«Die letzten Tage waren die Hölle»
2:18
Wilson zur Doping-Sperre:«Die letzten Tage waren die Hölle»

Jetzt wehrt sich Alex Wilson nach Doping-Out
«Man hat mir einen unfairen Prozess gemacht»

Alex Wilson spricht im Blick-Interview über seine provisorische Doping-Sperre, den geplatzten Olympia-Traum. Und er sagt, wie er seine Unschuld beweisen will.
Publiziert: 28.07.2021 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2021 um 19:35 Uhr
Alex Wilson wird wegen eines positiven Doping-Tests vorläufig gesperrt und verpasst die Olympischen Spiele in Tokio. Im Interview spricht er von einem «unfairen Prozess» gegen sich.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel Gisi aus Tokio

Blick: Alex Wilson, haben Sie gedopt?
Nein, das habe ich nicht.

Es gibt eine positive Dopingprobe, Sie sind provisorisch gesperrt. Wie wollen Sie Ihre Unschuld beweisen?
Ich habe ein Team zusammengestellt, das mit mir kämpft. Ich habe Wissenschaftler, die mir bestätigen, dass dieser positive Test mit kontaminiertem Fleisch erklärt werden kann. Ich habe von einem renommierten Experten eine Bartprobe machen lassen, die zeigt, dass ich nicht gedopt habe. Die Vermutung mit dem verunreinigten Fleisch kam von Antidoping Schweiz. Die haben mich überhaupt auf die Idee gebracht, dass es das sein könnte.

Der Doping-Fall Wilson in der Chronologie
  • 15. März 21: Dopingprobe durch Antidoping Schweiz.
  • 08. April 21: Positiver Befund auf Trenbolon und Metaboliten gemäss Analyserapport.
  • 17. April 21: Mitteilung Analyseergebnis durch Labor an Antidoping Schweiz.
  • 28. April 21: Provisorische Sperre durch Antidoping Schweiz.
  • 18. Mai 21: Aussetzung der prov. Sperre durch die Disziplinarkammer.
  • 02. Juli 21: Definitive Aufhebung der prov. Sperre durch die Disziplinarkammer.
  • 05. Juli 21: Olympiaselektion von Alex Wilson durch Swiss Olympic.
  • 16. Juli 21: Antrag Antidoping Schweiz an die Disziplinarkammer auf Eröffnung eines ordentlichen Verfahrens (zur Behandlung der materiellen Aspekte des Falls).
  • 22. Juli 21: Rekurs von World Athletics an die ad hoc Kammer des CAS in Tokio gegen die Aufhebung der prov. Sperre.
  • 27. Juli 21: Entscheid der ad hoc Kammer des CAS in Tokio betreffend Wiedereinsetzung der provisorischen Sperre.
  • 15. März 21: Dopingprobe durch Antidoping Schweiz.
  • 08. April 21: Positiver Befund auf Trenbolon und Metaboliten gemäss Analyserapport.
  • 17. April 21: Mitteilung Analyseergebnis durch Labor an Antidoping Schweiz.
  • 28. April 21: Provisorische Sperre durch Antidoping Schweiz.
  • 18. Mai 21: Aussetzung der prov. Sperre durch die Disziplinarkammer.
  • 02. Juli 21: Definitive Aufhebung der prov. Sperre durch die Disziplinarkammer.
  • 05. Juli 21: Olympiaselektion von Alex Wilson durch Swiss Olympic.
  • 16. Juli 21: Antrag Antidoping Schweiz an die Disziplinarkammer auf Eröffnung eines ordentlichen Verfahrens (zur Behandlung der materiellen Aspekte des Falls).
  • 22. Juli 21: Rekurs von World Athletics an die ad hoc Kammer des CAS in Tokio gegen die Aufhebung der prov. Sperre.
  • 27. Juli 21: Entscheid der ad hoc Kammer des CAS in Tokio betreffend Wiedereinsetzung der provisorischen Sperre.
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Antidoping Schweiz hat den Vorstoss des internationalen Verbandes und der Wada gestützt, die die provisorische Sperre beim CAS wieder kippen liessen.
Die sind umgekippt. Im Verfahren vor der Disziplinarkammer war Antidoping Schweiz ebenfalls der Ansicht, dass keine provisorische Sperre erhoben werden sollte. Erst als der Weltverband und die Wada kamen, haben sie ihre Meinung geändert. Dabei hatte ich der Disziplinarkammer meinen Fall sehr klar dargelegt, Beweise bei Fleischproduzenten und Lieferanten aufgetrieben, worauf die Sperre aufgehoben wurde.

