Sprint-Superstar Thompson-Herah
«Wir Frauen haben der Welt gezeigt, was wir drauf haben»

Sprint-Superstar Elaine Thompson-Herah wählt grosse Worte. Vor Weltklasse Zürich setzt sie sich keine Limiten. Sie sagt: «Wenn die Weltrekord-Zeit heute nicht aufpoppt, dann hoffentlich eines Tages.»
Publiziert: 09.09.2021 um 15:39 Uhr
Emanuel Gisi

Es ist gar nicht so einfach, Elaine Thompson-Herah (29) zu verstehen. Die Kombination aus jamaikanischem Patois-Akzent und Corona-Schutzmaske sorgt dafür, dass auf Zack sein muss, wer der schnellsten Frau des Planeten im Gespräch folgen will.

Dabei hat die Dreifach-Olympiasiegerin von Tokio (100 m, 200 m und 4x100-m-Staffel) Grosses zu verkünden. «Dieses Jahr ist das Jahr der Frauen!», erklärt sie Blick vor ihrem Start bei Weltklasse Zürich. «Es ist so eine grossartige Saison in der Leichtathletik. Wir Frauen haben der Welt gezeigt, was wir drauf haben. Wir dominieren in ganz edlem Stil.»

Im Sprint haben die Frauen den männlichen Stars den Rang derzeit abgelaufen. Glamour, Spektakel und Schlagzeilen sind ihnen im Moment gewiss, während den männlichen Pendants in der Königsdisziplin nach dem Abgang von Über-Sprinter Usain Bolt die ganz grosse Starpower abgeht.

Elaine Thompson-Herah ist die Überfliegerin bei den Sprinterinnen.
Foto: Getty Images
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Auch die Schweizerinnen Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji beeindrucken sie. «Mit Kambundji laufe ich schon lange, sie war in den letzten Jahren bei den grossen Meetings immer dabei. Beide haben sich Schritt für Schritt hochgearbeitet und verdienen es, jetzt zu glänzen.»

Thompson-Herah ist schnellste lebende Frau

Am hellsten aber strahlt Thompson-Herah. Beim Diamond-League-Meeting in Eugene (USA) im August läuft die Jamaikanerin die 100 m in 10,54 Sekunden. Ein Wahnsinn: Die 29-Jährige kommt dem Fabel-Weltrekord der von Doping-Gerüchten umwitterten Florence Joyner-Griffith (†38) aus dem Jahr 1988 bis auf fünf Hunderstel nahe, ist die schnellste lebende Frau und die zweitschnellste Frau der Geschichte. Im Olympia-Final läuft sie 10,61, zuletzt bei Athletissima in Lausanne 10,64. Zeiten, die mancherorts mit hochgezogenen Augenbrauen registriert werden, weil sie kaum für möglich gehalten werden.

«Das habe ich immer noch nicht realisiert», sagt Thompson-Herah über ihre Performance. «Wir arbeiten genauso hart wie die Männer, jetzt zeigen wir, was möglich ist.» Aber sie gibt auch zu: «Ich habe mich selber sehr überrascht mit allem, was ich in dieser Saison erreicht habe.»

Neuer Weltrekord im Letzigrund?

Wo aber sind die Grenzen? «Es gibt keine», sagt die Jamaikanerin. «Ich setze mir keine Grenzen. Das entspricht nicht meinem Denken.» Auch vor ihrem Auftritt beim Diamond-League-Finale im Zürcher Letzigrund denkt sie gross. Ausgeschlossen wird der grosse Wurf nicht. «Wenn die Weltrekord-Zeit heute nicht aufpoppt, dann tut sie das hoffentlich eines Tages. Dafür tue ich alles.»

Was ganz sicher ist: Nach Weltklasse Zürich hängt sie maximal noch ein Rennen an. «Mein Körper schreit schon lange: ‹Ich will heim!›» Bald darf er. Worauf sie sich freut? «Auf das Essen!», kommt wie aus der Pistole geschossen. Und ergänzt, in dieser Reihenfolge: «Und auf meinen Hund, meinen Mann, meine Familie und Freunde.»

Fraser-Pryce sagt ab

Kein Jamaikanerinnen-Duell bei Weltklasse Zürich: Shelly-Ann Fraser-Pryce (34) tritt am Donnerstag nicht beim Diamond-League-Final im Letzigrund an und lässt das Olympia-Revanche-Duell mit Elaine Thompson-Herah platzen. Die Silbermedaillengewinnerin über 100 m von Tokio verzichtet damit auch auf die Chance, ihre ultraschnellen 10,60 Sekunden von Lausanne Ende August, die drittschnellste Zeit der Geschichte, noch einmal zu verbessern. Eine Begründung liefert Fraser-Pryce für ihre Absage nicht. (eg)

Kein Jamaikanerinnen-Duell bei Weltklasse Zürich: Shelly-Ann Fraser-Pryce (34) tritt am Donnerstag nicht beim Diamond-League-Final im Letzigrund an und lässt das Olympia-Revanche-Duell mit Elaine Thompson-Herah platzen. Die Silbermedaillengewinnerin über 100 m von Tokio verzichtet damit auch auf die Chance, ihre ultraschnellen 10,60 Sekunden von Lausanne Ende August, die drittschnellste Zeit der Geschichte, noch einmal zu verbessern. Eine Begründung liefert Fraser-Pryce für ihre Absage nicht. (eg)

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