«Mein Ziel ist die Goldmedaille an der Weltmeisterschaft»
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Karateka Yuki Ujihara:«Mein Ziel ist die Goldmedaille an der Weltmeisterschaft»

Yuki Ujihara will eine EM-Medaille
Vom Mobbing-Opfer zum Karate-Star

Edelmetall an der EM ist das Ziel. Gold wäre ein Traum. Yuki Ujihara gehört in der Karate-Disziplin Kata zur Weltelite. Blick hat ihn vor dem Grossevent in seinem Trainings-Keller besucht.
Publiziert: 25.05.2022 um 07:54 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2023 um 14:57 Uhr
Nicola Abt

Schweissgebadet steht Yuki Ujihara (21) in seinem weissen Gewand mit rotem Gurt inmitten eines Kellers. Umgeben von ein paar wenigen Fenstern, die Tageslicht und frische Luft spenden. Elektrische Leitungen schlängeln sich an der kargen Decke entlang. Feinsäuberlich aufgeklebte Zeitungsartikel zieren die weissen Wände und erzählen die 50-jährige Geschichte der Badener Karateschule Bushido.

Hier feilt der japanisch-schweizerische Doppelbürger mindestens sechsmal in der Woche an seiner Technik. «Ich trainiere jeweils fünf Stunden am Stück, alles andere lohnt sich nicht», erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Auch dank seiner eisernen Disziplin gehört der Absolvent des Sportgymnasiums Rämibühl ZH in der Karate-Disziplin Kata (Schattenkampf) zur internationalen Spitze.

Diszipliniert, fokussiert, ambitioniert. Yuki Ujihara will an der Kata-EM eine Medaille.
Foto: PHILIPP SCHMIDLI | Fotografie
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Kata kurz erklärt

Auf japanisch heisst «Kata» wortwörtlich «Form». Es stammt vom Kung Fu ab. Der Athlet kämpft gegen einen imaginären Gegner und versucht mit verschiedensten Elementen die achtköpfige Jury zu beeindrucken. Ein Juror kann maximal 20 Punkte verteilen. Die Darbietung wird nach der Athletik (30%) und der Technik (70%) bewertet. Am Ende berechnet ein Computerprogramm die Gesamtpunktzahl.

Auf japanisch heisst «Kata» wortwörtlich «Form». Es stammt vom Kung Fu ab. Der Athlet kämpft gegen einen imaginären Gegner und versucht mit verschiedensten Elementen die achtköpfige Jury zu beeindrucken. Ein Juror kann maximal 20 Punkte verteilen. Die Darbietung wird nach der Athletik (30%) und der Technik (70%) bewertet. Am Ende berechnet ein Computerprogramm die Gesamtpunktzahl.

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«Ich war chancenlos»

Dem sportlichen Höhenflug der Weltnummer zehn liegt jedoch ein menschlicher Tiefschlag zugrunde: «Ich wurde in der Primarschule ausgeschlossen, weil ich nicht von hier kam, nicht der Norm entsprach. In Gruppen kamen sie jeweils auf mich los und schlugen zu – ich war chancenlos», schildert der zehnfache Schweizermeister.

Mit dem Selbstverteidigungs-Gedanken im Hinterkopf besuchte Ujihara an der Seite eines Kollegen ein Kata-Probetraining. «Ich dachte, wir würden im Stil von Kampfkünstler Bruce Lee Ziegelsteine zerschlagen.» Überrascht stellte er jedoch fest, dass der Gegner nicht materieller Natur war.

Trainieren mit YouTube-Videos

Fokussiert blickt er in den Spiegel. Atmet laut ein und aus, lässt die Arme kreisen, bewegt die Füsse geschickt hin und her. Hinter seinem Rücken beobachtet Vater Naoki Ujihara jede einzelne Bewegung mit Argusaugen. Gelegentlich tritt er in den Vordergrund, gibt auf japanisch einige Tipps und zieht sich dann wieder in die Beobachter-Rolle zurück.

«Mein Vater ist meist nur an den Wochenenden hier. Normalerweise trainiere ich alleine.» Und wer bringt ihm neue Elemente bei? «Mein Lehrer in Japan, aber meistens hole ich mir Hilfe von YouTube-Videos! Ich mache nach, was ich sehe, filme mich dabei und vergleiche.»

Betreuer muss Reisen selbst bezahlen

Das Vater-Sohn-Duo harmoniert bestens. Auch an den Wettkämpfen kann Ujihara auf seine Unterstützung zählen. «Er ist immer dabei – als einziger Betreuer.» Im Vergleich zu den grossen Kata-Nationen wie Italien, der Türkei, Japan oder Spanien eine bescheidene Aufstellung: «Die Konkurrenz hat vom Physiotherapeuten über den Athletiktrainer bis hin zum Privatcoach alles dabei.»

Während der schweizerische Karate-Verband die Flugreisen und Hotelunterkünfte des Athleten bezahlt, muss Naoki Ujihar als Begleitperson die Reisen aus dem eigenen Sack berappen. So auch für die kommende EM in der Türkei.

Der Traum vom EM-Titel

Am 25. Mai hat der junge Zürcher, der an der letzten Europameisterschaft mit Bronze glänzte, seinen grossen Auftritt: «Eine Medaille ist das Ziel. Aber: Der Europameistertitel ist sicher nicht unmöglich!» Ins gleiche Horn bläst sein Vater. «Der Tag wird kommen, an dem Yuki ganz oben stehen wird», ist er überzeugt.

Mit dem EM-Traum im Herzen und Schweissperlen auf dem Kopf, verabschiedet er sich von uns. «Hast du jetzt Feierabend?», rufe ich ihm zu. Ujihara schmunzelt und entgegnet: «Nein, ein paar Stunden liegen noch vor mir.» Kaum ist die letzte Silbe ausgesprochen, dreht er sich um und verschwindet mit seinem Vater im Trainings-Keller – die beiden haben noch einiges vor.

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