Sein Leiden im Abstiegskampf
Zuffi bangte um das Leben seiner Zwillinge

Winterthur-Rückkehrer Luca Zuffi hat extrem schwierige Wochen hinter sich: Im Wallis kämpfte er mit Sion gegen den Abstieg, auf der Neo in Zürich bangte er um seine Zwillinge.
Publiziert: 03.07.2023 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2023 um 18:36 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Luca Zuffi, wie fühlt es sich an nach elf Jahren bei Thun, Basel und Sion zurück auf der Schützenwiese in Winterthur zu sein?
Luca Zuffi:
Sehr schön. Es ist ein Heimkommen zu meiner Familie, zum FC Winterthur. Da, wo einst bei den E-Junioren alles angefangen hat. Jede Stufe habe ich hier durchlaufen bis in die erste Mannschaft, da habe ich auch fast hundert Spiele absolviert, bevor ich gewechselt bin. Ich bin mal gespannt, wie viele noch dazu kommen werden.

Was hat sich in den elf Jahren hier verändert?
Vieles. Die Ligazugehörigkeit natürlich. Es hat mehr Mitarbeiter, eine neue Geschäftsstelle. Der neue Kunstrasen war damals noch ein Sandplatz, die Gegentribüne wurde aufgemotzt. Aber ich finde mich schon noch zurecht, einige Dinge sind auch gleich geblieben. Was mich besonders freut ist, dass ein paar Staff-Mitglieder von damals noch immer da sind.

Einer von ihnen ist der Assistenztrainer.
Genau.

Luca Zuffi stieg mit Sion in der Barrage gegen Lausanne-Ouchy in die Challenge League ab.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Ihr Vater Dario war bereits früher Ihr Trainer bei der U21 und auch schon Assistent als Sie in der ersten Mannschaft Spieler waren. Wie ist es, mit dem Vater zusammenzuarbeiten?
Es war für mich schon damals kein Problem und jetzt ist es noch entspannter. Ich bin mittlerweile 33 und habe viele eigene Erfahrungen sammeln können. Klar nehme ich gerne mal einen Ratschlag meines Vaters, er hat noch immer ein sehr gutes Auge für den Fussball. Aber früher haben wir sicher viel mehr zusammen besprochen und analysiert. Jetzt sehen wir beide das Ganze sehr entspannt und freuen uns, dass wir nochmals zusammen arbeiten dürfen.

Als dreifacher Familienvater brauchen Sie Ihren Vater wohl viel öfters neben dem Fussballplatz.
Das ist so. Der Nonno muss bereit sein, wenn man ihn ruft. Er macht das ganz toll. Aber nicht nur er, die ganze Familie greift uns unter die Arme. Wir haben im April Zwillinge bekommen. Die beiden sind zweieinhalb Monate zu früh auf die Welt gekommen und mussten in die Neonatologie. Ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Es war eine extrem schwierige Zeit, sehr belastend für unsere Familie. Seit einigen Tagen sind wir jetzt alle fünf zusammen zu Hause und total erleichtert. Und jetzt werden natürlich alle Familienmitglieder eingespannt. Es ist sehr schön, dass wir alle um uns haben.

Die Zwillinge im Spital in Zürich, Ihre Frau mit dem dreijährigen Töchterchen Luna in Winterthur und Sie im Wallis mit Sion im Abstiegskampf. Die letzten Wochen müssen extrem belastend gewesen sein?
Ich bin immer hin- und hergefahren. Im März habe ich mit dem Gedanken gespielt, meinen Vertrag aufzulösen und zu meiner Familie nach Winterthur zu ziehen. Aber wir haben uns entschieden, dass ich durchbeisse und bis im Sommer alles gebe. Für meine Familie und für Sion. Wenn man privat eine schwierige Zeit durchmacht, wäre eine positive, sportliche Ablenkung natürlich umso wichtiger gewesen. Aber das war beim FC Sion nicht wirklich der Fall.

Stimmen Sie mir zu, dass Sion individuell besser war, als zum Beispiel Winterthur, es aber an Teamgeist gefehlt hat?
Es ist definitiv so, dass wir Qualität hatten. Aber man muss diese auch auf den Platz bringen und es auch als Team auf den Platz bringen. Und das ist uns nicht gelungen. Sie haben recht. Uns hat der Teamspirit gefehlt, wir waren keine Einheit. Das haben wir in der Mannschaft selbst gemerkt. Grüppchen gibt’s in jedem Team, das ist normal. Aber bei Sion war es schon anders: Da wurde immer wieder auf die anderen gezeigt. Deshalb war der Abstieg auch irgendwie die logische Konsequenz. Wir hofften bis am Ende, dass wir es mit unserer Qualität noch kehren können. Es ist sehr schade für den Klub und die tollen Fans, dass es nicht gereicht hat.

Man stellt es sich auch schwierig vor, als Einheit aufzutreten, wenn jeder weiss, dass ein Mitspieler knapp drei Millionen Franken verdient und kaum rennt.
Das haben Sie jetzt gesagt.

Einer Ihrer ehemaligen Teamkollegen lobte kürzlich Mario Balotelli, beschrieb den Italiener als hilfsbereit und vorbildlich. Würden Sie das als erfahrener Spieler unterschreiben?
Als Vorbild für junge Spieler würde ich Mario jetzt nicht unbedingt bezeichnen. Aber in der Kabine war er ein lustiger, guter Typ, hat immer Sprüche gemacht. Als Fussballer hat er unglaubliche Qualitäten. Es ist schade, er hätte im Wallis sicher viel mehr herausholen können. Aber es war mental auch für ihn nicht ganz einfach, mit Sicherheit hat er es sich beim FC Sion einfacher vorgestellt.

Wie froh sind Sie, nach sieben Jahren beim FC Basel und zwei Jahren beim FC Sion, zurück beim ruhigen FC Winterthur zu sein?
Ehrlich gesagt: Ich bin schon sehr froh, wieder hier zu sein. Ich mag es ruhiger und stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Und jetzt habe ich meine ganze Familie wieder in meiner Nähe. Es ist ungewohnt – ungewohnt schön!

Und welche Rolle wollen Sie beim FC Winterthur einnehmen?
Ich versuche die Leader-Rolle, die man für mich vorgesehen hat, zu erfüllen. Ich will Verantwortung übernehmen und die jungen Spieler unterstützen. Aber ich war nie ein Lautsprecher und werde es auch nicht mehr. Wie es herauskommt, wird sich zeigen. Ich bin positiv gestimmt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Luzern
FC Luzern
9
6
18
2
FC Zürich
FC Zürich
9
6
18
3
FC Lugano
FC Lugano
9
5
18
4
Servette FC
Servette FC
9
-2
17
5
FC St. Gallen
FC St. Gallen
9
6
14
6
FC Basel
FC Basel
9
7
13
7
FC Sion
FC Sion
9
3
12
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
9
-5
9
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
9
-4
8
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
9
-6
8
11
FC Winterthur
FC Winterthur
9
-10
7
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
9
-6
6
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