Verrücktes Olympia-Starterfeld
Liechtensteiner Velo-Mech darf nach Paris

Romano Püntener wird Liechtenstein bei den Olympischen Spielen in Paris vertreten. Und das, obwohl der Mountainbiker die sportlichen Kriterien nicht erfüllt hat. Möglich macht es eine Sonderregel.
Publiziert: 18.07.2024 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2024 um 18:52 Uhr
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Nele BachmannPraktikantin Sport

Beim Blick auf das Olympia-Starterfeld im Mountainbike sticht ein Name speziell heraus. Es ist jener von Romano Püntener (20).

Im Weltcup hinterliess der mehrfache liechtensteinischer Meister noch keine Spuren. Wieso also fährt ein Mountainbike-No-Name wie Püntener nach Paris und Schweizer Weltcup-Podestfahrer wie Filippo Colombo oder Marcel Guerrini müssen zu Hause bleiben? Püntener selbst erklärt es gegenüber Blick so: «Ich bin nun mal zum Glück auf dieser Seite vom Rhein geboren worden und nicht auf der anderen.»

Gerade einmal zwanzig Jahre jung ist der einzige Athlet, der dieses Jahr für Liechtenstein an die Olympischen Spiele reisen wird. Püntener hat erst vor Kurzem die LAP zum Velomechaniker abgeschlossen und gleich nach der praktischen Prüfung erhielt er die erfreuliche Olympia-Botschaft. Ein Traum geht in Erfüllung.

Romano Püntener in Action: Vor kurzem hat er den Abschluss zum Velomech gemacht.
Foto: Sven Thomann
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Spezielle Regel macht Olympia-Traum möglich

Püntener profitiert von der «Universality Regel». Für unterrepräsentierte Nationen gibt es Spezialplätze. Und genau so einen hat sich Püntener geschnappt. «Es ist schon sehr speziell, dass ich der Einzige bin, der diese Chance bekommt. Das ist natürlich extrem cool und macht einen stolz und dankbar, das eigene Land zu vertreten.» Die Schweiz durfte nur zwei Athleten schicken. Dies führt dazu, dass mehrere Top-Athleten in Paris fehlen werden.

Wie geht der junge Mountainbiker mit den Erwartungen eines ganzen Landes um? Knapp zwei Wochen vor dem wichtigsten Rennen seines Lebens erzählt er es dem Blick. «Also angefangen habe ich eigentlich, weil Mama und Papa etwas gesucht haben, in das ich meine überflüssige Energie stecken kann», sagt der gebürtige Liechtensteiner schmunzelnd.

«Und im Jahr 2009, also mit fünf Jahren, bin ich dann mein erstes Rennen gefahren.» Richtig ernst wurde es mit der MTB-Karriere, als Püntener in eine Sportschule wechselte. Ab der Sekundarstufe stand für den Athleten der Sport an erster Stelle.

Sein Leben dreht sich ums Velo – auch beruflich

Diese Leidenschaft brachte ihn auch dazu, das Sportgymnasium, in das er nach der Sek gewechselt hatte, abzubrechen und eine Lehre im Fahrradbetrieb gleich vis a vis von seinem Zuhause zu beginnen. «Der Sport hatte bei mir schon sehr lange die oberste Priorität. Das hat sich dann auf die Schule ausgewirkt.» Nun arbeitet Püntener als Velomechaniker und Spitzensportler zugleich. Doch trotz seiner Expertise auf dem Gebiet muss er sein Fahrrad in Paris wohl kaum selbst reparieren.

«Wir werden sicher sehr eng mit dem Schweizer-Team zusammenarbeiten», sagt der junge Radfahrer. Der Mechaniker wird jedoch aus Pünteners eigenem Team stammen. «Einen ganzen medizinischen Staff nach Paris zu schicken, würde sich für uns hingegen gar nicht lohnen.»

So funktionieren die Universality Places

Wild-Cards, Invitation Places und jetzt Universality Places. Teilnehmerplätze für Athleten, die sich auf dem normalen Weg nicht qualifiziert hätten. Liechtenstein wurde für Paris eben so ein Platz zugesprochen.

