Meschack Elia verzückt die Liga
Wer ist diese neue YB-Rakete?

Entführungsgerüchte, Vertragsstreit, Altersposse. Die Story vom neuen YB-Flügel Meschack Elia (22) ist unglaublich. Sein Speed auf dem Platz ebenfalls. Der Assalé-Nachfolger hat das Potenzial, die grosse Attraktion der Liga zu werden.
Publiziert: 23.07.2020 um 17:12 Uhr
Meschack Elia (l.) spielt beim 5:0 gegen den FCZ gross auf.
Foto: keystone-sda.ch
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Marco Pescio

Samstagabend, Letzigrund. Meister YB ballert den soeben aus der Corona-Isolation zurückgekehrten FCZ gnadenlos ab. 5:0! Hattrickschütze Jean-Pierre Nsame wird als Matchwinner gefeiert. Doch in Zürich zeigt sich zum wiederholten Mal seit dem Re-Start: da wächst im Schatten des YB-Topskorers einer heran, der so viel Klasse andeutet, dass womöglich bald ihm das grosse Scheinwerferlicht zuteil werden könnte: Meschack Elia, 22, kongolesischer Flügelspieler, von YB im Februar als Nachfolger für den zu Leganes ausgeliehenen Roger Assalé (26) geholt.

Elia verzückt gegen den FCZ mit seinem blitzschnellen Antritt, mit 1:1-Situationen, die er aufgrund seiner Agilität so aussehen lässt, als wäre es das Natürlichste der Welt. Und mit seinem Assist zum zwischenzeitlichen 2:0.

Es ist schon der fünfte Skorerpunkt, den sich der Mann aus Kinshasa seit dem Re-Start gutschreiben lässt. Elia, das grosse YB-Versprechen für die nächsten Jahre? Sein Vertrag in Bern läuft bis 2023. Ob er so lange bleibt? Teleclub-Experte Rolf Fringer zeigt sich am Samstag in der Matchanalyse begeistert vom neuen YB-Wirbelwind – und prophezeit, wenn Elia so weitermache, «wird er den Young Boys eines Tages noch viel Geld bringen».

Die Personalie Meschack Elia, sie bietet schon Spektakel, lange bevor der Rechtsaussen seinen ersten Fuss in ein Super-League-Stadion gesetzt hat. Elias Geschichte? Filmreif.

Gerüchte um Entführung

Bis vor einem Jahr spielt er noch bei TP Mazembe im Kongo, bei jenem Klub, von dem auch Assalé stammt. Dann kommts zum Flirt mit Anderlecht. Die Belgier wollen ihn verpflichten, jedoch bloss für die zweite Mannschaft. Elia lehnt ab, stösst dabei aber auf Widerstand. Man habe ihn zwingen wollen, bei Anderlecht zu unterschreiben, sagt er rückblickend (BLICK berichtete).

Elia taucht unter, während in seiner Heimat in den Medien das Gerücht die Runde macht, er sei entführt worden. Dabei sei er «aus freien Stücken» in die Schweiz zu Freunden gereist, die ihm geholfen haben, so Elia. Und was macht Mazembe? Die Klubbosse sind sauer wegen des Europatrips, unterstellen dem Spieler, er habe versucht, in der Schweiz politisches Asyl zu ersuchen – und: er habe seinen Pass gefälscht und sein Geburtsdatum um ein Jahr von 1996 zu 1997 nach oben korrigiert, damit er nachweisen könne, dass er 2015 bei der Unterschrift für Mazembe minderjährig gewesen sei.

Beim kongolesischen Verband erwirkt der Verein so eine Sperre für den jungen Fussballer, obwohl im Grunde genommen nur die Fifa und die Kontinentalverbände einen Spieler aus dem Verkehr ziehen können...

Mittlerweile ist die Sache (fast) gegessen. Elia hat sich zwar mit Mazembe über die Auflösung des Arbeitsvertrags nicht geeinigt, doch die Fifa und der Schweizerische Fussballverband (SFV) haben ihm Anfang Jahr die Spielberechtigung für YB erteilt (wobei der definitive Fifa-Entscheid nach Mazembe-Rekurs noch hängig ist). Die Berner ihrerseits schreiben im Februar, dass sie «nach eingehender Prüfung» zum Schluss gekommen seien, «dass sich der Spieler nichts hat zu Schulden kommen lassen».

Heute ist man bei YB froh, hat man den grossen Aufwand für Elia auf sich genommen. Aus dem Wankdorf ist zu vernehmen, der Spieler habe sich im neuen Umfeld so schnell zurechtgefunden, wie er auch auf dem Platz unterwegs ist. YB-Kommunikationschef Albert Staudenmann bezeichnet den Kongolesen als «positiven Typ und sehr pflegeleichten, lernwilligen Profi», der enorm viele Qualitäten mitbringe: «Er zeigt in jedem Training wie extrem schnell er ist.»

Sprachbarriere? Kein Thema, weil in Bern in Team und Staff Französisch zum Alltag gehört. Und, weil Elia mittlerweile auch einen Deutschkurs besucht.

Der Vergleich mit Assalé (1,67 m) scheint den ebenfalls nur 1,73 m grossen Elia nicht unter Druck zu setzen. Im Gegenteil, er ehre ihn, wie Staudenmann erklärt: «Die beiden kennen und schätzen sich.»

44 Tore und 31 Assists hat Assalé im YB-Dress gesammelt. Ob Elia die Marke auch erreicht – oder sie gar übertrifft? Am Donnerstag kann er weiter an seiner Statistik feilen. Auswärts bei Xamax. Fünf Tage nach dem Sahneauftritt im Letzigrund.

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Mannschaft
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FC Luzern
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FC Zürich
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9
6
18
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FC Lugano
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9
5
18
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Servette FC
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9
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17
5
FC St. Gallen
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9
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14
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FC Basel
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FC Sion
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Yverdon Sport FC
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Grasshopper Club Zürich
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