«Wir wurden jeden dritten Tag auf Corona getestet»
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Nati-Star Steffen bei FCB – YB:«Wir wurden jeden dritten Tag auf Corona getestet»

Nati-Star Renato Steffen staunt über Corona-Fälle im Schweizer Fussball
«Verstehe nicht, dass Tests in der Super League nicht Pflicht sind»

Wolfsburg-Flügel Renato Steffen schaut mit SonntagsBlick den Super-League-Hit in Basel an. Er jubelt mit dem FCB – und ist von den Corona-Fällen im Schweizer Fussball überrascht.
Publiziert: 12.07.2020 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 13:46 Uhr
Matthias Dubach (Text) und Toto Marti (Fotos)

Renato Steffen (28) staunt. Auf dem Spielfeld im Joggeli kommen die YB-Goalies fürs Warm-up aufs Feld, doch ausser der Musik aus den Lautsprechern ist nichts weiter zu hören. Steffen sagt: «Da würde normalerweise die Muttenzerkurve wie verrückt pfeifen.» Aber normal ist an diesem Samstag weiterhin nichts im Geister-Fussball, schon gar nicht nach dem positiven Corona-Fällen beim FCZ und bei GC.

Das Spiel in Zürich ist abgesagt. In Basel wird der Hit gegen YB gespielt, wie gewohnt vor der Kulisse von 1000 Anwesenden. Klar, dass Steffen die Muttenzerkurve vermisst, die er als ehemaliger YB- und Basel-Star sowohl wohlgesinnt als auch pfeifend kennt. Von 2016 bis 2018 ist er Rot-Blau einer der Lieblinge im Joggeli, zuvor in Gelb-Schwarz einer vom Erzrivalen aus Bern.

Welcher Dress stand ihm besser? «Ich sehe in allen Trikotfarben gut aus», sagt Steffen lachend. Der Wolfsburg-Flügel schaut mit SonntagsBlick das Spiel seiner beiden ­Ex-Klubs an.
Steffen ist auf Heimaturlaub und trifft im Stadion diverse ehemalige Weggefährten aus dem Schweizer Fussball wie Stéphane Chapuisat, der mit Steffen ein wenig auf der Tribüne plaudert. «Ich war vorher das ganze Jahr noch nicht in der Schweiz», sagt der Aargauer.

Renato Steffen (l.) plaudert mit YB-Chefscout und Nati-Legende Stéphane Chapuisat am Samstag im Joggeli.
Foto: Toto Marti
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Die Bundesliga ist seit Ende Juni beendet – ohne Corona-Fälle im Oberhaus. Er ist überrascht von den positiven Corona-Tests in der Super und Challenge League, die nun den ganzen Ligabetrieb bedrohen. «Ich finde es merkwürdig, dass man sich die Bundesliga nicht stärker zum Vorbild genommen hat. Wir wurden jeden dritten Tag getestet. Der wichtigste Test der Woche war immer derjenige einen Tag vor dem Spiel», sagt Steffen.

Er hat nun wie alle Wolfsburg-Spieler sein persönliches Corona-Test-Dossier mit allen Details daheim. «Wir sind stark sensibilisiert worden. Auch jetzt, wie wir uns in den Ferien zu verhalten haben. Ich verstehe nicht, dass in der Super League die Tests nicht Pflicht sind.»

Steffen ist sich bewusst, dass die Bundesliga sehr früh, noch während des Lockdowns, wieder mit Kleingruppen-Trainings beginnen konnte. Da gibts ausser mit den Mitspielern der Kleingruppe keinen Kontakt mit anderen Mitspielern. Alles aufgeteilt auf verschiedene Garderoben.

Steffen: «Ich ging nie aus, auch nicht zum Essen»

Aber auch nach den ersten Lockerungen und dem Bundesliga-Geisterstart blieb das Regime beim VfL strikt. Steffen: «Ich bin nie ausgegangen, auch nicht zum Essen. In einen Club schon gar nicht. Ich denke, das hätte Schmadtke (VfL-Manager Jörg Schmadtke, d. Red.) niemals toleriert.»

Der frühere Basler Meisterspieler schildert, dass er wochenlang seine Kontakte auf acht Personen beschränkte. Auch jetzt in der Schweiz bleiben Steffen die Vorsichtsmassnahmen präsent. «Mir scheint, dass in der Schweiz auch im Alltag eine gewisse Sorglosigkeit vorhanden ist.»

Ziemlich sorglos kann der Wolfsburger die Partie verfolgen. Denn Steffen ist auf der Seite des Heimteams. «Ich gönne YB die jüngsten Erfolge zuletzt, aber ich drücke dem FCB die Daumen. Hier habe ich noch Kontakt zu einigen ehemaligen Kollegen, und Basel war in ­meiner Karriere eine sehr wichtige Station», sagt der Nati-Spieler vor dem Anpfiff, der erstmals seit über einem Jahr wieder ein Super-League-Spiel live anschaut.

Es dauert nicht lange, bis Steffen vor Freude aufspringt: Samuele Campo trifft herrlich zum 1:0. «Eine Riesenkiste!», schwärmt Steffen begeistert. In der zweiten Halbzeit ist er beeindruckt vom Gala-Auftritt von Arthur Cabral – und davon, wie wenig Basel lange gegen die YB-Offensive zulässt. «So müssten sie immer spielen», sagt er. Doch dann beginnt nach dem 3:0 das grosse Basler Zittern. Auch Steffen leidet sichtbar mit, als der FCB bei seinen Kontern die Entscheidung verpasst. Dann jubelt der Zaungast vom VfL erlöst: Jonas Omlin hält den Penalty und damit den Dreier fest.

«Zunächst war es schwierig»

Das Gefühl, wie Cabral und Co. vor Zehntausenden leeren Sitzen zu treffen, kennt der Wolfsburger. Nach einer harzigen Anlaufzeit unter dem neuen VfL-Trainer Oliver Glasner geht beim Schweizer nach dem Jahreswechsel der Knopf auf. Im Jahr 2020 trifft er 6 Mal in der Bundesliga – zweimal während der Corona-Spielphase – und liefert 3 Assists. Nach einem Gespräch mit Glasner setzt ihn dieser nicht mehr als «Feuerwehrmann» dort ein, wo grad eine Lücke in der Aufstellung ist. Sondern auf dem Flügel. Steffen: «Nach dem Trainerwechsel war es zunächst schwierig. Dabei war ich überzeugt, dass das System mit Pressung und Tempo-Spiel zu mir passt.»

Doch in der Rückrunde setzt Glasner dann auf den schnellen Aargauer – Steffen zahlt es mit Leistung zurück. Wolfsburg beendet die Saison auf Rang 7, was die Europa-League-Quali bedeutet. Klar, dass es bei den vielen Wiedersehen mit ehemaligen FCB-Kollegen von Steffen beim Joggeli-Besuch zum Standard-Spruch wird: «Wir sehen uns in der Europa League!»

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