So denken die Zeitfahr-Asse Küng und Bissegger über ihr Land
«Wenn ich auswandern müsste, dann nach Österreich»

Sie heissen Stefan, kommen aus dem Thurgau und ihre Ehefrauen hören auf den Vornamen Céline: Stefan Küng (30) und Stefan Bissegger (26) wollen beim WM-Zeitfahren glänzen. Vorher haben wir sie zum Gespräch über die Schweiz gebeten.
Publiziert: 21.09.2024 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2024 um 08:25 Uhr

Auf einen Blick

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Stefan Küng (links) und Stefan Bissegger: Die beiden Thurgauer wollen bei der WM in Zürich aufs Podest.
Foto: Thomas Meier
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Blick: Was bedeutet Ihnen die Schweiz?
Küng: Heimat.
Bissegger: Genau.
Küng: Hier bin ich aufgewachsen, hier ist mein Lebensmittelpunkt. Wenn ich am Flughafen Zürich lande, ist es immer ein gutes Gefühl, wieder in der Schweiz zu sein. 

Sie standen schon einige Male auf dem Podest. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn der Schweizerpsalm gespielt wird?
Bissegger: Ich bin stolz.
Küng: In diesem Moment wird dir bewusst, dass du gut gewesen bist. Es ist oft der erste Augenblick im ganzen Trubel, wo ich innehalten kann. Ein schönes Gefühl. 

Gefällt Ihnen die Hymne?
Bissegger: Sie ist Tradition, ich würde sie beibehalten.

Und wie stehen die Chancen, dass sie nach dem Zeitfahren für Sie gespielt wird?
Küng: Ich habe alles getan, um Weltmeister zu werden, und fühle mich gut. Aber das war auch schon in anderen Jahren so, und ich wurde eines Besseren belehrt. Ich bin jedenfalls bereit, zu leiden, und freue mich auf die WM.
Bissegger: Leider bin ich immer noch etwas erkältet. Aber wenn ich einen guten Tag habe, liegt eine Medaille drin. Und wenn der Tag sehr gut ist, könnte sie golden sein.

Wie feiern Sie den 1. August?
Küng: Meistens nach der Tour de France mit einem Brunch oder einem Grillfest.
Bissegger: Wenn ich daheim bin, gibts am Abend ein Feuerwerk.

Welcher ist der schönste Ort der Schweiz?
Bissegger: Der Säntis.
Küng: Würde ich auch sagen.

Weshalb?
Bissegger: Man sieht von dort aus mega weit. Wunderschön.
Küng: In der Ostschweiz ist der Säntis der Berg, den man auch unten im Tal von fast überall sieht. Ist dies nicht der Fall, bist du wohl auf ihm (lacht).

Welchen Pass in der Schweiz können Sie nicht ausstehen?
Küng: Schlechte Erinnerungen habe ich an den Susten von der Urner Seite her. Dort bin ich erst einmal drüber, mit 14 Jahren – es war der Horror.
Bissegger: Ich bin ganz generell kein Bergfahrer, also mache ich da kein Ranking. Ich will einfach so gut wie möglich über jeden drüberkommen. 

Wenn Sie etwas an der Schweiz ändern könnten, was wäre es?
Küng: Zum Teil das Verständnis für die Velofahrer auf der Strasse. In Spanien ist es deutlich besser – dort sieht man uns als vollwertige Verkehrsteilnehmer an. Hier fühlen wir uns manchmal wie ein Hindernis. Schade.
Bissegger: Es wäre schön, wenn wir auch die spanische Regel hätten, dass man uns mit mindestens eineinhalb Metern überholen muss.

Wie häufig essen Sie Fondue?
Küng: Drei- oder viermal im Jahr.
Bissegger: Bei mir ist es ähnlich. Wenn, dann muss es ein gutes sein – mein Onkel macht hervorragendes Fondue.

Was würde passieren, wenn Sie am Abend vor einem Rennen Fondue essen würden?
Küng: Ich hätte einen dicken Bauch, weil ich es nicht so schnell verdaue.
Bissegger: Ich würde besser rollen – zumindest auf der Fläche (lacht).

