Vier Endspiel-Niederlagen seit 1987
YB und der ewige Kampf gegen den Cup-Fluch

1987 wird YB letztmals Cupsieger. Viermal standen die Berner seither im Final. Viermal gingen sie gegen die Cup-Spezialisten aus Sion (13 Siege in 14 Finals) und Zürich (10 Siege in 11 Finals) leer aus. Das sagen Zeitzeugen.
Publiziert: 29.08.2020 um 17:35 Uhr
Alain Kunz

1991, YB – Sion 2:3: Die Sion-Youngsters kehren den Match

Der Walliser Georges Bregy, der damals in Reihen der Berner zu den Verlierern gehörte, erinnert sich: «Unsere erste Halbzeit war hervorragend, wir gingen 2:0 in Führung. Ich selber habe aber schon nach fünf Minuten einen Muskelfaserriss erlitten, quälte mich bis zur Halbzeit durch und sagte Coach Martin Trümpler, dass es nicht mehr gehe.

Er meinte aber, ich solle auf die Zähne beissen, was ich auch tat, aber jeder Sprint fühlte sich an, wie wenn ich ein Messer in den Muskeln hätte. In der Pause kamen die beiden Sion-Youngsters Rey und Orlando rein. Dieser machte gleich nach Wiederanpfiff das 1:2. Da dachte ich schon: Jetzt wird die Hölle los sein. Und nach dem 2:2 wusste ich: Diesen Final gewinnen wir nicht mehr. So kam es denn auch.

YB feierte erst kürzlich den Meistertitel.
Foto: Sven Thomann
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Kurz darauf buchte Rey das Siegestor. Und ich fiel dann zwei Wochen aus. Am Sonntag? Ich erwarte ein offenes Spiel. Marcel Koller wird seine Jungs für seinen letzten Match sehr heiss machen. YB hat am Mittwoch viel Kraft gebraucht und viel Aufwand betreiben müssen, um Klaksvik zu schlagen. Spielerisch war nicht alles gut. Aber die Berner haben den Vorteil des eigenen, gewohnten Stadions und des Kunstrasens.»

2006, YB – Sion 4:6 n.P.: Der einzige Cupsieg eines Unterklassigen

Die Meisterschaft ist mittelmässig, YB liegt weit hinter Basel und dem FCZ. Der Cupsieg kann sie retten, doch es geht schon schlecht los, wie sich der damalige Trainer Gernot Rohr erinnert: «Da gabs dieses Störmanöver des Präsidenten von Sion der eine grosse Polemik machte um die Qualifikation unseres Spielers Everson und drohte Massnahmen zu ergreifen. Sion spielte dann unter Protest.

Wir haben uns im Weltmeister-Hotel der Deutschen von 1954 vorbereitet, dem Belvédère in Spiez, was wunderbar war. Doch die Ruhe wurde durch CC gestört. Das Spiel selber war spannend, es lief zuerst gut für uns, führten wir doch durch ein tolles Tor von Varela. Doch schon nach einer halben Stunde musste der leider viel zu früh verstorbene Steve Gohouri mit Rot vom Platz. Wir erhielten den Ausgleich, kämpften aber leidenschaftlich über eine Stunde mit einem Mann weniger.

Im Elfmeterschiessen waren wir dann die Unglücklicheren. Ich habe mit dem damaligen Sportchef Marcel Hottiger immer noch regelmässig Kontakt, verfolge YB nach wie vor. Zumal mit Guillaume Hoarau ein Spieler von La Réunion dabei ist, wo ich in La Saline-les-Bains ein kleines Hotel betreibe. Ich werde das Spiel am Sonntag jedenfalls schauen.»

2009, YB – Sion 2:3: Wieder ein 2:0 veryoungboyst

Mario Raimondi bucht das 2.0. Alles klar für YB - denkt man. Der heutige U15-Trainier und Best Buddy des abtretenden Marco Wölfli erinnert sich: «Alles war gut. Eine Zwei-Tore-Führung. Yapi trifft nur das Lattenkreuz. Auch der Anschlusstreffer der Walliser kurz vor der Pause änderte nichts daran: Wir waren sicher, das Ding nach Hause zu bringen.

