Weltcup-Rekordsieg in Lenzerheide

Bei Schurter flossen schon am Vorabend die Tränen

Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es ist ein Mountainbike-Märchen, das Nino Schurter (37) mit seinem 34. Weltcup-Sieg in Lenzerheide schreibt. «Das perfekte Märchen!», jubelt der Churer voller Emotionen über den historischen Heimsieg. Doch ein Märchen, das er um ein Haar kurz vor dem Ziel selber in den Sand setzt. «Ich bin etwa 200 Meter vor dem Ziel noch gestürzt. Doch ein Zuschauer hat mich sofort informiert, dass mein Vorsprung genug gross ist.»

Der Olympiasieger von 2016 rappelt sich rasch auf, die letzten Meter werden vor 32´000 Fans zur grossen Triumphfahrt. Mit dem 34. Weltcup-Sieg ist Schurter nun auch in dieser Sparte alleiniger Rekordhalter, zuvor hatte der Bündner die Marke mit dem zurückgetretenen Franzosen Julien Absalon (42) geteilt.

Wieder ein Sturz abseits der TV-Kameras

Ein Schurter-Sturz auf Siegkurs kurz vor dem Ziel in Lenzerheide? Das kommt uns bekannt vor. Vor einem Jahr kommts zum Eklat, als er in einer von TV-Kameras nicht abgedeckten Passage mit Landsmann Mathias Flückiger (34) aneinandergerät und den 34. Sieg verpasst.

Trotz neuer TV-Drohnenabdeckung der Rennstrecke: Auch diesmal purzelt Schurter ungefilmt vom Rad. Doch ohne Folgen. Zwar klebt Flückiger zur Rennmitte kurze Zeit am Hinterrad, doch dann kann der Berner auch wegen seiner Daumen-Bänderverletzung das Tempo nicht halten, er wird Elfter.

Schurter siegt solo. «Letztes Jahr war ich sehr nahe dran. Diesmal konnte ich den Sieg sicher heimbringen. Ich gewinne nicht mehr so oft, doch diesmal hat alles gepasst», sagt der zehnfache Weltmeister.

Mit Tochter Lisa auf dem Podest

Und bei Scott-Teamchef Thomas Frischknecht brechen alle Dämme. Die Schweizer Bike-Legende ist es, die Schurters Velo nach der Podestzeremonie wegschiebt und voller Emotionen sagt: «Wir arbeiten schon 20 Jahre eng zusammen. Ich war bei seinem ersten Weltcupsieg dabei. Vielleicht musste es nach dem, was letztes Jahr hier passiert, einfach so kommen.»

Der erste Sieg? Es ist vor über 13 Jahren oder vor unfassbaren 4795 Tagen, als ein junger Bündner im englischen Dalby Forest erstmals im Weltcup triumphiert. 33 Siege danach krönt sich der Churer daheim zum Rekord-King. Seine Eltern, unzählige Freunde und Bekannte sind live dabei, als er seine beispiellose Karriere definitiv vergoldet.

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Natürlich ist auch Tochter Lisa (7) mittendrin. Schon kurz nach der Zieldurchfahrt schliesst sie ihren Papa in die Arme. Als Schurter nochmals alleine zum Einkleiden ins Gesamtleadertrikot auf die Bühne kommt, ist Lisa mit dabei.

Schurters Winken ins Publikum ist aber auch ein Abschied von seinem geliebten Lenzerheide-Rennen, wo er 2018 auch Weltmeister wurde. Der Weltcup kommt vorerst nicht mehr ins Bündnerland, weil Crans-Montana nächstes Jahr als Hauptprobe für die WM 2025 als Schweizer Station zum Zug kommt.

Dass es nach menschlichem Ermessen sein letzter Auftritt am Rothorn ist, wird Schurter am Vorabend so richtig bewusst. Ein Jahr nach dem Crash-Eklat noch eine letzte Chance, beim Heimrennen Sieg Nummer 34 einzufahren – beim Essen mit dem Team wirds emotional. «Mir kamen die Tränen, als mir das bewusst wurde.»