Ein Jahr nach dem Lenzerheide-Zoff
Jetzt überwachen TV-Drohnen Schurter und Flückiger

Am Wochenende starten die Mountainbike-Stars beim Weltcup in Lenzerheide. Da, wo es letztes Jahr zum grossen Crash-Eklat zwischen den Schweizer Stars Nino Schurter und Mathias Flückiger kam.
Publiziert: 08.06.2023 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2023 um 20:21 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Im Juli 2022 kam es zur wohl berüchtigsten Schlussrunde der Schweizer Mountainbike-Geschichte. Im Heim-Weltcup in Lenzerheide gerieten Nino Schurter (37) und Mathias Flückiger (34) im Duell um den Sieg heftig aneinander und stürzten – und aus dem Nichts konnte Luca Braidot (It) den Sieg erben. Nun kehrt der Weltcup-Tross dieses Wochenende ins Bündnerland zurück. Schurter und Flückiger stehen beide am Start.

Der Crash-Eklat abseits der TV-Kameras im Streckenabschnitt namens Zauberwald sorgte für viel dicke Luft. Nach der Ziellinie kommts zu einem Klaps von Schurter auf Flückigers Rücken und zu einem Wortgefecht. Mit welchen Gefühlen reisen die beiden Schweizer Topfahrer ein Jahr darauf an den Ort des Geschehens?

Für Flückiger war es der Auftakt einer schwarzen Serie

Beide schweigen. «Zu diesem Thema sage ich nichts», erklärt Rio-Olympiasieger Schurter. Der Crash kostete ihn damals den 34. Weltcup-Sieg und damit den alleinigen Rekord. Bis heute kam der zehnfache Weltmeister nicht mehr derart nahe an die historische Marke wie 2022 im Heimrennen. Obs nun in diesem Jahr klappt?

Ein paar Minuten nach dem Eklat: Vor einem Jahr herrschte nach dem Weltcup-Rennen in Lenzerheide dicke Luft zwischen Mathias Flückiger (l.) und Nino Schurter.
Foto: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
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Auch für Flückiger gilt der wegen fehlender TV-Bilder nie restlos aufgeklärte Lenzerheide-Eklat als abgeschlossen. Der Gesamtweltcupsieger von 2021 äussert sich nicht mehr dazu. Für den Oberaargauer wars damals der Start zu einer Serie schwarzer Monate. Zuerst die Hasswelle im Internet nach dem Unfall mit Schurter. Dann eine Covid-Infektion.

Schliesslich, kurz vor der EM, der Hammer mit der provisorischen Doping-Sperre wegen eines Zeranol-Fundes. Diese wurde im Dezember aufgehoben. So ist es Flückiger nun möglich, diese Saison im Weltcup wieder dabei zu sein.

Am Sonntag starten Flückiger – trotz Daumenverletzung – und Schurter also erneut in Lenzerheide. Beide Schweizer sind in Form. Nicht gerade unwahrscheinlich, dass sie im Cross-Country-Rennen wieder ums Podest fahren.

Der neue Weltcup-Vermarkter filmt die ganze Strecke

Einen Wirbel um eine mögliche Schuldfrage wie letztes Jahr wird es nicht mehr geben. Der neue Weltcup-Vermarkter Warner Bros. Discovery Sports möbelt die TV-Inszenierung auf. Dass wie letztes Jahr die rennentscheidende Szene im Zauberwald eine sagenumwobene Erzählung ohne Beweisbilder bleibt, ist nicht mehr möglich. Lenzerheide-OK-Boss Christoph Müller zu Blick: «Die neue Produktionsfirma setzt Drohnen ein. Deshalb ist nun auch diese Sektion für die TV-Übertragung abgedeckt.»

Ohne aufklärende TV-Bilder blieb Lenzerheide 2022 eine Sache von Aussage gegen Aussage. Schurter damals: «Er hat mich einfach abgeschossen.» Flückigers Replik: «Ich würde sagen, es ist einfach Rennsport. Dieses Mal hats halt geklöpft.»

Rivalen und Teamkollegen

In den Wochen nach dem Eklat solls Gesprächsversuche gegeben haben. Auch im Wissen darum, dass beide im Weltcup zwar erbitterte Rivalen sind, an der WM und womöglich auch in Paris 2024 aber auch Teamkollegen im Schweizer Team.

Das Verhältnis zwischen Schurter und Flückiger ist heute nicht mehr als kühl professionell. Sie reichen sich die Hand, wenn sie wie bei der ÖKK Bike Revolution in Chur Anfang Mai zusammen aufs Podest steigen. Nun steht das nächste Rennen bevor und es bleibt abzuwarten, ob sie das 2022 vergebene gemeinsame Podest diesmal nachholen.

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