Plötzlich Kampfwahl um Swiss-Olympic-Chefposten
Ex-Swiss-Ski-CEO Wolf macht alt Bundesrätin das Amt streitig

«Es braucht jemand anderes, um den Sport glaubwürdig zu vertreten», sagt Markus Wolf über Ruth Metzler-Arnold. Kaum als Kandidat für die Swiss-Olympic-Präsidentschaft nominiert, heizt der Churer den Wahlkampf gegen die alt Bundesrätin an.
Publiziert: 24.05.2024 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 08:48 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Eines macht Markus Wolf (50) im Gespräch mit Blick sofort klar. Er sieht seine am Mittwoch publik gemachte Kandidatur für das Swiss-Olympic-Präsidium nicht als One-Man-Show. Wolf: «Ich kandidiere nicht allein. Ich stehe für eine ganze Gruppe von Verbänden, die einen Vertreter wollen, der direkt aus dem Sport stammt.»

Die Kandidatur des Bündners bedeutet heftigen Gegenwind für Ruth Metzler-Arnold (60). Denn die vom Leichtathletikverband portierte alt Bundesrätin bringt zwar eine Nähe zum Sport mit, sie war beispielsweise Vorsitzende der Sporthilfe. Aber Metzler-Arnolds Profil gleicht eher Noch-Präsident Jürg Stahl (56). Der frühere Nationalrat tritt bei Swiss Olympic ab, das Sportparlament wählt am 22. November seine Nachfolge.

Wolf heizt das Duell mit Metzler-Arnold schon an

Nun kommts zur Kampfwahl. Metzler-Arnold mit ihrem Politik-Stallgeruch gegen Wolf, der sein ganzes Leben im Sport verbracht hat. Er war NLA-Unihockeyspieler, holte mit Torpedo Chur und Rot-Weiss Chur Meistertitel sowie als Nationaltrainer WM-Bronze. Beruflich leitete er die Bündner Sportförderung, ehe er ab 2009 beim Baspo das Jugend+Sport-Programm führte. In seiner Zeit bei Swiss Ski war Wolf Direktor Sport und CEO, dann gings zuletzt für vier Jahre als CEO zur Tourismus-Firma Weisse Arena in Laax GR. Seit Januar befindet sich Wolf in einer beruflichen Neuorientierung, da käme Swiss Olympic als Mandat gerade recht.

Markus Wolf: Der frühere CEO von Swiss Ski (Bild von 2016) kandidiert im November für das Präsidium von Swiss Olympic.
Foto: Keystone
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Er sagt mit Blick auf seine Vergangenheit im Sportbusiness: «Diese Tiefe im Sport-Metier hat Metzler-Arnold nicht. Deshalb braucht es jemand anderes, um den Sport glaubwürdig zu vertreten.» Wolf wurde nun mit der Unterstützung von Swiss Ski, Swiss Cycling und Swiss Hockey, drei der grossen Verbände, sowie «seinen» Unihockeyanern nominiert. Die Botschaft: Das Swiss-Olympic-Präsidium müsse nach der Ära Stahl wegkommen vom eher repräsentativen Charakter hin zu einer Lösung, die mehr operativ tätig ist. 

Wolf schildert, dass er vor der Nomination bereits mit rund 20 Verbänden geredet habe. «Ich habe klar gespürt, dass der Hunger auf eine Lösung aus dem Sport gross ist.» Und er lässt durchblicken: Ohne realistische Wahlchance hätte er sich nicht aufstellen lassen. Bald will er auch mit Sergei Aschwanden (48) sprechen, der Olympia-Medaillengewinner ist Politiker in Lausanne und gilt als möglicher dritter Kandidat.

Wie stark wird die Geschlechterfrage gewichtet?

Wolfs Nominierung ist ein Coup für Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann (55). Der frühere Abfahrts-Weltmeister tauchte zunächst selber im Dunstkreis von möglichen Kandidaten auf und gilt als einer, der sich schon länger bei Swiss Olympic mehr Dynamik wünscht. Jetzt schickt Lehmann einen Weggefährten ins Rennen, auf den er grosse Stücke hält. 

Nur: Metzler-Arnold galt bisher nicht zuletzt wegen ihres Geschlechts als aussichtsreiche Kandidatin. Auch Sportministerin Viola Amherd wünscht sich mehr Frauen in Spitzenpositionen. Wolf entgegnet: «Ich habe seit meiner Bekanntgabe viele Reaktionen erhalten, keine einzige nahm Bezug aufs Geschlecht. Bei der Wahl soll die Auswahl zwischen zwei total unterschiedlichen Profilen im Vordergrund stehen.» 

Metzler-Arnold hat sich bisher öffentlich nicht geäussert. Das dürfte sich nun mit der neuen Konkurrenz rasch ändern. 

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