Wir in Topform, eine Macht. Vorne steht Doumbia. Was soll da schon passieren? Doch nach dem 2:2 kippt das Spiel. Und dann harzt es so richtig. Irgendwie spürten wir, dass wir auch ein drittes Tor kassieren würden. Was dann prompt passierte. Nach dem Spiel waren wir zu Tode betrübt. Wir dachten alle: Das kann doch nicht wahr sein!

Ich war schon 2006 dabei. Doch die 2009er-Niederlage tat noch mehr weh. Ich hatte jedenfalls lange daran zu kauen. Und 2020? Ich bin sehr optimistisch. YB läuft es uns im Moment sehr gut, weshalb wir mit breiter Brust in dieses Spiel steigen können. Aber auf der anderen Seite steht nicht irgendein Gegner. Sondern der FC Basel. Und der verdient viel Respekt. Das hat auch der 6:1 gewonnene Halbfinal gegen Winterthur gezeigt.»

2018, YB – Zürich 1:2: Immer noch im Meisterrausch

So gerne hätte YB einen Monat nach dem Meistertitel auch den Cupsieg geholt. YB-Star Miralem Sulejmani hat erinnert sich an das 1:2 gegen den FCZ: «Es hat richtig wehgetan, denn wir wollten das Double unbedingt. Aber, Credit an den Gegner, Zürich war an diesem Tag richtig stark. Denn es hatte keinen grossen Einfluss, dass wir zuvor den Titel ausgiebig gefeiert hatten.

Das war fast vier Wochen her und wir hatten mehr als genug Zeit, uns auf dieses Spiel zu fokussieren. Es fehlte an diesem Tag einfach etwas. So auch nach meinem Anschlusstreffer in der 80. Minute. Es war noch genug Zeit, wir glaubten auch an den Ausgleich, aber es kam nichts mehr. Für mich war die Niederlage doppelt schmerzhaft, war doch eine 15-köpfige Delegation aus Belgrad mit Familie und Freunden eigens für dieses Spiel eingeflogen.

Es tat mir unendlich leid für sie. Nun aber soll das erste Double seit 1958 unbedingt her! Gegen den FC Basel, gegen es immer noch ein Tick spezieller ist als gegen andere Gegner. Ich habe das Double bereits einmal geholt, bei Benfica Lissabon. Da war es zusammen mit dem Ligacup sogar ein Triple. Das war traumhaft! Und diesen Traum will ich unbedingt nochmals erleben.»

So darf der Cupsieg gefeiert werden

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

Auf Ereignisse wie am 31. Juli, als Fans den YB-Meistertitel feierten, sei man jetzt vorbereitet: «Sollte es in der Innenstadt wieder zu Menschenansammlungen kommen, namentlich in der Aarbergergasse, hat die Stadt Bern die Kantonspolizei Bern beauftragt, den Zugang erneut zu regulieren.»

Berner Gastgewerbebetriebe dürfen, wie schon während der Meisterschaft, den Cupfinal auf Bildschirmen auf bewilligten Aussenbestuhlungsflächen zeigen – «unter Einhaltung der notwenigen Schutzkonzepte» versteht sich. Es ist der einzige Weg für Fussballfans, die Partie in der Öffentlichkeit gemeinsam zu schauen. Aufgrund der Bestimmungen des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) wurden keine Tickets öffentlich verost.

Auch beim Cupfinal ist dieses Jahr alles anders. Feierlichkeiten? Gibts aufgrund der Corona-Restriktionen nur sehr beschränkt. Der Cupsieger hat einzig die paar Minuten nach Spielende Zeit, auf dem Rasen ausgelassen zu jubeln. Mehr liegt nicht drin. Die Stadt Bern vermeldet: Sollte YB den Titel gewinnen, werde die Mannschaft nicht in der Stadt erscheinen – um grössere Menschenansammlungen zu vermeiden. Überhaupt appelliert die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie an die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die Distanzen und Hygieneregeln einzuhalten und «in kleineren Gruppen, verteilt auf die Stadt, das Spiel zu geniessen».

Auf Ereignisse wie am 31. Juli, als Fans den YB-Meistertitel feierten, sei man jetzt vorbereitet: «Sollte es in der Innenstadt wieder zu Menschenansammlungen kommen, namentlich in der Aarbergergasse, hat die Stadt Bern die Kantonspolizei Bern beauftragt, den Zugang erneut zu regulieren.»

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