«Das sind Mörder»
Golf-Idol Mickelson attackiert Saudis scharf

Phil Mickelson verblüfft mit einem Rundumschlag gegen die Profitour und die Konkurrenz aus Saudi Arabien, für die er sich eigentlich stark machen will. Was blüht ihm nun?
Publiziert: 22.02.2022 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2022 um 23:43 Uhr
Dino Kessler

Die PGA Tour ist das Eldorado für Berufsgolfer. Allein für den Gewinn der Jahreswertung (Fedex-Cup-Playoffs) winken 10 Millionen US-Dollar, für einzelne Turniersiege wird in der Regel mehr als eine Million ausgeschüttet. Dazu kommen die vier Major-Turniere (Masters, PGA, US Open, British Open), die Sieger zu Idolen machen und den Weg zu Werbe- und Sponsoring-Millionen ebnen. Das Preisgeld für einen Major-Sieg? 2 Millionen Dollar plus.

Das ist für die Ikone Phil Mickelson (51) offenbar nicht mehr genug. Oder will er nur die Bosse der Profitour kitzeln, damit sie noch mehr Kohle rausrücken? In einem kürzlich publizierten Vorabdruck einer Biografie des Sportjournalisten und Autoren Alan Shipnuck wird Mickelson zum Nestbeschmutzer und verrät pikante Details über seinen Flirt mit der PGA-Konkurrenzveranstaltung SGL (Super Golf League) aus Saudi-Arabien, die mit Antrittsgagen in Millionenhöhe (nebst absurd hohen Preisgeldern) um die Gunst prominenter PGA-Profis buhlt. Initiator der Liga ist der der saudische Staatsfonds PIF, der auch den Premier-League-Klub Newcastle besitzt und sich mit dem kontroversen Ex-Golfprofi und Major-Sieger Greg Norman (67, Aus) bereits einen prominenten Geschäftsführer vor den Karren gespannt hat.

Ein Rundumschlag

Er sei ihm zwar bewusst, dass diese Leute aus Saudi-Arabien Mörder seien, die zudem Menschenrechte missachteten und ihm Angst machten («Scary Motherf.....s»), sagte Mickelson. Aber die PGA-Tour sei in Tat und Wahrheit auch nur eine Diktatur, die sich gern im Kleid der Demokratie zeige. Die Tour behalte das meiste Geld für sich und knechte die Spieler mit unsinnigen Regeln und Knebelverträgen, obwohl sie – die Profis – praktisch im Alleingang für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich wären. Ein Rundumschlag des Spielers, der auch in regelmässiger Folge gegen die obersten Regelhüter des amerikanischen Golfverbands (USGA) austeilt.

Grinsen im Dauerbetrieb: Mickelson sucht auf den Golfplätzen die Nähe des Volkes.
Foto: Keystone
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Mickelson arbeitete an den Strukturen der Super Golf League

Mickelson verrät in diesem Interview auch, dass er (mit drei weiteren PGA-Profis) zusammen mit Anwälten bereits einen groben Entwurf für die Strukturen der SGL ausgearbeitet habe. Das allein wäre schon ein Verstoss gegen das Konkurrenzverbot, das die PGA Tour als Bedingung für die Spielerlaubnis in den Statuten führt. Jay Monahan, der Geschäftsführer der PGA Tour, muss sich nun gut überlegen, ob er Mickelson für diesen Regelbruch die Spielerlaubnis entzieht. Auf prominente Unterstützung kann Mickelson nicht setzen, populäre Branchenleader wie Tiger Woods, Jon Rahm, Rory McIlroly oder Collin Morikawa haben bereits ihre Bedenken angemeldet oder der SGL glatt eine Absage erteilt.

Im Frühling 2021 hatte Mickelson auf dem anspruchsvollen Ocean Course von Kiawah Island (South Carolina) die PGA Championship gewonnen. Damit ist er der älteste Sieger in der Geschichte der Majors. In Nordamerika ist Mickelson neben Tiger Woods immer noch der bekannteste Berufsgolfer und so etwas wie ein Aushängeschild seiner Zunft. Trotz früheren Wett- und Investment-Skandalen schafft es der Kalifornier durch seine Volksnähe (Markenzeichen: Permanent-Grinsen und Daumenhoch-Geste) immer wieder, die Fans zu begeistern. Ob er diesmal den Bogen überspannt hat? Die Amerikaner verzeihen einigen Sport-Ikonen in der Regel fast jeden Fehltritt – nur muss sich Mickelson fragen, ob diese Position im Golfsport nicht schon von Tiger Woods besetzt wird.

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