«Es ist Ehrensache, hier mit anzupacken»
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Remo Käser als Aufbauhelfer:«Es ist Ehrensache, hier mit anzupacken»

Heimspiel für leidgeprüften Remo Käser
«Ich möchte einfach ohne Schmerzen schwingen»

Er galt als ganz grosse Hoffnung in den Berner Reihen. Doch Königssohn Remo Käser wurde immer wieder von Verletzungen gebremst. Nun muss der Oberaargauer lernen, mit diesen Verletzungen zu leben.
Publiziert: 26.05.2023 um 19:28 Uhr

In den letzten zwei Wochen hat sich die grosse Wiese vor der Kirchberger Sportanlage Grossmatt in ein wahres Schwingerparadies verwandelt. Wenige Tage vor dem Oberaargauischen Schwingfest folgen die letzten Handgriffe. Auf den sechs Tribünen reihen Zivilschützer rund 6000 Stühle auf. Lichterketten werden aufgehängt. Der Sand für die Steinstosser wird herangekarrt. Eine Truppe Männer verteilt tonnenweise Holzschnitzel in der Arena, damit sich die Festwiese nicht in ein Schlammbad verwandelt. Einer dieser Männer mit Rechen in der Hand ist Remo Käser (26).

Für den Lokalmatador sei es Ehrensache, beim Festaufbau zu helfen. Wobei – gross eine andere Wahl hatte er nicht. Denn Helfer sind knapp und der Aufwand ist so gigantisch, dass der Schwingklub Kirchberg BE seine Mitglieder zur Mitarbeit verdonnert hat. Käser nimmt es gelassen. Er kann es kaum erwarten, am Samstag in der Arena zu stehen. Stellt das Heimfest in Kirchberg emotional auf dieselbe Stufe wie das Unspunnen Schwinget Ende Saison.

Denn nach seinem letzten Ernstkampf vor zwei Wochen am Emmentalischen musste der angehende Agro-Kaufmann eine Zwangspause einlegen. Im ersten Gang zwickte es vom Nacken her. Zuerst fühlte es sich an, als ob er einen Weidezaun anfasste, beschreibt Käser das Gefühl. «Zuerst werden die Finger taub und tun richtig weh. Dann erst spürt man den Nacken.»

Remo Käser muss Holzschnitzel verteilen. «Die Arbeit könnte schlimmer sein», findet er.
Foto: Sven Thomann
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«Ich muss lernen, damit zu leben»

Remo Käser und sein Nacken. Das ist eine lange Leidensgeschichte. 2019 erhält er die Diagnose Bandscheibenvorfall im Halswirbel. Nach sechs Wochen Zwangspause startet er voller Tatendrang am Eidgenössischen in Zug – und bricht das Fest mit Schmerzen nach dem ersten Tag ab. Seither ist er wöchentlich in Behandlung. «Langfristig muss ich lernen, damit zu leben. Bislang konnte ich ja mehr oder weniger gut mit der Verletzung umgehen.»

Doch setzt der Berner so nicht seine Gesundheit aufs Spiel? «Diese Frage macht mir selbst jeweils ein bisschen Angst, wenn ich beim Arzt bin. Aber eigentlich kann nicht mehr kaputtgehen», sagt Käser. Wenns aber mal zwickt, in einem unachtsamen Moment, wenn die Nackenmuskulatur nicht angespannt ist, dann schmerzt es höllisch.

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«Ich kann das Schwingen nicht einfach so aufgeben.»
Remo Käser, Schwinger
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Machen diese Schmerzen Angst? Vielleicht ein bisschen. «Wenn die Angst zu gross wär, müsste ich eine andere Sportart suchen. Aber Schwingen ist meine Leidenschaft, seit ich ein kleiner Bub bin. Das kann ich nicht einfach so aufgeben.»

Es ist schwer zu sagen, wo Remo Käser sportlich heute stehen würde, hätte er weniger Verletzungspech gehabt. Viele hätten sich vorstellen können, dass er in die Fussstapfen seines Vaters, Schwingerkönig Adrian Käser, tritt. Auf sein grösstes sportliches Ziel angesprochen, muss Käser Junior nicht lange überlegen: «Mein grösster Wunsch ist es, einfach schmerzfrei Schwingen zu können.»

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