Vom eigenen Velo ausgebremst
Pannen-Hirschi ausgebremst

Ein Elektronik-Update macht Rad-Diamant Marc Hirschi (23) das Leben schwer. Warum? Weil er eine andere Kurbel fährt als seine Teamkollegen. Das Problem ist erkannt.
Publiziert: 14.06.2022 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2022 um 19:12 Uhr
Mathias Germann

Defekt bei Marc Hirschi! Diese Meldung gab es zuletzt oft. Viel zu oft! «Ich musste tatsächlich einige Male das Velo wechseln. Das Problem häuft sich – und das ist ärgerlich», sagt der Berner. Die Pannen-Liste in Zahlen ausgedrückt: einmal Defekt beim GP des Kantons Aargau (Hirschi gewann trotzdem), zweimal Defekt bei der ersten Tour-de-Suisse-Etappe in Küsnacht ZH (Hirschi wurde Vierter), einmal Defekt bei der zweiten Etappe nach Aesch (Rang 31) und zweimal Defekt im Teilstück nach Grenchen (Rang 29) – dabei warf er sein Rad entnervt sogar in die Wiese. «Die elektronische Schaltung funktioniert nicht richtig», sagt er.

Für Michael Schär, der Hirschi sehr gut kennt, ist klar: «Ich denke, dass Marc ohne die Materialprobleme in Küsnacht gewonnen hätte. Denn er verbrauchte bei der Aufholjagd jene Kraft, die ihn wohl den Sieg gebracht hätte.»

«Wir bewegen uns am Limit»

Öffentlich spricht sich normalerweise kaum ein Fahrer gegen das eigene Material aus. Es wäre, wie wenn Beat Feuz nach einem schlechten Resultat sagen würde, seine Ski taugten nichts.

Marc Hirschi hat Materialprobleme. Das kostete bereits Nerven – und vielleicht auch einen Sieg.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Auch Hirschi hielt sich lange bedeckt – es wäre sowieso nicht seine Art, Ausreden zu suchen. Hört man sich an der Tour de Suisse jedoch um, erfährt man: Bei seinem Team UAE Emirates soll es zuletzt ein Elektronik-Update bei der Schaltung gegeben haben. Und weil Hirschi seit seiner Hüft-Operation im letzten Dezember eine neue, kürzere Kurbel einer anderen Marke fährt, greift nicht mehr jedes Rädchen ins andere.

Technik-Freak Schär meint: «Wenn man solche Updates am Veloständer testet, funktioniert alles. Aber drückt man 400 Watt in einem Rennen, gehts halt nicht mehr. Das kanns geben, denn wir bewegen uns im technischen Bereich alle am absoluten Limit – oder sogar darüber.»

Team-Boss spricht Klartext

Hirschis Equipe, UAE Emirates, hat die Problematik an seinem Campagnolo-Rad erkannt. Wie dringend das Thema ist, zeigt der Fakt, dass am Dienstag extra Team-Boss Mauro Gianetti nach Grenchen reist. «Ich bin nur deswegen schon jetzt gekommen», sagt der Tessiner zu Blick. Eigentlich war seine Ankunft erst für Donnerstag geplant.

Gianetti: «Nicht nur Marc hat Probleme mit der Schaltung, sondern auch andere Fahrer unseres Teams. Es ist für alle mühsam. Die Spezialisten von Campagnolo arbeiten mit Hochdruck eine Lösung», so Gianetti.

Sicher ist: Hirschi sehnt sich danach!

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