Olympia findet nun ohne Sie statt. Was heisst das für Sie?
Ich bin vor allem froh, dass ich jetzt Klarheit habe. Ich habe die letzten fünf Nächte nicht mehr gut geschlafen. Immer wieder wurde die Entscheidung verschoben, wir wussten nicht, woran wir sind. Man hat mir einen unfairen Prozess gemacht.

Einen unfairen Prozess?
Die Anhörung fand am Sonntag statt, wir konnten nicht einmal unsere Experten aufbieten. Und das kurz vor den Olympischen Spielen!

Sie unterstellen dem CAS Böswilligkeit?
Ich vermute, das war taktisch.

Sie haben im «Tages-Anzeiger» mal gesagt, dass Sie in den USA fast kein Fleisch essen, weil Sie Angst vor kontaminiertem Fleisch haben. Wie soll das zu Ihrer Version passen?
Ich stamme aus Jamaika, ich war in Las Vegas vor der Heimreise in die Schweiz zweimal in einem jamaikanischen Restaurant. Ich liebe dieses Essen, ich wollte einfach jamaikanisch Essen. Ich habe in dem Moment keinen Gedanken an diese Gefahr verschwendet.

Trenbolon - das Steroid aus Untergrundlabors

Trenbolon ist ein anabol androgenes Steroid aus der Gruppe der Anabolika. Während es in der Humanmedizin heute keine Bedeutung mehr hat, wird es zur Rinderzucht in Nordamerika noch verwendet. Es ist auch beliebt zu Dopingzwecken. Dafür wird es in Untergrundlabors hergestellt, wie Wikipedia schreibt. Es dient dem Muskelaufbau und wird oft von Bodybuildern eingesetzt.

Trenbolon ist für diese Zwecke beliebt, weil es viel effizienter ist als etwa Testosteron, so ist die muskelfördernde Wirksamkeit 10- bis 15-mal stärker. Im Gegensatz zu Testosteron baut es «magere» Muskelmasse auf. Es setzt also weder Fett an noch lagert es Wasser ein. (sme)

Trenbolon ist ein anabol androgenes Steroid aus der Gruppe der Anabolika. Während es in der Humanmedizin heute keine Bedeutung mehr hat, wird es zur Rinderzucht in Nordamerika noch verwendet. Es ist auch beliebt zu Dopingzwecken. Dafür wird es in Untergrundlabors hergestellt, wie Wikipedia schreibt. Es dient dem Muskelaufbau und wird oft von Bodybuildern eingesetzt.

Trenbolon ist für diese Zwecke beliebt, weil es viel effizienter ist als etwa Testosteron, so ist die muskelfördernde Wirksamkeit 10- bis 15-mal stärker. Im Gegensatz zu Testosteron baut es «magere» Muskelmasse auf. Es setzt also weder Fett an noch lagert es Wasser ein. (sme)

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Verfluchen Sie diese Entscheidung?
Ich würde es sicher nicht mehr tun, wenn ich zurück könnte.

Was machen Sie jetzt?
Kämpfen. Jetzt ist kämpfen angesagt. Mit meinem Team.

Ist Ihre Karriere jetzt vorbei?
Garantiert nicht. Ich werde wieder zurückkommen. Ich bin sicher, dass ich freigesprochen werde.

Wenn Sie definitiv gesperrt werden, müssen Sie lange zuschauen.
Ich werde nicht gesperrt. Das glaube ich nicht. Sie werden sehen.