Skifahren ist Nationalsport. Wie gut sind Sie?
Bissegger: Das Problem ist, dass ich überall ambitioniert bin. Im Sport sowieso. Beim Skifahren würde ich also auch ziemlich Gas geben, was gefährlich wäre. Ich lasse es darum lieber sein.
Küng: Ich war als Kind ziemlich gut; in der Lenzerheide gewann ich im Skilager ein Rennen. Mein Skilift ist Oberwangen – nach dem Ende meiner Karriere wird man mich dort wieder antreffen.

Mit welchem Schweizer würden Sie gerne Kaffee trinken?
Bissegger: Mit Stefan! Mit ihm ist es immer lustig. Ich habe lieber vertraute Leute als solche, die ich überhaupt nicht kenne.
Küng: Ich fände ein Gespräch mit einem Politiker spannend – vielleicht mit Alain Berset. 

Wenn Sie die Schweiz verlassen müssten: Wohin würden Sie auswandern?
Bissegger: Nach Neuseeland!
Küng: Ebenso.

Warum?
Bissegger: Dort ist es wie in der Schweiz – vielleicht sind die Neuseeländer sogar noch gastfreundlicher.
Küng: Ich war viermal dort, einmal auch mit meiner Frau Céline – es hat uns extrem gut gefallen. Wenn ich innerhalb von Europa auswandern müsste, würde ich nach Österreich ziehen. 

Der Thurgau ist bekannt für seinen Most. Ihre Meinung?
Küng: Ich trinke sehr gerne alkoholfreien Most. Schorle ist übrigens das einzige Süssgetränk, das wir daheim haben.
Bissegger: In unserer Familie gibts auch noch Rivella.

Was macht Ihnen in Bezug auf die Schweiz Sorgen?
Küng: Zum Beispiel der Klimawandel. In den 20 Jahren, die ich bewusst daheim erlebt habe, hat sich einiges verändert. Ich frage mich schon, wohin das alles noch führt?
Bissegger: Bei mir geht es eher in Richtung Technik und Automatisierungen. Dadurch gehen viele Jobs verloren, und man muss sich überlegen, was man nach der Karriere machen soll. Was gibt es dann überhaupt noch für Jobs?

Küng: Du kannst ein Restaurant aufmachen. Oder eine Besenbeiz.
Bissegger: Diese werden irgendwann auch von Automaten und Robotern betrieben werden…
Küng: Das glaube ich nicht. Wäre dies der Fall, würde ich nicht in deine Beiz kommen (lacht).
Bissegger: Ich habe das zuletzt mit Andreas Klier, unserem sportlichen Leiter, diskutiert. Er ist überzeugt, dass du in 20 Jahren auf dem Tablet bestellen wirst. Dann wird ein Roboter das Essen kochen und es dir bringen. Das gibt es zum Teil schon.
Küng: Du hast recht. Aber ich bin mir sicher, dass sehr viele das alte System bevorzugen werden.

Kurz und knapp: Cervelat oder Bratwurst?
Küng: Bratwurst.
Bissegger: Cervelat.

Wie viele pro Jahr?
Bissegger: Genug. 20 sicher.
Küng: Ich esse wohl etwa 15 Bratwürste.

Warum ist der Thurgauer Dialekt, den auch Sie sprechen, so unbeliebt?
Bissegger: Das fragst ausgerechnet du als Zürcher (lacht)!

Mich stört er nicht, aber Umfragen belegen dies. Der «Tages-Anzeiger» schrieb einst gar vom «Dialekt des Grauens»…
Küng: Ich glaube, das ist auch ein Klischee. Aber unser Dialekt tönt zum Teil halt auch relativ hart.
Bissegger: Die Leute sind wohl eifersüchtig auf die schöne Region hier.
Küng: Dafür ist der Dialekt sehr gut verständlich. Genau darum kommen auch überproportional viele Sportmoderatoren aus der Ostschweiz.

Welche Eigenschaft an Ihnen ist typisch schweizerisch?
Bissegger: Meine Pünktlichkeit.
Küng: Mein Perfektionismus.

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie vom Ausland in die Schweiz zurückkehren?
Küng: Auf das Brot – es ist das beste weltweit.
Bissegger: Auf mein eigenes Bett – auch das ist das beste weltweit.

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