St. Galler will alleine um die Welt segeln
«Ich musste zuerst meine Mutter fragen»

45´000 km alleine im Segelboot um den Globus: Beim härtesten Segelrennen der Welt sah noch nie ein Deutschschweizer das Ziel. Jetzt will Oliver Heer der Erste sein.
Publiziert: 07.11.2022 um 21:06 Uhr
Matthias Dubach

Auf den Mount Everest kletterten schon Tausende Menschen. Die Welt erfolgreich alleine im Segelboot umrundet haben hingegen erst 114 Menschen. Und nun will Oliver Heer (34) genau das als erster Deutschschweizer auch schaffen.

Der Segler aus Rapperswil-Jona SG startet 2024 an der Vendée Globe, der härtesten Regatta der Welt. «Mich reizt auch die mentale Herausforderung enorm!» Beim «Mount Everest der Weltmeere» gehts non-stop rund 45´000 km um den Globus, die Schnellsten sind nach 75 Tagen im Ziel, andere haben vier Monate. Die Hälfte der Teilnehmer kommt aber gar nicht an und strandet irgendwo mit defektem Boot. Auch Tote gabs schon.

Die Vendée geht erst 2024 los, aber Heers Mega-Abenteuer startet schon jetzt. «Das wird meine Feuertaufe auf dieser Route als Einhandsegler», sagt der St. Galler über die Qualifikations-Regatta «Route du Rhum», die Solo-Atlantiküberquerung von Saint-Malo (Fr) nach Guadeloupe, deren Start am Sonntag wegen des Wetters auf Mittwoch verschoben wurde.

Mutterseelenalleine auf hoher See: Oliver Heer startet am Sonntag zur Solo-Atlantik-Überquerung und 2024 bei der Weltumseglung Vendée Globe.
Foto: Oliver Heer Ocean Racing
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Schon als Kind von der Weltumseglung geträumt

Mit der Vendée Globe erfüllt sich Heer einen Kindheitstraum. Das legendäre Rennen spukt bei ihm schon früher im Kopf herum, als er als Dreikäsehoch auf dem Zürichsee herumschippert.

Aber für Heer ist es viel mehr als einfach ein ambitioniertes Projekt: Der Segel-Wahnsinn soll die nächsten Jahrzehnte seines Lebens bestimmen. «Es geht mir nicht darum, einfach einmal dabei zu sein. Ich will das die nächsten 20 Jahre machen.» Heers Fernziel, noch vor dem ersten Start: Die Vendée Globe zu gewinnen.

Ein grosser Schweizer Segel-Herbst

Wird die Schweiz 2024 wieder zur Segel-Nation? Gut möglich! Das Syndikat von Alinghi gibt dann nach den legendären Siegen 2003 und 2007 im America´s Cup sein Comeback. Zusammen mit Red Bull Racing greifen die Genfer im September und Oktober 2024 als Herausforderer nach der ältesten Sporttrophäe der Welt. Das Regatta findet vor Barcelona statt. Kurz darauf im November geht an der französischen Westküste mit der Vendée Globe das härteste Rennen der Welt los. Neben Oliver Heer (34), der als erster Deutschschweizer ins Ziel kommen will, ist der Genfer Alan Roura (29) bei seiner dritten Teilnahme und mit neuem Boot ein Skipper mit Siegpotenzial. Bei der Vendée Globe stand noch nie ein Schweizer auf dem Podest. (md)

Bereits im Training vor Barcelona: Alinghi Red Bull Racing übt für den America´s Cup 2024.
Keystone-SDA

Wird die Schweiz 2024 wieder zur Segel-Nation? Gut möglich! Das Syndikat von Alinghi gibt dann nach den legendären Siegen 2003 und 2007 im America´s Cup sein Comeback. Zusammen mit Red Bull Racing greifen die Genfer im September und Oktober 2024 als Herausforderer nach der ältesten Sporttrophäe der Welt. Das Regatta findet vor Barcelona statt. Kurz darauf im November geht an der französischen Westküste mit der Vendée Globe das härteste Rennen der Welt los. Neben Oliver Heer (34), der als erster Deutschschweizer ins Ziel kommen will, ist der Genfer Alan Roura (29) bei seiner dritten Teilnahme und mit neuem Boot ein Skipper mit Siegpotenzial. Bei der Vendée Globe stand noch nie ein Schweizer auf dem Podest. (md)

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Aber der St. Galler ist alles andere als ein Anfänger. Heer ist seit Jahren Segel-Profi, ist nach seinem Management-Studium an der ZHAW vor neun Jahren nach England ausgewandert. Zuletzt arbeitet er im Vendée-Globe-Team von Segel-Legende Alex Thomson (48), der aufhörte und zum Schweizer sagte: «Starte doch selber, du bringst alles dafür mit!»

Umzug mit Frau Theresa von England nach Frankreich

Heer grübelt darüber nach und sagt jetzt über seine Entscheidung: «Ich musste zuerst meine Mutter und meine Frau fragen. Denn bei einem solchen Riesenprojekt muss die Familie hinter dir stehen.» Heers Mutter Bettina (der Vater ist früh verstorben) gibt grünes Licht. Und auch seine englische Ehefrau Theresa ist dabei – und zog darum nun mit Heer vom kleinen Ort Hamble an der englischen Südküste nach Port La Foret in der Bretagne. Der Grund: Das Herz der Vendée Globe mit Startort Les Sables d'Olonne pulsiert in Frankreich.

Aber seine Sponsoren sucht Heer nun in der Schweiz. Die «Route du Rhum» ist finanziert. Aber für die Vendée Globe sucht der St. Galler einen Hauptsponsor, der für eine halbe bis eine ganze Million Franken auf seinen Segeln werben will. Die sind 650 Quadratmeter gross, also etwa so gross wie ein Tennisplatz. Und sie sollen ihn 2024 um die ganze Welt tragen.


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