Jung, wild und böse
Das ist die neue Schwinger-Generation

Mit Christian Stucki tritt in diesem Jahr ein weiterer Schwinger aus der alten Garde zurück. Doch die jungen Wilden stehen schon in den Startlöchern, um ihren Platz bei den ganz Bösen zu ergattern. Blick stellt vier Top-Talente vor.
Publiziert: 30.04.2023 um 00:12 Uhr

Gian Maria Odermatt

Bereits als Fünfjähriger stand Gian Maria Odermatt (18) im Schwingkeller – und das, obwohl sein Vater als Fussballfan und seine Mutter als Italienerin mit dem urchigen Nationalsport herzlich wenig am Hut hatten. Doch schon beim ersten Probetraining ist es um den Knirps geschehen: «Meine Begeisterung fürs Schwingen hat den Familienalltag schon ein bisschen auf den Kopf gestellt. Plötzlich war mein Vater praktisch jeden Sonntag mit mir an irgendeinem Fest», erzählt der Grundbauer-Lehrling aus Uster.

Das hat sich offensichtlich ausgezahlt. In der vergangenen Saison holt sich Gian Maria Odermatt am Nordostschweizerischen seinen ersten Teilverbandskranz. Eine riesige Leistung für einen 18-Jährigen. Obwohl der junge Zürcher im Sommer ins Militär einrücken muss, steckt er sich ambitionierte Ziele. Vier bis fünf Kränze will Odermatt holen, wenn alles gut läuft. Im Idealfall genug, um Ende Saison am Unspunnen ins Sägemehl steigen.

Sinisha Lüscher

Er ist schon ein kleiner König: Der Uerkheimer Sinisha Lüscher (17) gewinnt 2021 den Eidgenössischen Nachwuchs-Schwingertag. Sein Talent und sein Wille beeindrucken. Trainer Gregor Bucher vom Schwingklub Olten-Gösgen ist begeistert von seinem Schützling. Was Sinisha auszeichne, sei sein enormer Ehrgeiz. «Das Schwingen ist seine absolute Priorität. Er will besser werden, will an die Spitze und arbeitet sehr hart dafür.» Doch dieser Ehrgeiz kann auch gefährlich werden. Lüschers Coach muss dem KV-Lernenden jeweils eine Zwangspause aufbrummen. «Wenn ich ihn liesse, würde er auch noch bei den Nachwuchsschwingern an jedem Fest teilnehmen. Aber er darf sich nicht verheizen!»

Sinisha Lüscher vom Schwingklub Olten-Gösgen gewinnt 2021 den Eidgenössischen Nachwuchs-Schwingertag.
Foto: foto-net / Albert Rene Kolb
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Lüschers Freude am Schwingen ist so unbändig, dass er dumme Sprüche und schräge Blicke wegen seiner Hautfarbe wegsteckt. Immer und immer wieder. Er sagt sogar von sich: «Ich will der erste schwarze Schwingerkönig werden.» Wenn Lüscher so weiterschwingt, ist das durchaus realistisch.

Marc Lustenberger

Zu einer Pause zwingen muss man wohl auch Marc Lustenberger (20) von Zeit zu Zeit. Das Kraftpaket aus dem luzernischen Hasle hat in der letzten Saison so richtig auf den Turbo gedrückt und sieben Kränze geholt. Gleich zwei Meilensteine eines jeden Schwingers hat er Teilzeit-Skilehrer dabei abgehakt. Den Teilverbandskranz holte er sich am Innerschweizerischen. Und auf dem Brünig, dem Schwinger-Mekka schlechthin, sichert sich Lustenberger den ersten Kranz an einem Bergfest. Wenn der Luzerner so weitermacht, darf man Lustenberger diesen Sommer im einen oder anderen Schlussgang erwarten.

Michael Moser

Es war im Jahr 2010, als der damals fünfjährige Michael Moser (17) mit grossen Augen im Fernsehen das ESAF in Frauenfeld mitverfolgte. Da hats den Emmentaler gepackt. Als erster Gegner musste der Plüsch-Bäri hinhalten, bald nahm ihn ein Nachbar ins Schwingtraining mit. Im vergangenen Jahr war es dann so weit, Moser trat selbst am ESAF in Pratteln an und verpasste den Kranz nur um einen halben Punkt – und das mit Jahrgang 2005. Mosers Geheimrezept? Kann er selbst auch nicht so genau benennen. Sein Saisonziel? Besser werden. Und natürlich am Unspunnen teilnehmen. «Allzu viele Gedanken will ich mir darüber aber noch nicht machen. Ich nehme es einfach vorneweg.» Ein guter Plan. In letzter Zeit ist es für den gemütlichen Berner meistens ziemlich gut rausgekommen.

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