Olympia-Zeitfahrerin Hartmann arbeitet bei der Kapo Zürich
«Ich habe bislang nur schöne Todesfälle erlebt»

Elena Hartmann ersetzt bei Olympia Marlen Reusser. Eine Medaille dürfte sie kaum gewinnen – ihre Lebengeschichte und ihr Aufstieg sind dennoch bemerkenswert.
Publiziert: 26.07.2024 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2024 um 16:38 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Elena Hartmann (33) sitzt an einem runden, schmucklosen Tisch in einem riesigen Zelt und strahlt. Soeben hat sie in Paris die Besichtigung der Zeitfahrstrecke hinter sich gebracht. «Die Runde ist technisch nicht sehr schwierig – also perfekt für mich», erzählt die Bündnerin.

Der Hintergrund ihrer Aussage: Die ehemalige Triathletin ist erst seit einem Jahr Rad-Profi. Wobei sie auch noch ein 20-Prozent-Pensum bei der Kantonspolizei Zürich hat. «Auch bei der Polizei will ich auf dem Laufenden bleiben, schliesslich werde ich nicht mehr ewig Velofahren.»

Hartmann hatte nie den Traum, bei Olympischen Spielen anzutreten. «Weil dieser Gedanke völlig unrealistisch war», wie sie erklärt. Als bekannt wurde, dass Gold-Kandidatin Marlen Reusser (32) wegen einer Infektion verzichten muss, schlug jedoch Hartmanns Stunde. «Es tut mir so leid für Marlen. Als sie mir am Telefon sagte, dass ich mich einfach freuen sollte, tat dies gut.»

Elena Hartmann ist nicht nur Zeitfahr-Spezialistin, sondern auch Polizistin. Sie freut sich auf ihr Olympia-Rennen.
Foto: keystone-sda.ch
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Ihr Vater war 40 Jahre lang Polizist

Mit einem Spitzenplatz in Paris darf Hartmann nicht rechnen – die Konkurrenz ist schlicht zu stark. Sicher ist: Ihre Kollegen bei der Polizei werden im TV mitfiebern. «Ich habe Sportwissenschaften studiert und danach im Büro gearbeitet. Aber das war mir einfach zu langweilig», blickt sie auf ihre beruflichen Anfänge zurück.

Sie erinnerte sich damals an die Worte ihres Vaters. Dieser war 40 Jahre lang Polizist und sagte ihr stets, er sei an keinem einzigen Tag nicht gerne zur Arbeit gegangen. «Da wurde mir klar: Ich muss etwas ändern! Und ich dachte mir, dass Polizistin etwas für mich sein könnte.»

«Traurig, doch damit kann ich umgehen»

Gesagt, getan – Hartmann wurde Polizistin. Ihr gefällt die Arbeit sehr. «Ich bin bei der Verkehrspolizei, nehme viele Unfälle auf.» Ab und zu rückt sie auch bei Streitereien aus, manchmal wird jemand vermisst, auch bei Bränden war sie schon vor Ort.

Und dann gibt es noch die Extremsituationen, wenn sich Menschen umbringen. Wie verarbeitet sie solche Momente? «Ich habe bislang nur schöne Todesfälle erlebt – da hatte ich Schwein», so Hartmann. Was sie meint, erklärt sie sogleich: «Die Körper waren leblos, aber noch ganz. Keine Bahnleichen. Niemand, der sich aufschnitt. Das ist zwar immer noch sehr traurig, doch damit kann ich umgehen.»

Hier findest du Hilfe!

Wenn ein Ereignis auch bei dir auch seelisch Spuren hinterlassen hat, zögere nicht, Hilfe zu holen. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es passende Angebote.

Pro Juventute, Telefon 147, Beratungstelefon und Chat für Kinder und Jugendliche oder www.147.ch. 24/7. Dargebotene Hand, Telefon 143, www.143.ch, 24/7.

Elternnotruf, 0848 35 45 55 (Festnetztarif) oder www.elternnotruf.ch. Nicht für medizinische Notfälle. Zwischen 23 und 8 Uhr wird der Anruf auf Pro Juventute umgeleitet.

Dureschnufe, www.Dureschnufe.ch, Plattform mit Tipps für psychische Gesundheit rund um Corona.

Hotline für Angststörungen und Panik, Telefon 0848 801 109. Öffnungszeiten an Feiertagen nur von 12 bis 14 Uhr, www.aphs.ch.

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Pro Juventute, Telefon 147, Beratungstelefon und Chat für Kinder und Jugendliche oder www.147.ch. 24/7. Dargebotene Hand, Telefon 143, www.143.ch, 24/7.

Elternnotruf, 0848 35 45 55 (Festnetztarif) oder www.elternnotruf.ch. Nicht für medizinische Notfälle. Zwischen 23 und 8 Uhr wird der Anruf auf Pro Juventute umgeleitet.

Dureschnufe, www.Dureschnufe.ch, Plattform mit Tipps für psychische Gesundheit rund um Corona.

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Parkbussen? «Schon einige»

Zurück nach Paris. Hartmann wird auf dem Velo mächtig aufs Gaspedal drücken. So stark, dass sie im normalen Verkehr geblitzt würde.

«Bussen wegen zu hoher Geschwindigkeit sind bei mir kein Thema – aber Parkbussen musste ich schon einige bezahlen», gibt sie lachend zu.

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