«Uns geht es um einen sauberen Sport»
1:24
Antidoping-König über Wilson:«Uns geht es um einen sauberen Sport»
Das meint Blick

Es sieht nicht gut aus für Wilson

Alex Wilson will seine Unschuld beweisen. Das wird schwierig, schreibt Sport-Reporter Emanuel Gisi.

Alex Wilson ist kein überführter Doper. Aber es sieht schlecht aus für den schnellsten Schweizer Sprinter der Geschichte.

Vielleicht stimmt es, was Wilson sagt. Vielleicht hat er wirklich in einem jamaikanischen Grillrestaurant in Las Vegas kontaminiertes Anabolika-Fleisch gegessen und hat nun ohne eigenes Verschulden ein Doping-Verfahren am Hals. Das kann sein.

Das Problem ist folgendes: Zu oft wurden wir in den letzten Jahren angelogen. Welcher Dopingsünder hat nicht eine vernünftige Erklärung, welches Missverständnis, welcher Komplott, welcher unglückliche Zufall ihm am Ende widerfahren ist? Zu oft auch wurde schon kontaminiertes Fleisch als angebliche Quelle für verbotene Steroide ins Rennen geschickt. Dass zuletzt auch noch ein kurzes Video aufgetaucht ist, das Wilson bei ein paar Übungen mit dem lebenslang gesperrten Doping-Trainer Raymond Stewart zeigt, hilft auch nicht gerade.

Darum ist es richtig, dass die Sache in einem ordentlichen Verfahren untersucht wird, dass sich alle Seiten Zeit nehmen. Auch bei einem lieben, erfrischenden Kerl wie Wilson, der keiner Fliege was zuleide tun kann und den die Sport-Schweiz in den letzten Jahren lieben gelernt hat.

Es wird für ihn nicht einfach: In einem Dopingverfahren liegt die Beweislast beim Sportler. Aber der Basler bekommt die Chance, mit qualifizierten Experten und guten Beratern seine Beweise und Argumente darzulegen. Und dann soll ein korrektes Urteil gefällt werden.

Es sieht nicht gut aus für Wilson

Alex Wilson will seine Unschuld beweisen. Das wird schwierig, schreibt Sport-Reporter Emanuel Gisi.

Alex Wilson ist kein überführter Doper. Aber es sieht schlecht aus für den schnellsten Schweizer Sprinter der Geschichte.

Vielleicht stimmt es, was Wilson sagt. Vielleicht hat er wirklich in einem jamaikanischen Grillrestaurant in Las Vegas kontaminiertes Anabolika-Fleisch gegessen und hat nun ohne eigenes Verschulden ein Doping-Verfahren am Hals. Das kann sein.

Das Problem ist folgendes: Zu oft wurden wir in den letzten Jahren angelogen. Welcher Dopingsünder hat nicht eine vernünftige Erklärung, welches Missverständnis, welcher Komplott, welcher unglückliche Zufall ihm am Ende widerfahren ist? Zu oft auch wurde schon kontaminiertes Fleisch als angebliche Quelle für verbotene Steroide ins Rennen geschickt. Dass zuletzt auch noch ein kurzes Video aufgetaucht ist, das Wilson bei ein paar Übungen mit dem lebenslang gesperrten Doping-Trainer Raymond Stewart zeigt, hilft auch nicht gerade.

Darum ist es richtig, dass die Sache in einem ordentlichen Verfahren untersucht wird, dass sich alle Seiten Zeit nehmen. Auch bei einem lieben, erfrischenden Kerl wie Wilson, der keiner Fliege was zuleide tun kann und den die Sport-Schweiz in den letzten Jahren lieben gelernt hat.

Es wird für ihn nicht einfach: In einem Dopingverfahren liegt die Beweislast beim Sportler. Aber der Basler bekommt die Chance, mit qualifizierten Experten und guten Beratern seine Beweise und Argumente darzulegen. Und dann soll ein korrektes Urteil gefällt werden.

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