«Eines der Prinzipien des IOC (International Olympic Committee) und eines der Grundideen des Olympischen Spiels ist, dass alle Länder, also alle NOKs (Nationalen Olympischen Komitees) mit dabei sind», erklärt Beat Wachter vom LOC (Liechtensteiner Olympic Comitee). «Es gibt zwei Möglichkeiten, zwei Kategorien von Wildcards: Die einen sind im Schwimmen und in der Leichtathletik. Dort darf jedes NOK, welches in diesen Sportarten noch keinen Athleten qualifiziert hat, jemanden nominieren lassen.» Ausserdem gibt es in 16 weiteren Einzelsportarten die sehr begrenzten, sogenannten Universality Places. Im MTB dieses Jahr gibt es bei den Männern zum Beispiel genau einen Universality-Platz.

Als kleines NOK erhält Liechtenstein eigentlich immer die Möglichkeit, solche Wild-Cards oder Universality Places zu beantragen. Da es sich nicht lohnt für einige wenige Athleten ein riesiges Team vor Ort zu haben, ist die Zusammenarbeit zwischen dem LOC und Swiss Olympic sehr eng. Der Liechtensteiner Athlet wird von Swiss Olympic einerseits Physio Leistungen beziehen, andererseits ist er auch in das Krisenkonzept der Schweizer mit eingebaut. «Im Gegenzug können wir Akkreditierungen zur Verfügung stellen. Es gibt ja relativ wenige Akkreditierungen für Begleitpersonen, für Coaches oder Medienverantwortliche. Wir als kleines NOK können da Akkreditierungen abgeben», meint Wachter.

Die Beziehung zwischen den beiden kleinen Staaten ist also ein Geben und Nehmen. Für kleine Sport-Nationen wie Liechtenstein kann eine Teilnahme an den Olympischen Spielen als Türöffner wirken. «Es geht darum, jungen Sportlern zu zeigen, dass es möglich ist. Die Olympischen Spiele sind für jeden. Da spielt es keine Rolle, aus welchem Land man kommt.»

Wild-Cards, Invitation Places und jetzt Universality Places. Teilnehmerplätze für Athleten, die sich auf dem normalen Weg nicht qualifiziert hätten. Liechtenstein wurde für Paris eben so ein Platz zugesprochen.

«Eines der Prinzipien des IOC (International Olympic Committee) und eines der Grundideen des Olympischen Spiels ist, dass alle Länder, also alle NOKs (Nationalen Olympischen Komitees) mit dabei sind», erklärt Beat Wachter vom LOC (Liechtensteiner Olympic Comitee). «Es gibt zwei Möglichkeiten, zwei Kategorien von Wildcards: Die einen sind im Schwimmen und in der Leichtathletik. Dort darf jedes NOK, welches in diesen Sportarten noch keinen Athleten qualifiziert hat, jemanden nominieren lassen.» Ausserdem gibt es in 16 weiteren Einzelsportarten die sehr begrenzten, sogenannten Universality Places. Im MTB dieses Jahr gibt es bei den Männern zum Beispiel genau einen Universality-Platz.

Als kleines NOK erhält Liechtenstein eigentlich immer die Möglichkeit, solche Wild-Cards oder Universality Places zu beantragen. Da es sich nicht lohnt für einige wenige Athleten ein riesiges Team vor Ort zu haben, ist die Zusammenarbeit zwischen dem LOC und Swiss Olympic sehr eng. Der Liechtensteiner Athlet wird von Swiss Olympic einerseits Physio Leistungen beziehen, andererseits ist er auch in das Krisenkonzept der Schweizer mit eingebaut. «Im Gegenzug können wir Akkreditierungen zur Verfügung stellen. Es gibt ja relativ wenige Akkreditierungen für Begleitpersonen, für Coaches oder Medienverantwortliche. Wir als kleines NOK können da Akkreditierungen abgeben», meint Wachter.

Die Beziehung zwischen den beiden kleinen Staaten ist also ein Geben und Nehmen. Für kleine Sport-Nationen wie Liechtenstein kann eine Teilnahme an den Olympischen Spielen als Türöffner wirken. «Es geht darum, jungen Sportlern zu zeigen, dass es möglich ist. Die Olympischen Spiele sind für jeden. Da spielt es keine Rolle, aus welchem Land man kommt.»

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Zu grossen Druck will sich der junge Sportler nicht machen. «Das Hauptziel ist sicherlich, am Tag X ein perfektes Rennen zu fahren, meine absolut beste Leistung zu bringen. Und dann natürlich die Erfahrung der ganzen Olympischen Spiele mitzunehmen und mit olympischen Werten zurückzukehren.» Und wer weiss. Vielleicht gelingt es dem jungen Liechtensteiner, über sich hinauszuwachsen. Ein ganzes Land wird hinter ihm stehen.

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