ich ihnen auch entgegenkomme. YB und ich, das ist eine grosse Geschichte. Auch in Bezug auf die Werte, die wir teilen. Deshalb habe ich nicht gezögert, als YB mir das anbot.

Wie es nach dieser halbjährigen Leihe weitergeht, ist also völlig offen?
Ist es. Es gibt eine Kaufoption, aber die ist nicht zwingend. Es kann also sein, dass ich bei Venezia bleibe, ob das Team die Klasse hält oder nicht. Es kann aber auch sein, dass ich zu YB zurückkehre. Auch dies unabhängig vom sportlichen Ausgang der Saison.

Das Einzige, was festgelegt ist, ist der Kaufpreis, sollte Venezia die Option auf Sie einlösen. Und das sei ein für YB extrem lukratives Geschäft, hört man.
Der Preis ist fixiert! Wie interessant er für YB ist, kann ich nicht sagen, weil ich ihn nicht kenne.

Hatten Sie Venedig zuvor gekannt?
Nein, ich habe die Stadt erst jetzt entdeckt.

Wie lange ging das nach Ihrer Ankunft, bis Sie erstmals auf dem Markusplatz standen?
Gleich nach der Vertragsunterschrift bin ich mit meinen Beratern dorthin, um etwas zu essen. Auch die Rialtobrücke habe ich dann gesehen. Und die Boote, die in dieser Stadt die Autos ersetzen.

Werden Sie mitten in der Stadt wohnen?
Nein, das wäre unpraktisch, denn das Trainingsgelände ist ausserhalb. Also muss ich mit dem Auto hinfahren können. Obwohl ich mich bereits in die Vaporetti verliebt habe, die Wasserbusse …

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