«Wenn Basel so weiter macht, endets in der zweiten Liga»
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Babbel knallhart:«Wenn Basel so weiter macht, endets in der zweiten Liga»

Nach 11 Jahren zum zweiten Mal gefeuert
Vogels Absturz vom Basel-Liebling zum Buhmann

Der Deutsche ist in der FCB-Krise der Buhmann und wurde nach vier Niederlagen davongejagt. Es gab Zeiten, in denen hätten die Fans Heiko Vogel auf Händen durch die Stadt getragen.
Publiziert: 31.10.2023 um 10:52 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Als Heiko Vogel (47) vor ziemlich genau elf Jahren das erste Mal beim FC Basel entlassen wurde, sprach der damalige Präsident Bernhard Heusler (59) einen legendären Satz: «Ich will, dass der FCB-Trainer in der Freien Strasse einkauft.» Hintergrund: Vogel schaltete an freien Tagen lieber in der Heimat ab als in der Basler Innenstadt.

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Hätte sich der Deutsche damals, auch nach der Entlassung, auf der Shoppingmeile im Stadtzentrum gezeigt – nicht auszuschliessen, dass ihn die Menschen auf Händen jubelnd runter zum Marktplatz getragen hätten. Vogel war der Liebling der Massen. Weil er den FCB zum Jahrhundertsieg in der Champions League gegen Manchester United (2:1) coachte. Weil er über zwei Punkte pro Spiel holte und seither in dieser Disziplin nur von Urs Fischer (57) und Patrick Rahmen (54) überholt wurde. Aber die Herzen gewann er vor allem dank seiner locker-lässigen Art – und mit seinen Sprüchen. «An guten Tagen macht er den», flachste Vogel nach Markus Steinhöfers Lattenschuss ans eigene Tor im ManUtd-Spiel. Und als er nach dem 0:7 im Achtelfinal-Rückspiel in München die Pressekonferenz mit dem Satz «ist ja gut gelaufen» eröffnete, war die deftige Abreibung auf dem Platz schon fast wieder vergessen.

Die Erfolge verdeckten die Tatsache, dass Vogel im Herbst 2011 von seinem Vorgänger Thorsten Fink (56) ein Team im Flow übernahm, getragen von den Lokalhelden Alex Frei (44), Marco Streller (42) und Beni Huggel (46). Als im Sommer 2012 Huggel zurücktrat und sich die Shootingstars Granit Xhaka (31) und Xherdan Shaqiri (32) in die Bundesliga verabschiedeten, begann auch Vogels Sinkflug. Der FCB scheiterte in der Champions-League-Quali. Und im Hintergrund offenbarten sich Führungsmängel, die Heusler und Co. im Oktober 2012 zur unpopulären Entlassung zwangen. 

Heiko Vogel ist beim FC Basel abgestürzt.
Foto: keystone-sda.ch
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Vogel hatte viel Macht

An seiner Popularität änderte das wenig. Bei all den Trainerwechseln wünschten sich nicht wenige Fans jeweils ein Comeback Vogels. Und als dieses im Herbst 2022 in der Rolle des Sportchefs Tatsache wurde, gab es mehr Applaus als Skepsis. Dass Vogel zuvor noch nie Sportchef war? Geschenkt! Dass er nach der ersten Entlassung beim FCB als Trainer keine Stricke mehr zerriss? War ja nicht beim FCB.

Die Klubführung um Präsident David Degen stattete den Sportchef-Novizen mit erstaunlich viel Macht aus. Und Vogel mistete das FCB-Nest sofort gnadenlos aus: Trainer Alex Frei, auf dessen Initiative es überhaupt zum FCB-Comeback kam, Chefscout Max Legath (29), Kaderplaner Philipp Kaufmann (29) – alle waren kurz darauf weg.

Obwohl er seine Trainerkarriere eigentlich als beendet bezeichnete, stellte sich Vogel selber an die Seitenlinie. Und setzte nochmals zum Höhenflug an: Qualifikation für den Conference-League-Halbfinal! Allerdings: Der Coup verdeckte den Kriechgang im Tagesgeschäft Super League – unter Vogel beendete der FCB die letzte Saison auf dem historisch schlechten Rang 5.

Er schoss den Vogel ab

Nun gut. Seither schoss der gebürtige Pfälzer den Vogel ab. Erst weigerte er sich, trotz Betteln von Spielern und Klubführung, langfristig Trainer zu bleiben. Um dann den von ihm geholten Timo Schultz (46) schon nach wenigen Wochen intern anzuzählen. Von Selbstkritik nach einer abenteuerlichen Transferpolitik im Sommer kaum eine Spur. 

Als Schultz Ende September gehen musste und der neue Trainer wieder Heiko Vogel hiess, war seine Glaubwürdigkeit endgültig dahin. Und der Volkszorn richtete sich endgültig gegen ihn. Retten konnte Vogel ab diesem Moment nur noch eine Siegesserie. Doch der Plan, diese im vermeintlich einfachen, ersten Spiel gegen Aufsteiger Stade-Lausanne-Ouchy zu lancieren, ging nach hinten los. 0:3. Und seither: 0:3 gegen YB, 0:1 gegen Servette, 0:3 gegen Lausanne-Sport. Spätestens nach dem jüngsten Debakel ist Vogels Kredit endgültig aufgebraucht. Der Deutsche wird am Dienstag nach dem Spiel entlassen – zum zweiten Mal.

Verkehrte Welt: Nach der ersten Vogel-Entlassung 2012 gingen die FCB-Fans auf die Barrikaden. Heute elf Jahre später wäre ein Spaziergang durch die Freie Strasse für Vogel ein Spiessrutenlauf. 

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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